Heute im Briefkasten: Soundso

Nicht Sound-so, son­dern so-und-so. Also die neue, drit­te Album-CD Sound­so von Wir sind Hel­den. Die taz hat­te sie schon ges­tern bespro­chen.

Mein ers­ter Ein­druck: Dau­men hoch. Im Ein­zel­nen heißt das: schö­nes Cover, Tex­te sind auch mit dabei, bei den Dank­sa­gun­gen fällt die unlängst erfolg­te Fami­li­en­grün­dung auf. Die zwölf Stü­cke klin­gen nach den Hel­den, da sorgt schon der cha­rak­te­ris­ti­sche Gesang für, und diver­se immer wie­der auf­tau­chen­de Melo­die­frag­men­te und Wie­der­ho­lungs­mus­ter. Trotz­dem ist’s musi­ka­lisch noch ein biß­chen mehr Main­stream gewor­den, was vor allem bei den nun rocki­ger gewor­de­nen schnel­len Stü­cken auf­fällt (bei der taz heißt das: „Die Rhyth­men hüp­fen weni­ger hek­tisch als frü­her, son­dern rol­len viel ent­spann­ter, und so ist eine leich­te, luf­ti­ge Popp­lat­te ent­stan­den.“). Dafür sind die Tex­te größ­ten­teils wie­der beim Polit­ni­veau der Rekla­ma­ti­on ange­kom­men (wenn ich das Book­let rich­tig ver­ste­he, soll’s dem­nächst übri­gens auch das Mit­sing-Lie­der­buch der Hel­den geben) – ins­ge­samt gefällt mir die Mischung aus Poli­tik und Pri­va­tem bes­ser als bei Von hier an blind.

War­um blog­ge ich das? Trotz Neue-Neue-Deut­sche-Wel­le und ten­den­zi­el­ler Kom­merz­ver­träg­lich­keit (wenn bei den Tex­ten weg­ge­hört wird) sind Wir sind Hel­den wei­ter­hin eine mei­ner abso­lu­ten Lieblingsbands.

Update: Andre­as Bor­cholt bei Spie­gel online ist eher ent­täuscht vom neu­en Hel­den-Album. Und zwar, weil der Anspruch ganz hoch gehängt wird: „Denn eine bes­se­re Band haben wir nun mal gera­de nicht in Deutsch­land, das ist mal Fakt.“ – da rei­chen dann drei wirk­lich tol­le Num­mern nicht aus.

Die Weisheit hat sich ein Haus gebaut

University en site
Reno­vie­rungs­ar­bei­ten am Haupt­ein­gang des KG I

Das 550-jäh­ri­ge Jubi­lä­um der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät nahm das Uni­ver­si­täts­bau­amt zum Anlass, die bau­li­chen Akti­vi­tä­ten der letz­ten 50 Jah­re in dem 185 Sei­ten umfas­sen­den, reich bebil­der­ten Band zu dokumentieren.

Eine Fül­le von Pro­jek­ten konn­te in die­ser Zeit rea­li­siert wer­den. Das Spek­trum reicht von der Gesamt­pla­nung der über die gan­zen Stadt ver­teil­ten Uni­ver­si­täts­ge­bäu­de, den Bau von Kli­ni­ken, Labo­ren und Insti­tu­ten bis zu Son­der­bau­ten wie Men­sen, Hör­sä­len und Gewächs­häu­sern sowie der Gestal­tung von Außen­an­la­gen und Kunst am Bau. Ein Groß­teil die­ser Maß­nah­men wur­de in der Amts­zeit von Rek­tor Wolf­gang Jäger initi­iert und realisiert.

Das schreibt das Uni­ver­si­täts­bau­amt in einer Pres­se­mit­tei­lung. Archi­tek­tur – Gestal­tung des Rau­mes, Infra­struk­tur gewor­de­ne Tech­nik – fin­de ich prin­zi­pi­ell inter­es­sant und ich wer­de mir die­sen Bild­band sicher mal anschau­en. Der Grund, war­um ich das hier blog­ge, ist aller­dings ein ande­rer: der letz­te Satz könn­te als Mot­to über der Amts­zeit des im März 2008 dann doch mal abtre­te­ten­den Wolf­gangs des I. ste­hen. Und erklärt auch, war­um er, Wolf­gang der I., als Uni­ver­si­täts­mot­to immer wie­der zitiert: „Die Weis­heit hat sich ein Haus gebaut“.

Aber es sind nicht nur die neu­ge­bau­ten Insti­tu­te und Gebäu­de, die hier ange­spro­chen sind, son­dern auch die Reno­vie­rungs­ar­bei­ten am KG I, am KG II und am Peter­hof, die mit aller Macht der Insti­tu­ti­on Uni Alt­ehr­wür­dig­keit zurück­ge­ben wol­len – ochens­blut­far­be­ne Wän­de, ori­gi­nal­ge­treu gestal­te­te Glas­tü­ren, auf­wen­dig reno­vier­te Aulen und ein für nor­ma­le Ver­an­stal­tun­gen nur noch begrenzt ver­wend­ba­res Audi­max. Sieht schön aus, nimmt aber zugleich der uni­ver­si­tä­ren Ästhe­tik jeden Ver­such von Mas­sen­haf­tig­keit, Gewöhn­lich­keit und Brei­ten­wir­kung. Also dann doch lie­ber: Eli­te im Elfen­bein­turm, ele­gant gestal­tet. Sie­he auch Jona­tans Kolum­ne im u‑as­ta-info #766, S. 2.

