Ausblick: So wird 2012

Looking glass

Janu­ar 2012: Trotz Kre­dit- und Anruf­be­ant­wor­ter­af­fä­re bleibt Chris­ti­an Wulff vor­erst wei­ter Bun­des­prä­si­dent. Die inter­nen Ver­hand­lun­gen zwi­schen BILD und CDU um die Nach­fol­ge lau­fen jedoch an.

Febru­ar 2012: Twit­ter, Face­book, einer­lei: der Schalt­tag bringt eini­ges durch­ein­an­der und wird zum letz­ten Aus­lö­ser dafür, dass RLing („real life social net­wor­king“) tren­det. Form­er­ly known as Kaffeeklatsch.

März 2012: Nach Kredit‑, Anruf­be­ant­wor­ter- und Brat­wurst­af­fä­re und mit Blick auf die dem­nächst schwie­ri­ge­ren Mehr­heits­ver­hält­nis­se in der Bun­des­ver­samm­lung beschlie­ßen CDU und BILD, dass das Fass jetzt voll ist und Chris­ti­an Wulff zurück­tre­ten muss. Nach­fol­ge­rin in der kurz­fris­tig ter­mi­nier­ten Bun­des­ver­samm­lung wird aus Effi­zi­enz­grün­den kur­zer­hand Ange­la Mer­kel, die vor­erst jedoch Bun­des­kanz­le­rin und CDU-Vor­sit­zen­de bleibt.

April 2012: RLing ohne Smart­phones ist out. In ist jetzt VRLing mit Smart­phones („vir­tual­ly exten­ded real life social net­wor­king“), oder: aug­men­ted Kaffeeklatsch.

Mai 2012: Nach­dem die FDP bun­des­weit immer noch bei 2 Pro­zent gehan­delt wird, die CDU in Schles­wig-Hol­stein schon den drit­ten Kan­di­da­ten für den Minis­ter­prä­si­den­ten durch hat und nie­mand so recht weiß, mit was für Inhal­ten die SPD eigent­lich antritt, beschlie­ßen füh­ren­de Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tu­te, die Wahl in die­sem Bun­des­land zu igno­rie­ren. Am Wahl­tag ent­fal­len jeweils gut 20 Pro­zent auf CDU, SPD und Grü­ne sowie jeweils gut 10 Pro­zent auf PIRATEN und LINKE. Der grü­ne Spit­zen­kan­di­dat Habeck: „Alles deu­tet auf lang­wie­ri­ge Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen hin. Wie Kret­sch­mann so schön sagt: Sorg­falt statt Eile“

Juni 2012: Die Koali­ti­on in Ber­lin unter Bun­des­prä­si­di­al­kanz­le­rin Mer­kel beschließt, jetzt end­gül­tig und wirk­lich die Vor­rats­da­ten­spei­che­rung ein­zu­füh­ren. Jus­tiz­mi­nis­te­rin Sabi­ne Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger erklärt ihren Rück­tritt. Da sie inzwi­schen auch FDP-Vor­sit­zen­de ist, zer­bricht dadurch die schwarz-gel­be Koali­ti­on. Ange­sichts der aktu­el­len und zukünf­ti­gen Kri­sen (und der Tat­sa­che, dass die SPD sich bis­her noch nicht auf eine Kanz­ler­kan­di­da­tIn eini­gen konn­te) bie­tet Sig­mar Gabri­el (SPD) an, der Bun­des­prä­si­di­al­kanz­le­rin not­falls tap­fer bei­zu­ste­hen. Mer­kel regiert fort­an mit einer durch die SPD tole­rier­ten Minderheitenregierung.

Juli 2012: Auf­grund der anste­hen­den Som­mer­pau­se wer­den die Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen in Schles­wig-Hol­stein auf den Spät­herbst ver­tagt. Über­gangs­wei­se wird das Land durch Bel­gi­en mitverwaltet.

August 2012: Das Koali­ti­ons­kli­ma in Baden-Würt­tem­berg kühlt merk­lich ab: Beim Som­mer­fest der Regie­rung wur­de Vize­mi­nis­ter­prä­si­dent Nils Schmid (SPD) vom Sicher­heits­dienst nicht erkannt und muss­te, als er dar­auf­hin aus­fäl­lig wur­de, drau­ßen blei­ben. SPD-Frak­ti­ons­chef Claus Schmie­del ver­langt stan­de pede eine Wie­der­ho­lung des Fes­tes. Mit Hin­blick auf den knap­pen Lan­des­haus­halt und die an der S21-Bau­stel­le gebrauch­te Poli­zei lässt Minis­ter­prä­si­dent Win­fried Kret­sch­mann die­ses Ansin­nen durch sei­ne Staats­mi­nis­te­rin Sil­ke Krebs ableh­nen. Die SPD-Frak­ti­on droht dar­auf­hin damit, den nächs­ten zwei Ple­nar­sit­zun­gen fern­zu­blei­ben. Erst eine kurz­fris­ti­ge anbe­raum­te Fern­rei­se nach Sin­ga­pur besänf­tigt die Gemü­ter wie­der. Die Stutt­gar­ter Zei­tung ver­öf­fent­licht aller­dings hin­ter­her einen Ent­hül­lungs­be­richt, dem­zu­fol­ge die auf dem dor­ti­gen Flug­ha­fen fre­ne­tisch geschwenk­ten roten Fah­nen mit dem Auf­druck „Will­kom­men, Genos­se Schmid“ von einer baden-würt­tem­ber­gi­schen Nähe­rei gefer­tigt wur­den und die Cho­reo­gra­phie von der Haus­agen­tur des Staats­mi­nis­te­ri­ums stammt. 

