Die Freiburger Verkehrs-AG (VAG) plant nach dem Ess- und Trinkverbot jetzt nicht nur, ihre zehn Flagschiffstraßenbahn mit Videokameras auszustatten (der Test läuft schon), nein, sie will auch die Aufnahmen der jetzt schon existierenden Haltestellenkameras speichern. Alles im Namen der Sicherheit. Konkrete Zahlen über sicherheitsrelevante Vorfälle in Straßenbahnen will sie allerdings nicht nennen. Und zur Legitimation gab’s eine recht tendenziöse Befragung im Internet und in den Bahnen. Seltsamer Kurs.
Ursula K. LeGuin: Always Coming Home
Eine SF-Geschichte, die in einer Zukunft spielt, die auf den Altlasten von heute nach den Ritualen von gestern existiert. Traumhafte und traumartige Beschreibungen der Rituale und der Mythologie eines modernen Indianerstammes, der noch nicht existiert und eines Tages dort leben wird, wo heute noch San Francisco steht. Inklusive eigener Sprache, Kultur, usw. Das Buch ist zum Teil sehr collagenartig geschrieben. Fokus und Hauptperson ist eine Frau, die wir von ihrer Kindheit bis zu ihrem Tod begleiten.
Der Stil des Buchs ist sehr eigen – vielleicht trifft es am besten, wenn er als „fiktionale Anthropologie“ beschrieben wird.
Le Guin, Ursula K. (1987): Always Coming Home. New York u.a.: Bantam Books (orig.: 1985)
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Philip K. Dick: Beyond Lies the Wub
Beyond Lies the Wub ist eine Sammlung mit Kurzgeschichten von Philip K. Dick, die zwischen 1947 und 1955 geschrieben wurden. Das Buch enthält eine Einleitung von Robert Zelazny und einer Definition des Begriffs „Science Fiction“ durch Dick.
Einige der Geschichten bringen wirklich interessante Ideen mit sich (und stellen klar, dass viele neue Gedanken so neu auch wieder nicht sind); andere sind klassische Beispiele für SF der 1950er Jahre, denen keine große Originalität zukommt.
Der Band enthält folgende Geschichten:
- „Stability“ (Eine Gesellschaft, die jede Form von Veränderung verabscheut und kontrolliert – erinnert ein bißchen an „Brazil“)
- „Roog“ (die wöchentliche Müllabfuhr aus der Perspektive eines Hundes)
- „The Little Movement“ (Toy Story scheint hier einige Ideen aufgegriffen zu haben; Welteroberung durch Spielzeugsoldaten scheitert an Plastikschweinchen)
- „Beyond Lies the Wub“ (Was tun, wenn das als Nahrungsmittel eingekaufte marsianische Schwein sich als überaus intelligente Lebensform entpuppt?)
- „The Gun“ (eine automatische Waffe bewacht eine längst untergegangene Zivilisation, die durchaus auf der Erde liegen könnte)
- „The Skull“ (Zeitreise zur retrospektiven Religionsgründung)
- „The Defenders“ (Der kalte Krieg eskaliert, die Bevölkerung zieht sowohl in der Sowjetunion als auch in den USA unter die Erde, und Roboter kämpfen auf der verbrannten Erdoberfläche – oder behaupten das zumindest)
- „Mr Spaceship“ (eine außerirdische Zivilisation kennt nur Biotechnik (!), z.B. lebende Raumschiffabwehr, die Erde versucht, gleichzuziehen, und implementiert ein Gehirn in die Schiffssteuerung eines Raumschiffs)
- „Piper in the Woods“ (eine Asteroidenstation mit einer seltsamen Krankheit: immer mehr der dort Lebenden behaupten, sie wären Pflanzen, und sitzen den ganzen Tag über reglos in der Sonne)
- „The Infinites“ (eine Strahlenquelle triggert Mutation und macht aus den Insassen eines Raumschiffes ‚Men of the Future‘, einige Millionen Jahre später)
- „The Preserving Machine“ (Dr Labyrinth hat die Idee, Musikstücke lebendig zu machen, um sie so für die Ewigkeit zu bewahren. Klappt nicht ganz …)
- „Expendable“ (Angriff der Insekten)
- „The Variable Man“ (in einem zukünftigen Krieg taucht plötzlich ein Mann aus der Vergangenheit auf – und macht die statistischen Berechnungen über Kriegserfolg oder ‑mißerfolg zunichte)
- „The Indefatigable Frog“ (der Versuch, Zenos Paradoxon empirisch zu lösen)
- „The Crystal Crypt“ (der letzte Flug vom Mars zur Erde – und kurz zuvor ist einer der Marsstädte verschwunden)
- „The Short Happy Life of the Brown Oxford“ (Dr Labyrinth konstruiert eine Maschine, die unbelebte Gegenstände belebt. Z.B. Schuhe)
- „The Builder“ (ein Mann baut ein Schiff und weiss nicht, warum er das tut)
- „Meddler“ (der Versuch, die Zukunft zu beobachten, führt zur Katastrophe, und jeder Verbesserungsversuch macht alles nur schlimmer)
- „Paycheck“ (die beste Bezahlung für geheime Arbeiten an einem Zeitspiegel sind ein Busticket, ein Stück Draht, eine Quittung und vier weitere harmlose Gegenstände)
- „The Great C“ (eine postapokalyptische Welt, in der ein Computer Menschenopfer fordert)
- „Out in the Garden“ (Leda und der Schwan, Neuauflage)
- „The King of the Elves“ (ein Tankstellenbesitzer wird zum Elfenkönig)
- „Colony“ (illustriert sehr schön die Bedeutung von techniksoziologisch gesprochen „Sachen“ – was wäre, wenn eine alien lifeform in der Lage wäre, jeden unbelebten Gegenstand exakt nachzubilden?)
