Studiengebührenverwendung (Update 2)
Kurzer Hinweis: die Uni Freiburg hat inzwischen eine Pressemitteilung zur Studiengebührenverwendung im gerade ablaufenden Sommersemster veröffentlicht. Kernsätze: „Die Studiengebühren kommen ausschließlich den Studierenden zugute.“ und die Wörter „neu“, „mehr“, „besser“. Gerecht ist das – der Pressemitteilung zu Folge – auch, schließlich müssen behinderte Studierende aus sozial benachteiligten Familien mit Kind nicht direkt Gebühren zahlen, sondern können auch einen Kredit aufnehmen. Oder so. Was ich eigentlich nur sagen wollte: was nicht in der Mitteilung steht, ist die Frage, was kurz vor Einführung der Studiengebühren gekürzt wurde, um jetzt wieder aufgestockt zu werden. Und wie weit gefasst „kommt ausschließlich den Studierenden zugute“ tatsächlich ist.
Warum blogge ich das? Auch wenn ich grade eher sarkastisch klinge, finde ich es letztlich gut, wenn die Unis zumindest sagen, was mit den Studiengebühren gemacht wird. Dass die dabei als großes Wunderwerk verkauft werden, ist wohl nicht zu vermeiden.
Update: Studiengebührenbefreiung gibt es unter anderem nach IQ – mehr dazu bei jetzt.de und fudder (mit einem Foto von mir, auch wenn’s nicht dabeisteht). Und in der taz.
Update 2: Sehr kritische Pressemitteilung des u‑asta zur Frage der Studiengebührenverwendung – „Versprechen gebrochen“.
Jetzt auch tragbar (Update)
Wovon ist die Rede? Das Nachfolgeblog des Neuen Universums, nämlich die Riesenmaschine, gibt es jetzt auch tragbar. Also als Buch. Und weil die HerausgeberInnen das ganze brav auch als ein den Verkauf anregendes PDF (6 MB) veröffentlicht haben (also quasi die knitterfreie Fassung des tragbaren Papierdinges), werbe ich dafür gerne. Gesehen habe ich bisher nur letzteres, hat mir gefallen (auch bezüglich der Gestaltung), das andere liegt im Bestellausgang beim Internetbuchhändler meines Vertrauens (a 8,95 Euro, wird als Ressource für die nächste Bahnfahrt erwartet).
Warum blogge ich das? Muss etwas mit subliminaler Hypnose zu tun haben.
Update: Heute war’s dann im Briefkasten – und wurde, statt es ordentlicherweise für die Bahnfahrt aufzuheben, gleich gelesen. Bis auf einen fälschlicherweise in den Text gerutschten Bindestrich irgendwo war’s ganz nett.
Mietsteigerung durch Rechenfehler?
Freiburg gehört zu den teuersten Städten, was Mieten anbelangt. Wer – wie wir derzeit – nach einer bezahlbaren Wohnung sucht, ist oft ziemlich schockiert: nicht nur über das Preisniveau in der Zypresse, sondern auch über die Preisvorstellungen etwa der Stadtbau. Mit Schuld daran, dass die Mietpreise – so jedenfalls mein subjektives Empfinden – eher wieder am Steigen sind, dürfte der Mietspiegel sein. Dieser wird seit letztem Jahr nicht mehr von FIFAS – einem Freiburger Institut mit engen Verbindungen zum hiesigen Institut für Soziologie – erstellt, sondern vom Regensburger Institut EMA. Zumindest deren Rekrutierungsanzeige vor zwei Jahren im Amtsblatt erschien mir etwas seltsam, jedenfalls nicht extrem professionell.
Wie dem auch sei: Jetzt bin ich im Sonntag über eine kleine Notiz gestolpert: Der Soziologe Prof. Baldo Blinkert (FIFAS) wirft EMA Statistikfehler vor, die zu einer nicht der Realität entsprechenden Durchschnittsmieterhöhung geführt haben sollen. Die Stadt dementiert. Da ich Prof. Blinkert während meines Studiums (und auch sonst) als einen engagierten, aber auch bedächtigen, seine Äußerungen genau abwägenden Wissenschaftler kennengelernt habe, hat mich diese kurze Notiz ein bißchen irritiert. Deswegen habe ich mal nachgeforscht, um was es geht, und bin auf diese Stellungnahme Blinkerts und diese damit verbundene Anfrage der Freiburger SPD gestoßen. In der SPD-Anfrage heißt es u.a.:
„Die Kritik und die Diskussion in den Medien und mit uns Gemeinderäten reißt nicht ab, oft werden vor allem die Auswirkungen anhand der Lage der Wohnungen, anhand ihres Baujahrs und den daraus nun möglichen hohen Mietsteigerungen, vor allem bei Neuvermietungen, kritisiert“.
Auch wenn die Freiburger SPD gerne ein bißchen populistisch auftritt: da scheint mir etwas dran zu sein.
Was kritisiert Blinkert nun am Vorgehen von EMA? Zum einen sind es einige statistische Werte, die nicht angegeben werden, und die so eine Nachprüfung der Ergebnisse erschweren. Außerdem weist er auf Elemente im Berechnungsmodell hin, die seiner Meinung nach nicht in einen Mietspiegel gehören. Schwerwiegender ist der Vorwurf statistischer Mängel. Unter anderem geht es darum, dass bei der zentralen Regressionsanalyse unsauber gearbeitet wurde:
„Von den 50 mietpreisrelevanten Merkmalen […] sind 10 in einem statistischen Sinne nicht signifikant, wenn die üblicherweise akzeptierten Signifikanzniveaus berücksichtigt werden […] Normalerweise würde man die Regressionsanalyse ohne diese nichtsignifikanten Merkmale wiederholen. Das würde aber erhebliche Auswirkungen auf alle anderen Prädiktoren (Zu- und Abschläge) haben.“
Auch wenn es ein gewisses „Geschmäckle“ hat, wenn der vorherige Auftragnehmer den jetzigen kritisiert: wenn da was dran ist, und ich zumindest finde eine ganze Reihe von Prof. Blinkerts Argumenten überzeugend, dann sollte die Stadt noch einmal ihre Ausschreibungspraxis überdenken.
Warum blogge ich das? Die hier recht plastisch sichtbar werdende Vorstellung, dass ein paar Änderungen im statistischen Modell eines mit einer gewissen rechtlichen Wirkung versehenen Gutachtens, wie dies der Mietspiegel ist, zu deutlichen Auswirkungen auf den lokalen Wohnungsmarkt führen können, finde ich erschreckend. Letztlich klingt das fast so, als müsste in solchen Fällen auch das Erhebungsverfahren rechtlich standardisiert werden. Und wenn da was dran ist, dann ist das ein Problem, das etwas mehr Aufmerksamkeit wert ist als vier Zeilen im Sonntag.