Kurz: Ferienzeit – Zeit, Umzug der Datenhalden zu planen

Nach­dem der Sup­port für Win­dows XP end­gül­tig aus­ge­lau­fen ist, Linux aus Grün­den für mich kei­ne Opti­on dar­stellt, aber auch, nach­dem der Umgang mit aktu­el­len Web­sites in den letz­ten Jah­ren immer qual­vol­ler gewor­den ist und die 150 GB Fest­plat­te peri­odisch voll lau­fen, ist es Zeit für einen neu­en PC. Der alte war jetzt fast zehn Jah­re im Dienst, den neu­en habe ich heu­te bestellt. Dabei hat­te ich mit einem Intel NUC gelieb­äu­gelt, der war mir dann aller­dings letzt­lich in der Aus­stat­tungs­va­ri­an­te, die ich ger­ne haben woll­te, zu teu­er, so dass es ein etwas grö­ße­rer, lang­wei­li­ger und nicht ganz so ener­gie­spar­sa­mer ande­rer Mini-PC gewor­den ist. Immer­hin ken­ne ich mich jetzt halb­wegs mit Intels aktu­el­len Pro­zes­sor­fa­mi­li­en aus. Wie der neue PC sich macht, wer­de ich berich­ten, wenn er da ist.

Aktu­ell mache ich mir Gedan­ken, wie ich den neu­en PC ein­rich­ten soll. Neben Grund­satz­fra­gen (Erst­mal Win­dows 7 oder doch gleich Win­dows 10 instal­lie­ren, wo ich schon dabei bin? Micro­soft Office oder doch Libre­Of­fice trotz aller Unzu­frie­den­hei­ten eine Chan­ce geben?) stellt sich mir ins­be­son­de­re die Fra­ge, was ich mit den Daten­hal­den tun möch­te, die sich so ange­sam­melt haben. Daten­hal­den meint hier zum einen jede Men­ge Soft­ware, die ich irgend­wann mal instal­liert und dann ver­ges­sen habe, zum ande­ren Daten, die bis 1995 zurück­rei­chen – zwan­zig Jah­re alte Doku­men­te. Das kann manch­mal ganz prak­tisch sein. 

Bei der Soft­ware gibt es rund zwei Dut­zend Pro­gram­me, die ich wei­ter­hin brau­chen wer­de, und viel, was ich vor­sichts­hal­ber mal in Form von Instal­la­ti­ons­da­tei­en auf­be­wah­ren wer­de. Das ist rela­tiv ein­fach. Kom­pli­zier­ter sieht es bei den Doku­men­ten aus. Bis­her habe ich bei Rech­ner­um­zü­gen ein­fach alles auf den neu­en Rech­ner kopiert (ganz beson­ders schlimm: Mail­ar­chi­ve! Fotos!). Den Anlass „neu­er PC“ könn­te ich jetzt aber auch dazu nut­zen, mir Gedan­ken dar­über zu machen, wel­che Äste mei­ner Ord­ner­struk­tur ich wei­ter­hin regel­mä­ßig brau­che und nut­ze, und wel­che maxi­mal noch in einem „Archiv“-Pfad fort­ge­führt wer­den soll­ten. (Und dann sind dann noch die Kin­der, die mei­nen Rech­nern inzwi­schen nicht nur für Spie­le nut­zen – da fängt’s dann mit Accounts etc. an …). Ich weiß, was ich in die­sen Som­mer­fe­ri­en machen werde.

Lesenswert: Klimawandel und Alltagshandeln

Titel Klimawandel und AlltagshandelnDie hes­si­sche Lan­des­stif­tung der Hein­rich-Böll-Stif­tung, der BUND und das Insti­tut für sozi­al-öko­lo­gi­sche For­schung (ISOE) haben mit dem jetzt erschie­ne­nen Band Kli­ma­wan­del und All­tags­han­deln nicht nur die Doku­men­ta­ti­on einer im Herbst 2006 statt­ge­fun­de­nen Tagung her­aus­ge­ge­ben, son­dern bie­ten – an der Gren­ze zwi­schen Wis­sen­schaft und Poli­tik – einen guten Über­blick über den aktu­el­len Stand zur Fra­ge, was im All­tag kli­ma­po­li­tisch und kli­ma­schüt­ze­risch getan wer­den kann.