Über Katzencontent

Cool cat

Eigent­lich ist es ja furcht­bar schlimm und ver­pönt, in einem ernst­haf­ten Blog etwas über Kat­zen zu schrei­ben. Aber ers­tens gibt es da eh schon das eine oder ande­re Kat­zen­fo­to in mei­nem Blog, und zwei­tens sind Kat­zen eben durch­aus cont­ent­wür­dig. Das beweist zum Bei­spiel Lisa Neun in einem sehens­wert bebil­der­ten Bei­trag über ihren Kater – wer Kat­zen kennt, weiss, dass Kat­zen genau so sind. Muss ich da noch etwas über das Zer­rup­fen von Zei­tun­gen, das Lie­gen auf Lap­tops und das Ste­hen auf dem Ess­tisch schrei­ben? Oder die kat­zen­ty­pi­sche Unent­schlos­sen­heit bezüg­lich geöff­ne­ter Fens­ter, geöff­ne­ter Türen und geöff­ne­ter Fut­ter­do­sen? Muss ich nicht. 

War­um blog­ge ich das? Weil Lisa Neun sehr schön beschreibt, wie Kat­zen so drauf sind – und war­um sie das Wenn-über­haupt-dann-Haus­tier der Wahl sind.

Vernaschen, aber richtig

Viel­leicht lohnt es sich, Degus­tier­an­wei­sun­gen für Scho­ko­la­de und Scho­ko­la­den­pro­duk­te zu sammeln.

Nach der Lindt-Scho­ko­la­de von neu­lich folgt heu­te der „Ver­nasch­tipp“ der „zot­ter Cas­hew + Ana­nas“ von der zot­ter Scho­ko­la­den Manu­fak­tur (eher Frucht­ge­lee mit Scho­ko­um­hül­lung als wirk­lich Scho­ko­la­de, schmeckt aber ganz gut – dan­ke, Stef­fi!). Der Pre­mi­ums­seg­ment­mar­ker besteht dies­mal im Cover (Schwarz-Gold-Kunst) sowie in den Hin­wei­sen „Bio und Fair“ sowie „hand­ge­schöpft“. Nun aber zum „Ver­nasch­tipp“, der etwas kür­zer aus­fällt als bei Lindt, und einer Infor­ma­ti­on über das Fair­trade-Sie­gel und Wer­bung für ein Scho­ko­la­den­buch von Sepp Zot­ter umrahmt ist:

Ver­nasch­tipp

Die gehei­men Ingre­di­en­zen des Genus­ses sind Zeit und Maß. Vor dem Naschen soll­te die Scho­ko­la­de eine Stun­de bei Zim­mer­tem­pe­ra­tur „atmen“, um ihre Aro­men opti­mal ent­fal­ten zu kön­nen. Anschlie­ßend schnei­det man die Tafel mit einem schar­fen Mes­ser in klei­ne Por­tio­nen auf und lässt sie Stück für Stück verschwinden.“

Mir ist die Scho­ko­la­de samt kon­trol­liert bio­lo­gi­schem Frucht­zu­cker-Trau­ben­zu­cker-Sirup (AT-O-02-BIO) aller­dings etwas zu süß für die­ses Vorgehen.

War­um blog­ge ich das? Hier han­delt es sich m.E. um Ent­de­ckun­gen in den Untie­fen kon­su­ma­to­ri­scher All­tags­äs­the­tik, die es wert sind, auf­ge­zeich­net zu werden.

Schokolade mit Gebrauchsanweisung

Ich esse ja ger­ne Scho­ko­la­de. Wäh­rend die Aus­wahl der rich­ti­gen Scho­ko­loa­den­sor­te noch vor eini­gen Jah­ren vor allem vom Preis abhing, habe ich mein Kon­sum­ver­hal­ten seit­dem ver­än­dert und kau­fe jetzt häu­fi­ger trans­fai­re Scho­ko­la­de aus k.b.A.; ins­be­son­de­re, seit es die auch bei uns im Super­markt gibt. Typisch grü­ne Mit­te also, etwas mehr Geld aus­ge­ben, und dafür das Gefühl ver­mit­telt zu bekom­men, etwas Gutes zu tun (außer­dem fin­de ich eini­ge GEPA‑, Alna­tu­ra- und Rapun­zel-Sor­ten rich­tig lecker; viel­leicht auch, weil die Scho­ko­la­de oft etwas rau­er wirkt und nicht den Scho­ko­sch­leim pro­du­ziert, mit dem ande­re werben).