Sep­tem­ber 2012: Angeb­lich auf­grund der dro­hen­den Maya-Apo­ka­lyp­se führt Gua­te­ma­la den Euro ein. Der Euro ist damit nach den Wäh­rungs­un­ru­hen des Som­mers inzwi­schen in 57 Staa­ten Wäh­rung. Die Nach­richt, dass das Jahr 2012 das bis­her wärms­te in Fol­ge war, geht dage­gen weit­ge­hend unter.

Okto­ber 2012: Der dies­jäh­ri­ge Lan­des­par­tei­tag der baden-würt­tem­ber­gi­schen Grü­nen wird kurz­fris­tig ins benach­bar­te Aus­land ver­legt (Mot­to: „Mög­lichst weit weg von Stutt­gart 21!“), um die Anrei­se der mit Minis­ter­prä­si­dent und Ver­kehrs­mi­nis­ter noch immer unzu­frie­de­nen S21waben zu erschwe­ren. Der noble Tagungs­ort wird durch die baden-würt­tem­ber­gi­sche Wirt­schaft und die Deut­sche Bahn gespons­ort. Die Popu­la­ri­täts­wer­te des Minis­ter­prä­si­den­ten sind wei­ter­hin beacht­lich („Der Tep­pich fliegt, und fliegt, und fliegt, und fliegt.“). Genau­er gesagt sind sie so hoch, dass inzwi­schen eini­ge der neu eröff­ne­ten Gemein­schafts­schu­len und Wind­kraft­parks mit dem Ansin­nen an das Staats­mi­nis­te­ri­um her­an­ge­tre­ten sind, sich nach dem Minis­ter­prä­si­den­ten benen­nen zu dürfen. 

Novem­ber 2012: In Ber­lin und Mün­chen kommt es zu erheb­li­chen Unru­hen („Jetzt wol­len wir auch mal!“). Befrag­te Exper­tIn­nen ver­wei­sen dar­auf, dass der inzwi­schen im Main­stream ange­kom­me­ne Trend des VRLin­ging zur Ver­net­zung der Spon­tan­de­mons­tra­tio­nen, Tor­ten- und Eier­wür­fe bei­getra­gen hat und for­dern ein Ver­bot von Kaf­fee­ta­feln und Cafes. Nach­dem Innen­mi­nis­ter Fried­rich (CSU) sich die­se For­de­rung zu eigen macht, rich­tet sich der gan­ze Zorn des Bie­der­mei­ers gegen ihn. Am 9. Novem­ber 2012 umschließt nach einer bun­des­wei­ten Stern­fahrt schließ­lich eine Wagen­burg aus Vor­stadt-SUVs das Kanz­ler­amt. Die Res­te der Occu­py-Bewe­gung schlie­ßen sich den Pro­tes­ten an und erklä­ren – eben­so wie die LINKE, die FDP und Bünd­nis 90/Die Grü­nen – ihre vol­le Soli­da­ri­tät mit den berech­tig­ten For­de­run­gen der obe­ren Mit­te. Bun­des­prä­si­di­al­kanz­le­rin Mer­kel ist schlau genug, zu erken­nen, dass ihr damit die Macht­ba­sis weg­bricht. In der soge­nann­ten Bal­kon-Rede erklärt sie ihre Bereit­schaft dazu, bei den Bun­des­tags­wah­len 2013 nicht wie­der als Kanz­le­rin anzu­tre­ten und Innen­mi­nis­ter Fried­rich umge­hend zu ent­las­sen. Unter dem Bei­fall der Men­ge wird die Revo­lu­ti­on gera­de noch ein­mal abge­wen­det. Neu­er Innen­mi­nis­ter wird Sig­mar Gabri­el (SPD). Kurz dar­auf wird Mer­kel der Frie­dens­no­bel­preis verliehen.

Dezem­ber 2012: Die Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen in Schles­wig-Hol­stein wer­den wie­der auf­ge­nom­men. Am 24. Dezem­ber um 14.00 Uhr wird schließ­lich der „Weih­nachts­frie­den“ unter­zeich­net: Eine All­par­tei­en­re­gie­rung über­nimmt die Macht, der Minis­ter­prä­si­dent wech­selt halb­jähr­lich unter CDU, SPD und Grü­nen, der Vize­mi­nis­ter­prä­si­dents­pos­ten rol­liert zwi­schen Pira­ten, Lin­ke und SSW. Bei durch­ge­hend 15–20 Grad endet das Jahr mit der als Sil­ves­ter­an­spra­che wie­der­hol­ten Weih­nachts­an­spra­che der Bundespräsidialkanzlerin.

War­um blog­ge ich das? Auf­grund des drin­gen­den Bedarfs an seriö­sen poli­ti­schen Pro­gno­sen für das Jahr 2012.

3 Antworten auf „Ausblick: So wird 2012“

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