Der Band glie­dert sich, grob gesagt, in drei The­men­ge­bie­te. Im ers­ten, „Kli­ma­wan­del, Kli­ma­po­li­tik, Kli­ma­schutz“, gibt Uwe Frit­sche vom Öko-Insti­tut einen kon­zi­sen Über­blick über den Wis­sens­stand zum Kli­ma­wan­del und reißt Hand­lungs­fel­der an. Klaus Wort­mann dis­ku­tiert das The­ma Ener­gie­spa­ren im Haus­halt his­to­risch, d.h. er arbei­tet sozu­sa­gen Geschich­te der „Ener­gie­spar­be­we­gung“ seit den 1970er Jah­ren mit ihren Höhen und Tie­fen, poli­ti­schen Zuwen­dun­gen und all­täg­li­chen Rück­zü­gen auf. Anja Wir­sing schließ­lich stellt eine Foto­ak­ti­on vor, mit der Frau­en zum inter­na­tio­na­len Frau­en­tag Kli­ma­bot­schaf­ten posi­tio­nie­ren (das Buch ist damit illustriert).

Im zwei­ten Abschnitt geht es dann um die Rah­men­be­din­gun­gen. Wer­ner Neu­mann dis­ku­tiert wirt­schaft­li­che und struk­tu­rel­le Pro­ble­me des Poli­tik­fel­des Ener­gie­ef­fi­zi­enz. Aus der Sicht des Ver­brau­cher­schut­zes betrach­tet Hol­ger Kra­win­kel Glüh­bir­nen­ver­bo­te und ähn­li­che Aktio­nen und plä­diert für ein Minis­te­ri­um mit gebün­del­ter Ener­gie­spar­kom­pe­tenz. Hans Acker­mann zeigt, wo tat­säch­lich Ein­spar­po­ten­zia­le lie­gen und Hans-Peter Frank dis­ku­tiert das Strom­spar­för­der­pro­gramm der Stadt­wer­ke Marburg.

Für mich am span­nends­ten der drit­te Teil des Buchs: „Die all­täg­li­che Pra­xis: Im All­tag kli­ma­scho­nend han­deln“. Imma­nu­el Stieß vom ISOE geht aus­führ­lich auf eine all­tags­öko­lo­gi­sche Per­spek­ti­ve in der Kli­ma­dis­kus­si­on ein. Dabei geht es nicht nur um die ener­ge­ti­schen Effek­te ver­schie­de­ner Bedürf­nis­fel­der und die all­täg­li­chen Hand­lungs­mög­lich­kei­ten; die­se all­tags­öko­lo­gi­sche Per­spek­ti­ve wird in den Rah­men des gro­ßen Wand­lungs­pro­zes­ses der Tech­ni­sie­rung und Ver­wis­sen­schaft­li­chung all­täg­li­chen Han­delns gestellt. Ein­dring­lich macht Stieß klar, war­um Kon­su­men­tIn­nen und Haus­hal­te Schlüs­sel­ak­teu­re für den Kli­ma­schutz sind – und wie ein prak­ti­ka­bler Weg zu einem post­fos­si­len All­tag aus­se­hen kann. Er nennt hier ins­be­son­de­re vier Punkte: 

  • Ener­gie­ef­fi­zi­en­te Ange­bo­te und Pro­duk­te müs­sen in die all­täg­li­che Lebens­füh­rung inte­grier­bar sein, sie müs­sen „all­tags­kom­pa­ti­bel, breit ver­füg­bar und leicht zu hand­ha­ben sein“ und sich in All­tags­rou­ti­nen inte­grie­ren lassen. 
  • Infor­ma­ti­on zum Kli­ma­schutz muss eine ein­fa­che Ori­en­tie­rung erlau­ben, als Posi­tiv­bei­spiel nennt Stieß die EU-Ener­gie­ver­brauchsla­ben von A++ bis G. 
  • Die unter­schied­li­che Lebens­wirk­lich­keit unter­schied­li­cher Bevöl­ke­rungs­grup­pen muss berück­sich­tigt werden. 
  • Die unter­schied­li­chen Hand­lungs­mög­lich­kei­ten und ‑res­sour­cen unter­schied­li­cher Grup­pen müs­sen berück­sich­tigt sein, bspw. sind die Anfangs­in­ves­ti­tio­nen in spar­sa­me Gerä­te schwie­rig – es kann sich nicht jeder leis­ten, spar­sam zu sein. 

