550 Jahre Uni Freiburg, 30 Jahre u‑asta (Update 2)

Die Uni­ver­si­tät Frei­burg ist noch ein paar Mona­te lang 550 Jah­re alt und fei­ert das kräf­tig, bis hin zum Straßenschild:

60 / 550
So steht’s ein biss­chen schief in Günterstal

Ges­tern war der gro­ße Jubi­lä­ums­er­öff­nungs­fest­akt mit aller­ei Pro­mi­nenz. Ich war nicht da (in Mün­chen tag­te die BAG Wis­sen­schaft, Hoch­schu­le, Tech­no­lo­gie­po­li­tik der Grü­nen, da hat­te mich der Nacht­zug hin­ge­bracht), und auch wenn ich da gewe­sen wäre, wäre ich wohl eher bei der Pro­test­ak­ti­on auf der blau­en Brü­cke gewe­sen als im Kon­zert­haus. Einer, der dabei war und das sowohl dem Bericht im „Sonn­tag“ als auch die­sem Fud­der-Arti­kel zufol­ge ziem­lich gut gemacht hat, war der u‑as­ta-Vor­stand Her­mann J. Schmeh. Der wohl deut­lich mach­te, dass ein wich­ti­ger Grund für die 550-jäh­ri­ge Exis­tenz der Uni die Stu­die­ren­den sind, und dass weder die Jubi­lä­ums­fei­er­lich­kei­ten noch die der­zei­ti­ge Hoch­schul­po­li­tik da wirk­lich inter­es­siert dran sind. Und sei­ne Magni­fenz (huch, der Tipp­feh­ler war jetzt kei­ne Absicht, bleibt aber ste­hen) mit „lie­be Men­schen“ anzu­re­den, fin­de ich auch ganz gut (ich habe nur mal 1999 beim dama­li­gen Wis­sen­schafts­mi­nis­ter das „von“ weggelassen). 

Professionality
Foto vom u‑lum­ni-Tref­fen, wei­te­re hier

Dass Her­mann ein unter­halt­sa­mer Red­ner ist, hat er am Frei­tag abend deut­lich gemacht. Da war ich noch in Frei­burg, näm­lich beim „U‑lumni“-Treffen des u‑asta in der Mens­a­bar. Zu fei­ern gab es die 30-jäh­ri­ge Exis­tenz des Frei­bur­ger u‑Modells, d.h. der gut und manch­mal ein biß­chen infor­mell funk­tio­nie­ren­den poli­ti­schen Struk­tur neben dem offi­zi­ell erlaub­ten Pseu­do-AStA, die 1977 als Ersatz für die in Baden-Würt­tem­berg seit damals ver­bo­te­nen ver­fass­ten Stu­die­ren­den­schaf­ten ein­ge­rich­tet wur­de. Mit dabei waren AStA- und u‑as­ta-Akti­ve aus unge­fähr fünf Jahr­zehn­ten, es gab ein paar net­te Anek­do­ten und ziem­lich viel gemein­schaft­li­chen Stolz dar­über, dass das seit gerau­mer Zeit vor allem von den Fach­schaf­ten getra­ge­ne (und von Grü­nen und manch­mal auch ande­ren Lin­ken mit­un­ter­stütz­te) u‑Modell seit 30 Jah­ren gut funk­tio­niert. Also ein biß­chen Tra­di­ti­ons­al­ter­na­ti­ve zum und im offi­zi­el­len Jubi­lä­ums­pro­gramm – und auch ein biß­chen Fami­li­en­tref­fen (wobei die u‑as­ta-Kin­der, von denen es inzwi­schen auch ein paar gibt, größ­ten­teils zuhau­se – bzw. beim Baby­sit­ter – blie­ben). Fotos wer­den nach­ge­reicht. Ein paar Fotos gibt’s jetzt auch.

Ab Mitt­woch wird das Jubi­lä­um (das Gro­ße) dann per „Wis­sen­schafts­mei­le“ auf die Stra­ße getra­gen. Mal schau­en, was das so gibt. Show scheint jeden­falls im Jubi­lä­ums­jahr nicht ganz unwich­tig zu sein; sub­stan­zi­el­ler wird viel­leicht der Zukunfts­kon­gress im September.

War­um blog­ge ich das? Als Bei­trag zum groß­ar­ti­gen Jubiläumsjahr.

Update: Kon­stan­tin Gör­lich vom u‑asta schreibt eben­falls was kri­ti­sches zum Jubi­lä­um (und macht das sehr schön). Außer­dem ver­linkt er auf Her­manns Rede, was ich hier­mit dann auch tue.

Update 2: Und dann ver­lin­ke ich doch ein­fach auch noch mal auf den Indy­me­dia-Dem­obe­richt.