- „Prize Ship“ (das erbeutete Raumschiff der Ganymedians könnte den Krieg entscheiden – wenn bloss klar wäre, auf welche Einheit sich die Skala bezieht. Also ausprobieren)
- „Nanny“ (ein fliegender Roboter, der auf Kinder aufpasst, sollte sich auch gegen Übeltäter zur Wehr setzen können, oder?)
Philip K. Dick (1990): Beyond Lies the Wub. Vol.1 The Collected Stories of Philip K. Dick, London u.a.: Grafton Books.
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Philip K. Dick: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
In einer von einer Klimakatastrophe angeheizten Zukunft versorgt der Konzern Perky Pat Layouts KolonistInnen auf den Planeten, die dort ein trostloses Leben fristen, mit der bewusstseinsverändernden Droge Can‑D und dazugehörigen Layouts, Miniaturmodelle aus der amerikanischen Vergangenheit. Mit Hilfe von Can‑D tauchen die KolonistInnen in diese andere Wirklichkeit ein, und werden zu Pat und Walt. Doch Ungemach droht: der vor zehn Jahren ins Prox-System verschwundene Unternehmer Palmer Eldritch ist zurück – und gerüchteweise hat er Chew‑Z mitgebracht, eine die Wirklichkeit verändernde Droge. Bloss Konkurrenz für P.P. Layouts – oder ein Versuch des außerirdischen Bösen, die Gewalt über die Erde und die anderen Planeten zu erlangen?
Philip K. Dick (2002): Die drei Stigmata des Palmer Eldritch. München: Heyne. 9,00 Euro. (amerik. Orig.: The Three Stigmata of Palmer Eldritch, 1964)
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Philip K. Dick: Das Orakel vom Berge
Das Orakel vom Berge ist die deutsche Übersetzung von The Man in the High Castle (orig. 1962), mit einem Vorwort von Kim Stanley Robinson und zwei unveröffentlichten Kapiteln im Anhang.
Worum geht es? Dicks Roman ist eine Alternativweltgeschichte, die in einer Welt spielt, in der Deutschland und Japan den 2. Weltkrieg gewonnen haben und die USA unter sich aufgeteilt haben. In den 60er Jahren ist das Leben in der japanischen „PSA“ friedvoll, sehr asiatisch geprägt, wenn auch mit deutlicher Stratifikation zwischen der japanischen Herrscherklasse und dem Rest – Deutschland hat dagegen Afrika menschenleer gemacht und im Norden/Osten Amerikas eine nationalsozialistische Kolonie aufgebaut.
Neben den verschiedenen Handlungsperspektiven durch die verschiedenen Hauptfiguren, die alle irgendwie miteinander zusammenhängen, aber ganz unterschiedliche Schicksale haben, spielt das Orakel „I‑Ging“ eine große Rolle – und ein Alternativweltroman im Roman, der in einer Welt spielt, in der die Allierten den 2. Weltkrieg gewonnen haben – und die ganz anders als unsere Welt ist.
Philip K. Dick (2000): Das Orakel vom Berge. München: Heyne. 9,00 Euro. (Orig.: The Man in the High Castle, 1962).
Bei Amazon bestellen: deutsche Übersetzung | amerikanisches Original.