Als wei­te­re Posi­tiv­fak­to­ren nennt Stieß all­tags­na­he und gut ver­ständ­li­che Öko-Rat­ge­ber, die Eco­T­op­Ten-Initia­ti­ve des Öko-Insti­tuts und neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­men wie Stromwechsel-Partys.

Red light

Elke Dünn­hoff vom Hei­del­ber­ger ifeu geht im Detail auf Grün­de ein, die das Ener­gie­spa­ren erschwe­ren. Dazu gehört die zuneh­men­de tech­ni­sche Aus­stat­tung der Haus­hal­te (von Kaf­fee­ma­schi­nen über Mobil­te­le­fo­ne bis zur Wasch­ma­schi­ne und zur Glüh­bir­ne), dabei zuneh­mend „intel­li­gen­te“ Gerä­te mit Stand­by-Modus. Hand­lungs­an­sät­ze in pri­va­ten Haus­hal­ten glie­dert sie nach den drei Maß­nah­men­ar­ten „Nut­zungs­ver­hal­ten“, „Klein­in­ves­ti­tio­nen“ und „Kauf­ent­schei­dun­gen“. Wich­tig an ihrem Bei­trag fin­de ich, dass sie aus­führ­lich auf Hemm­nis­se zum Strom­spa­ren ein­geht, u.a. dass der Strom­ver­brauch der Gerä­te nicht sicht­bar ist.

Zum Teil All­tags­öko­lo­gie gehö­ren wei­ter­hin ein Bericht von Hans Acker­mann aus dem All­tag eines Ener­gie­spar­haus­halts und ein Über­blick von Ramo­na Sief­ke über Erfah­run­gen aus der Ener­gie­be­ra­tung der Verbraucherzentralen. 

Ein wich­ti­ges The­ma spre­chen zwei wei­te­re Bei­trä­ge an – ein­mal wis­sen­schafts­nah (Stieß und Dünn­hoff) und ein­mal prak­tisch (Bet­ti­na Sicken­ber­ger) geht es um das Zusam­men­brin­gen von Energiesparpolitik/Energiekostenanstieg und sozia­len Kon­se­quen­zen, Sozi­al­po­li­tik. Stieß und Dünn­hoff berich­ten über eine mit der Hans-Böck­ler-Stif­tung durch­ge­führ­te Stu­die zu den Aus­wir­kun­gen stei­gen­der Ener­gie­kos­ten auf Haus­hal­te, die ALG II bzw. Sozi­al­hil­fe bezie­hen. Sicken­ber­ger stellt den „Ein­spar­ser­vice“ der Cari­tas Frank­furt am Main vor, bei der „Arbeits­lo­se“ zur Vor-Ort-Ener­gie­be­ra­tung ein­ge­setzt werden.

Doris Hayn (ISOE) schließ­lich macht in ihrem Bei­trag zum Ernäh­rungs­han­deln deut­lich, dass Kli­ma­ef­fek­te all­täg­li­chen Han­delns nicht nur dort statt­fin­den, wo direkt Strom durch irgend­wel­che Gerä­te fließt. Zugleich geht es dar­um, wie schwie­rig es ist, die ver­steck­ten Kli­ma­ef­fek­te zu ver­rin­gern und all­täg­li­che Prak­ti­ken zu ver­än­dern. Die Dar­stel­lung der Kom­ple­xi­tät des All­tags erscheint mir sehr hilf­reich und macht sehr klar, war­um ein­fa­che Rezep­te nicht unbe­dingt funk­tio­nie­ren. Auch Hayn betont, dass kli­ma­po­li­ti­sche Hand­lungs­emp­feh­lun­gen all­tags­kom­pa­ti­bel sein müs­sen, und es nicht zu stän­di­gen Abwä­gungs­pro­zes­sen kom­men kann. Zugleich hält sie fest, dass das Hand­lungs­feld Ernäh­rung deut­lich zeigt, dass Kli­ma­schutz letzt­lich „(ein­schnei­den­de) Ver­än­de­run­gen von Ver­brauchs- und Kon­sum­ge­wohn­hei­ten, von Lebens­wei­sen und Lebens­sti­len“ not­wen­dig machen wird. Da braucht es zwar auch Umwelt­rat­ge­ber, die all­tags­kom­pa­ti­ble Tipps geben, aber noch viel mehr Unter­stüt­zung der pri­va­ten Akteu­re durch poli­ti­sche Rah­men und wirt­schaft­li­che Angebote.