Elite-Glanz

Vor ein paar Wochen hat­te ich mich über die viel­fäl­ti­gen Bau­maß­nah­men anläss­lich des Frei­bur­ger Uni-Jubi­lä­ums aus­ge­las­sen. Aber es gibt auch ande­re Grün­de, die Uni her­aus zu put­zen (nein, kein Schreib­feh­ler …). Der Spie­gel berich­tet heu­te von Schön­heits­ku­ren in Kon­stanz (u.a. kommt der GHG-Ver­tre­ter Till Sei­ler zu Wort) und an den bei­den Ber­li­ner Unis – Gemein­sam­keit: alle wol­len Eli­te­uni wer­den. Will Frei­burg auch – Kon­stan­tin Gör­lich hat schon vor eini­ger Zeit dar­auf hin­ge­wie­sen, dass plötz­lich auf dem Weg zur Eli­te neue Tep­pi­che und Kli­ma­an­la­gen auf­ge­taucht sind. Ich bin ja mal gespannt, wie beein­dru­ckend die­se Schön­fär­be­rei im Vor­feld für die Gut­ach­te­rIn­nen ist; aber da wohl alle Fina­lis­tin­nen da mit­ma­chen, kann im Nach­hin­ein wohl kaum eine Aus­sa­ge dar­über getrof­fen wer­den. War­um mich das gan­ze an Nige­ria-Spam erin­nert, weiß ich auch nicht so genau (bei denen geht es dar­um, vor­weg einen klei­nen Teil einer gro­ßen Men­ge Geld zu zah­len, die hof­fent­lich viel­leicht irgend­wann in die ande­re Rich­tung flie­ßen soll).

War­um blog­ge ich das? Dem Eli­te-Uni-Wett­be­werb schaue ich als Sozi­al­wis­sen­schaft­ler eher skep­tisch zu – und man­che Blü­ten sind ein­fach einen Hin­weis wert.

Die Weisheit hat sich ein Haus gebaut

University en site
Reno­vie­rungs­ar­bei­ten am Haupt­ein­gang des KG I

Das 550-jäh­ri­ge Jubi­lä­um der Albert-Lud­wigs-Uni­ver­si­tät nahm das Uni­ver­si­täts­bau­amt zum Anlass, die bau­li­chen Akti­vi­tä­ten der letz­ten 50 Jah­re in dem 185 Sei­ten umfas­sen­den, reich bebil­der­ten Band zu dokumentieren.

Eine Fül­le von Pro­jek­ten konn­te in die­ser Zeit rea­li­siert wer­den. Das Spek­trum reicht von der Gesamt­pla­nung der über die gan­zen Stadt ver­teil­ten Uni­ver­si­täts­ge­bäu­de, den Bau von Kli­ni­ken, Labo­ren und Insti­tu­ten bis zu Son­der­bau­ten wie Men­sen, Hör­sä­len und Gewächs­häu­sern sowie der Gestal­tung von Außen­an­la­gen und Kunst am Bau. Ein Groß­teil die­ser Maß­nah­men wur­de in der Amts­zeit von Rek­tor Wolf­gang Jäger initi­iert und realisiert.

Das schreibt das Uni­ver­si­täts­bau­amt in einer Pres­se­mit­tei­lung. Archi­tek­tur – Gestal­tung des Rau­mes, Infra­struk­tur gewor­de­ne Tech­nik – fin­de ich prin­zi­pi­ell inter­es­sant und ich wer­de mir die­sen Bild­band sicher mal anschau­en. Der Grund, war­um ich das hier blog­ge, ist aller­dings ein ande­rer: der letz­te Satz könn­te als Mot­to über der Amts­zeit des im März 2008 dann doch mal abtre­te­ten­den Wolf­gangs des I. ste­hen. Und erklärt auch, war­um er, Wolf­gang der I., als Uni­ver­si­täts­mot­to immer wie­der zitiert: „Die Weis­heit hat sich ein Haus gebaut“.

Aber es sind nicht nur die neu­ge­bau­ten Insti­tu­te und Gebäu­de, die hier ange­spro­chen sind, son­dern auch die Reno­vie­rungs­ar­bei­ten am KG I, am KG II und am Peter­hof, die mit aller Macht der Insti­tu­ti­on Uni Alt­ehr­wür­dig­keit zurück­ge­ben wol­len – ochens­blut­far­be­ne Wän­de, ori­gi­nal­ge­treu gestal­te­te Glas­tü­ren, auf­wen­dig reno­vier­te Aulen und ein für nor­ma­le Ver­an­stal­tun­gen nur noch begrenzt ver­wend­ba­res Audi­max. Sieht schön aus, nimmt aber zugleich der uni­ver­si­tä­ren Ästhe­tik jeden Ver­such von Mas­sen­haf­tig­keit, Gewöhn­lich­keit und Brei­ten­wir­kung. Also dann doch lie­ber: Eli­te im Elfen­bein­turm, ele­gant gestal­tet. Sie­he auch Jona­tans Kolum­ne im u‑as­ta-info #766, S. 2.

Rektoratsbesetzung in Freiburg

Aus der Sicht eines am Streik 1998/99 Betei­lig­ten: die Akti­ons­ta­ge „Frei­bur­ger Früh­ling“ fin­de ich gran­di­os orga­ni­siert, und die Idee, nicht die Uni, son­dern das Rek­to­rat zu beset­zen – und damit auch deut­lich zu machen, dass der Rek­tor eben nicht unbe­dingt auf Sei­ten der Uni steht – hat was, auch im Sin­ne einer Poli­ti­sie­rung von Pro­tes­ten. Ich drü­cke die Daumen!

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