Kurz: A young lady’s primer

Ich muss vom Smart­phone blog­gen – Z. blo­ckiert den Com­pu­ter. Sie schreibt Buch­sta­be für Buch­sta­be Buch­ti­tel ab (und ist mäch­tig stolz dar­auf). Alle paar Minu­ten fragt sie mich, weil sie einen bestimm­ten Buch­sta­ben nicht fin­det. Noch fehlt auch eine Ver­bin­dung zwi­schen den For­men und dem, was die­se Buch­sta­ben jeweils laut­lich bedeuten.

Hier wür­de ich ihr ger­ne mein Smart­phone (oder bes­ser noch ein Tablet) in die Hand drü­cken. Ich glau­be, ihre aktu­el­le Neu­gier­de auf Buch­sta­ben und Wör­ter wür­de sie dazu brin­gen, sehr schnell von sym­bo­li­schen For­men zu Laut­re­prä­sen­ta­tio­nen zu kom­men. Gera­de, um die­se arbi­trä­ren Ver­bin­dun­gen her­zu­stel­len, wäre die prin­zi­pi­ell kin­der­leich­te und mul­ti­me­dia­le Ober­flä­che eines Smart­phones das idea­le Medium. 

Nur: Zumin­dest ein ers­tes Durch­blät­tern des Android-Mar­ket lässt mich nichts der­glei­chen fin­den, schon gar nicht in Deutsch. In Neal Ste­phen­sons Dia­mond Age taucht so ein – wir wür­den heu­te wohl Tablet dazu sagen – auf: eine ver­netz­te Künst­li­che Intel­li­genz im hand­li­chen For­mat, die der kind­li­chen Hel­din des Buchs Welt­wis­sen und Kul­tur­tech­ni­ken ver­mit­telt (und mit dem Kind wächst). Fürs ers­te wür­de mir ja sowas wie eine freund­lich „anlau­ten­de“ vir­tu­el­le Tas­ta­tur rei­chen. Gibt es aber nicht, oder?

Uff, Kinder ins Bett gebracht

Puh. Es ist halb zehn. Zora und Ras­mus schla­fen end­lich. Zum Ritu­al gehört: Schlaf­an­zug anzie­hen, Zäh­ne put­zen, je Kind min­des­tens ein Buch vor­le­sen, ins Bett ste­cken, und dann noch ein paar Lie­der sin­gen (Wobei ich zuge­ben muss, dass mein Reper­toire an aus­wen­di­gen Lie­dern sich mehr oder weni­ger auf „Schlaf, Anne, schlaf“ und „Rit­ter Rufus“ erstreckt, dann gibt’s noch ein paar Lieb­lings­lie­der aus dem Lie­der­buch. Und sin­gen kann ich auch nicht wirk­lich, also nicht so mit Noten und so …). Und dann schla­fen die Kin­der, meis­tens.* Wenn sie nicht noch was trin­ken wol­len, Hun­ger bekom­men, ein Kuschel­tier ver­mis­sen, eine Decke mehr/weniger brau­chen oder noch­mal die Hand gehal­ten haben wol­len oder auf den Schoß krab­beln möch­ten. Oder mit­ter­nachts auf­wa­chen und Eltern suchen.

Dass es nicht nur mir so geht, zeigt die gro­ße Reso­nanz, die die­ser Link (pdf) u.a. bei Face­book her­vor­ge­ru­fen hat. Hin­ter dem Link steckt ein (urhe­ber­recht­lich wohl eher frag­wür­di­ger) Scan des Buchs Go the fuck to sleep (gefun­den via Boing­Bo­ing).

Go the fuck to sleep scheint das idea­le Buch für ermü­de­te Eltern zu sein. Geschrie­ben von Adam Mans­bach und illus­triert von Ricar­do Cor­tés kommt – in klas­si­schem Kin­der­buch­for­mat, aber wohl nicht unbe­dingt zum Vor­le­sen gedacht ;-) – all das vor, was den abend­li­chen All­tag von Eltern klei­ner Kin­der so aus­macht. Der Wie­der­erken­nungs­fak­tor ist jeden­falls extrem hoch …

Klei­nes Bei­spiel gefällig?

The cats nest­le clo­se to their kit­tens now.
The lambs have laid down with the sheep.
You’re cozy and warm in your bed, my dear.
Plea­se go the fuck to sleep.** 

Das Buch ist bei ama­zon gra­de ent­we­der aus­ver­kauft oder noch nicht wirk­lich erschie­nen, aber trotz­dem sehr beliebt. Mit­te Juni soll es wie­der erhält­lich sein. Wer’s vor­be­stel­len mag, kann das unter die­sem Link tun.

War­um blog­ge ich das? Weil ich das For­mat „Bil­der­bü­cher für Eltern“ span­nend finde.