Das Buch wird ergänzt durch eine Kurz­vor­stel­lung der betei­lig­ten Ein­rich­tun­gen und einen Über­blick über Web­sites und Umwelt­rat­ge­ber für Klimaschutz.

Wie auch schon in der Gewich­tung in die­ser Kri­tik deut­lich gewor­den ist, sind eini­ge Tei­le des Buches für mich sehr viel inter­es­san­ter als ande­re. Neben dem Über­blick über den Stand der wis­sen­schaft­lich-poli­ti­schen Kli­ma­de­bat­te sind dies vor allem die expli­zit all­tags­öko­lo­gi­schen Bei­trä­ge. Bei ande­ren schim­mert dann doch zu sehr der Vor­trags­stil einer Tagung durch; statt wei­ter­ge­hen­den Infor­ma­tio­nen fin­det sich dann das tex­tu­el­le Äqui­va­lent einer Power­Point-Prä­sen­ta­ti­on. Das und der rela­tiv hohe Preis sind sicher­lich Punk­te, die gegen Kli­ma­wan­del und All­tags­han­deln spre­chen. Für alle, die poli­tisch oder wis­sen­schaft­lich mit dem The­ma zu tun haben, ist die Anschaf­fung jedoch sinn­voll, inso­fern hier ent­schei­den­de Eck­pfei­ler für eine all­tags­ori­en­tier­te Her­an­ge­hens­wei­se an Kli­ma­po­li­tik gesetzt werden. 

* * *

Hayn, Doris / Zwen­gel, Ralf (Hrsg.) (2008): Kli­ma­wan­del und All­tags­han­deln. Essen: Klar­text. 186 Sei­ten, 14,95 Euro. Ver­lags­in­for­ma­ti­on. Bei Ama­zon bestel­len.

Kurzeintrag: Stromlücken (Update 2: Beschluss grüner Parteirat)

Yellow powerU.a. der Spie­gel posaunt in den letz­ten Wochen über eine zu erwar­ten­de „Ver­sor­gungs­lü­cke“ in der Ener­gie­ver­sor­gung. Grund­la­ge dafür scheint ein State­ment der „dena“ zu sein. Im aktu­el­len News­let­ter des Nach­hal­tig­keits­rats wird jetzt auf ein Gut­ach­ten des Umwelt­bun­des­am­tes und State­ments des BUND, die klar­ma­chen, dass Kli­ma­schutz und Atom­aus­stieg durch­aus ver­ein­bar sind und es kei­nen Grund gibt, neue Koh­le­kraft­wer­ke zu bau­en. Gut zu wissen.

Update: (16.04.2008) Lesens­wert zu die­sem The­ma auch die Spie­gel­Kri­tik von heute.

Update 2: (21.04.2008) Eben­falls lesens­wert der heu­ti­ge Beschluss (pdf) des grü­nen Par­tei­rats zur „Strom­lü­cken-Lüge“.

Kurzeintrag: Heute um acht mal wieder das Licht ausschalten (Update 2)

Heu­te (Sams­tag, 29.3.2008) fin­det welt­weit die Earth Hour statt. Um 20 Uhr loka­ler Zeit soll für eine Stun­de das Licht aus­ge­macht wer­den: eine Akti­on des WWF. Aus­tra­li­en hat’s schon mal vor­ge­macht. Da star­te­te die Idee letz­tes Jahr auch. Aller­dings scheint Euro­pa bei der Akti­on weit­ge­hend außen vor zu blei­ben, war­um auch immer.

> offi­zi­el­le Seite

Update zu Kurz gefragt: Licht an oder aus?

Update: Den wit­zigs­ten Hin­weis auf die Akti­on habe ich hier gefun­den. Da heißt es nämlich:

sudo crontab -e
00 20 29 03 * /sbin/poweroff

Update 2: Ein paar Fotos von der Akti­on welt­weit sind bei Reu­ters zu fin­den; ein Kom­men­tar dazu, war­um Deutsch­land außen vor blieb – samt Rück­blick auf die Licht-Aus!-Aktion – gibt es bei Tree­hug­ger.