Soweit also mei­ne bis­he­ri­ge Annä­he­rung an das Pro­blem der rich­ti­gen Wahl der Scho­ko­la­den­sor­te. Ich bin damit auch ganz zufrie­den. Nichts­des­to­trotz habe ich durch­aus mit­be­kom­men, dass es zur Zeit einen Trend zur Popu­la­ri­sie­rung des Distink­ti­ons­phä­no­men „Fein­schme­cker­schaft auch bei Scho­ko­la­den­sor­ten“ gibt (untrüg­li­ches Zei­chen für die Popu­la­ri­sie­rung: das Bahn-Kun­den-Maga­zin mobil berich­te­te unlängst aus­führ­lich dar­über). Wie bei ande­ren Ver­fei­ne­rungs­for­men des Genus­ses auch gibt es da dann beson­de­re Merk­ma­le, auf die zu ach­ten ist, Noten, Aro­men und Abgän­ge eben­so wie olfak­to­risch-hap­to­vi­su­el­le Beson­der­hei­ten. Soweit mein lai­en­haf­tes Mit­ver­fol­gen die­ses Phä­no­me­nes mich das beur­tei­len lässt, sind der­zeit plan­ta­gen­rei­ne Edel­ka­kao­sor­ten mit min­des­tens 80 Pro­zent Kakao­an­teil ange­sagt (die mir zu sau­er sind).

Aber wie gesagt: bis­her ließ mich das eher kalt – mein Theo­bro­min fin­de ich auch in weit­aus güns­ti­ge­ren Qua­li­tä­ten. Ich den­ke auch nicht, dass sich das groß­ar­tig ändern wird. Jetzt aber zum eigent­li­chen The­ma die­ses Blog­ein­trags: kürz­lich fand eine „Lindt Excel­lence Bit­ter-Cho­co­la­de“ der Sor­te „Oran­ge Inten­se“ ihren Weg auf unse­ren Tisch. Sie hat ganz gut geschmeckt (auch wenn ich der Scho­ko­la­de damit ver­mut­lich unrecht tue). Begeis­tert – oder zumin­dest zu die­sem Blog­ein­trag ver­an­lasst – hat mich jedoch etwas ganz ande­res: der „Cho­co­la­de“ lag ein Bei­pack­zet­tel bei, genau­er gesagt: eine Bei­pack­kar­te in mit­te­led­ler Auf­ma­chung. Auf dem Bei­pack­zet­tel wur­de jedoch nicht vor Neben­wir­kun­gen gewarnt. Viel­mehr han­del­te es sich eigent­lich eher um eine Gebrauchs­an­wei­sung. Oder um Lindt zu zitieren: 

„Unse­re klei­ne Degus­ta­ti­ons­kun­de zeigt Ihnen, wie auch Sie zu einem Cho­co­la­den-Gour­met wer­den kön­nen – fol­gen Sie ein­fach den Emp­feh­lun­gen der Maî­tres Cho­co­la­tiers von Lindt.“

Dazu muss die Scho­ko­la­den­ver­kös­ti­gung gut vor­be­rei­tet wer­den (idea­le Raum­tem­pe­ra­tur, nicht rau­chen, Hage­but­ten­tee zur Neu­tra­li­sie­rung der Geschmacks­sin­ne zwi­schen den ein­zel­nen Knus­per­tests, lang­sa­me Stei­ge­rung des Kakao­an­teils). Zudem wird aus­führ­lich dar­ge­stellt, auf was geach­tet wer­den muss: „Sehen“ („betrach­ten Sie das all­ge­mei­ne Erschei­nungs­bild“), „Tas­ten“ („Hoch­wer­ti­ge Scho­ko­la­den […] hin­ter­las­sen ein ange­neh­mes Mund­ge­fühl“), „Hören“ („ein­deu­tig erkenn­ba­res Knack­ge­räusch“), „Rie­chen“ („Schnüf­feln“) sowie „Schme­cken“ („Lakritz- oder Tabaknote“).

Auf der Gegen­sei­te wird dann für vier „Lindt Excel­lence Bit­ter-Cho­co­la­den“ – bis zu 99%-Schokolade – vor­ge­ge­ben, was gefühlt wer­den muss. Dem­nach war mei­ne Oran­gen­scho­ko­la­de (Jahr­gang 2006) sei­dig-glän­zend, hat­te eine geschmei­di­ge, aber dank Man­del­split­tern unre­gel­mä­ßi­ge Ober­flä­che, schmeck­te vor allem nach Oran­ge, mach­te beim Zer­bre­chen ein Knack­ge­räusch und duf­te­te aus­ge­wo­gen und nach­hal­tig. Dan­ke, Lindt!

War­um blog­ge ich das? Mög­li­cher­wei­se fin­de ich den Ver­such, ein popu­lä­res Pre­mi­um­seg­ment im Scho­ko­la­den­markt zu eta­blie­ren, nicht so ganz angemessen.