* So läuft das ab, wenn Zora und Ras­mus zur glei­chen Zeit ins Bett gebracht wer­den. Meis­tens aber will Zora län­ger auf­blei­ben als Ras­mus, was am bes­ten funk­tio­niert, wenn zwei Eltern­tei­le gleich­zei­tig da sind.

** Frei übersetzt: 

Kätz­chen und Kat­zen schmie­gen sich an
Läm­mer haben’s bei Scha­fen gemütlich
Du kuschelst dich ins Bett, mein Liebling -
Ver­dammt noch mal, jetzt schlaf endlich!

Kurz: Über die Elternschaft von S.

Das Regie­rungs­mit­glied S. kün­digt an, dem­nächst ein Kind zu erwar­ten. Es wird gra­tu­liert, vor allem aber eif­rig dar­über dis­ku­tiert. Die Unter­tö­ne in der Debat­te rei­chen von der Fra­ge, ob die­ses Regie­rungs­mit­glied dann noch sein Amt aus­üben kann, bis hin zu Spe­ku­la­tio­nen, ob es denn poli­ti­sches Kal­kül war, zur Eltern­schaft zu kom­men. Die Annah­me, dass ein wich­ti­ges Füh­rungs­amt wie das von S. mit einem Kind zu ver­ein­ba­ren ist, ist jeden­falls längst nicht selbst­ver­ständ­lich. Und selbst wenn, dann geht es viel­leicht gera­de in so einer expo­nier­ten und poli­ti­schen Posi­ti­on mit hohem Gehalt, aber nicht, wenn S. einen ganz nor­ma­len Beruf aus­üben würde.

Natür­lich ist S. die Fami­li­en­mi­nis­te­rin Kris­ti­na Schrö­der. Dass so debat­tiert wird, und dass das ver­mut­lich nicht der Fall wäre, wenn S. der Fami­li­en­mi­nis­ter Kris­ti­an Schrö­der wäre, zeigt, wie selbst­ver­ständ­lich geschlechts­dif­fe­rent bestimm­te Annah­men dar­über, was pas­siert, wenn Men­schen zu Eltern wer­den, in Deutsch­land immer noch sind. Dass das so ist, ist nichts neu­es – trotz­dem hal­te ich es für sinn­voll, an einer Stel­le wie die­ser, wo es doch sehr deut­lich wird, genau dar­auf hinzuweisen. 

Elf Sätze zum Sorgerecht

Flight geometry

Bei Ant­je Schrupp und bei der Mäd­chen­mann­schaft wer­den die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen rund um das Sor­ge­recht ana­ly­siert und hef­tig dis­ku­tiert. Mein ers­ter Ein­druck: die Auf­he­bung des Veto­rechts für nicht-ehe­li­che Müt­ter beim Sor­ge­recht ist eben­so sinn­voll wie der Vor­schlag von Jus­tiz­mi­nis­te­rin Leu­theus­ser-Schnar­ren­berg, künf­tig das gemein­sa­me Sor­ge­recht auch bei nicht mit­ein­an­der ver­hei­ra­te­ten Eltern als Stan­dard ein­zu­füh­ren. Die­se Sicht der Din­ge mag auch mit mei­ner per­sön­li­chen Situa­ti­on zu tun haben. Ich bin froh, dass mei­ne Part­ne­rin und ich das gemein­sa­me Sor­ge­recht für unse­re bei­den Kin­der haben (die­se Mög­lich­keit gibt es erst seit 1998) – das passt zu unse­rer Vor­stel­lung ega­li­tä­rer Eltern­schaft. Und ich kann bestä­ti­gen, was wohl auch ande­re erfah­ren haben, dass es näm­lich als nicht ver­hei­ra­te­tes Paar ein ziem­li­cher Auf­wand ist, das gemein­sa­me Sor­ge­recht zu bean­tra­gen. Dazu müs­sen Vater und Mut­ter gemein­sam beim Jugend­amt erschei­nen – wir haben das aus prak­ti­schen Grün­den und nach Bera­tung durch unse­re Heb­am­me vor der Geburt gemacht -, sich einen Vor­trag dar­über anhö­ren, dass die Ent­schei­dung nur durch Gerichts­ur­teil wie­der auf­heb­bar ist, und die Part­ne­rin wird ganz unvoll­jäh­rig noch­mal ganz beson­ders auf die Trag­wei­te ihres Ent­schlus­ses hin­ge­wie­sen. Dass es unter die­sen Umstän­den häu­fig dazu kommt, dass unver­hei­ra­te­te Paa­re das gemein­sa­me Sor­ge­recht nicht bean­tra­gen, erscheint mir plau­si­bel – und die Karls­ru­her Ent­schei­dung ein Schritt hin zu einer Gleich­stel­lung von ver­hei­ra­te­ten und nicht ver­hei­ra­te­ten Paaren.

Aller­dings gibt es auch Argu­men­te, die gegen die Rege­lung einer gemein­sa­men Sor­ge als Stan­dard­fall spre­chen, und die mich jetzt auch ein biß­chen ins Grü­beln gebracht haben. Das eine ist der in die­sem taz-Kom­men­tar schön zum Aus­druck gebrach­te Punkt, dass „Vater­schaft“ ganz unter­schied­li­ches bedeu­ten kann, von der ega­li­tä­ren Fami­li­en­ar­beit oder der Allein­ver­ant­wor­tung bis hin zu einem „Will-damit-nichts-zu-tun-haben“: da stellt sich schon die Fra­ge, ob eine sol­che Fest­le­gung für alle Fäl­le passt, bzw. wie das gere­gelt wer­den kann. Noch schwer­wie­gen­der erscheint mir das von bei­den oben ver­link­ten Blogs ange­spro­che­ne Argu­ment, dass mit der gemein­sa­men Sor­ge von leib­li­cher Mut­ter und leib­li­chem Vater letzt­lich ein ganz bestimm­tes sozia­les – hete­ro­nor­ma­ti­ves – Modell von Fami­lie und Eltern­schaft gefea­tured wird, und dass hier die bio­lo­gi­sche Eltern­schaft gegen­über einer wie auch immer zustan­de gekom­me­nen sozia­len Eltern­schaft klar prä­fe­riert wird. Jedes Kind braucht Eltern – aber müs­sen das genau zwei sein, genau ein Mann und genau eine Frau (die zusam­men das Kind gezeugt haben)?

P.S.: Wahr­schein­lich ist das recht­lich-poli­ti­sche Kon­zept Fami­li­en­ver­trag hier der letzt­lich sinn­volls­te Weg.

Kurz: Promovierende mit Kind zwischen den Kategorien

BüroMei­ne Part­ne­rin und ich sind der­zeit bei­de Pro­mo­ti­ons­stu­die­ren­de. Das hat ver­schie­de­ne Vor- und Nach­tei­le, um die es hier aber gar nicht gehen soll. Ein Pro­blem die­ses Sta­tus ist mir heu­te mor­gen schmerz­lich bewusst gewor­den. Wir sind näm­lich (schon län­ger) auf der Suche nach einem Kita-Platz für Ras­mus. Eigent­lich hät­ten wir ger­ne schon längst einen – Ras­mus ist gera­de ein Jahr als gewor­den – aber da wir ihn nicht vor­ge­burt­lich schon auf War­te­lis­ten set­zen las­sen haben, zieht sich das alles hin. 

Aber zum Sta­tus­pro­blem: die Uni Frei­burg hat eine eige­ne Kita (soweit ja mal gut). Die ist voll, wir ste­hen auf der War­te­lis­te, haben aber wenig Hoff­nung, einen Kita-Platz zu ergat­tern, weil die Plät­ze dort in der Rei­hen­fol­ge „wiss. Mit­ar­bei­te­rin­nen“*, „wiss. Mit­ar­bei­ter“, „Pro­mo­vie­ren­de“ ver­ge­ben wer­den, wie ich heu­te mor­gen erfah­ren habe.** Das Stu­den­ten­werk betreibt auch Kin­der­ta­ges­stät­ten. Dort ist die Rei­hen­fol­ge „Stu­die­ren­de im Erst­stu­di­um“ und erst danach „Pro­mo­vie­ren­de etc.“. Macht bei­des aus sich her­aus Sinn – zusam­men führt es dazu, dass die Chan­ce, als pro­mo­vie­ren­de Eltern ohne Beschäf­tig­ten­sta­tus einen Kita-Platz an der Uni zu krie­gen, ziem­lich klein sind. Was – „aka­de­mi­sche Rush­hour“ hin und „fami­li­en­freund­li­che Uni“ her – ziem­lich blöd ist.

* Neben­bei ein schö­nes Bei­spiel für Rei­fi­zie­rungs­pro­ble­me: aus der gegen­wär­ti­gen geschlechts­spe­zi­fi­schen Arbeits­ver­tei­lung her­aus erscheint es durch­aus sinn­voll, Kita-Plät­ze bevor­zugt an die Kin­der von Wis­sen­schaft­le­rin­nen zu geben – gleich­zei­tig ver­stärkt die­se Rei­hen­fol­ge aber die gesell­schaft­li­che Annah­me, dass Wis­sen­schaft­ler einen gerin­ge­ren Bedarf an Kin­der­be­treu­ung haben, weil ja im Zwei­fels­fall die Frau ein­sprin­gen kann.

** Damit das nicht in den fal­schen Hals gerät: der Mit­ar­bei­ter, der mich dar­über infor­miert hat, war sehr freund­lich und hat­te durch­aus Ein­sicht in die sich dar­aus erge­ben­den Pro­ble­me (und nann­te auch eini­ge Alter­na­ti­ven außer­halb der Uni) – das struk­tu­rel­le Pro­blem besteht trotz­dem weiter.