Projekte und die Mitte

No. Five is alive II

Man kann sich auch auf Mast­o­don wun­der­bar in die Haa­re krie­gen. Und manch­mal ist das sogar pro­duk­tiv. Bei­spiels­wei­se ist das Ergeb­nis einer sol­chen Pos­ting-Schlacht ges­tern, dass ich seit­dem dar­über nach­den­ke, wie das mit Pro­jek­ten und der Mit­te ist, und ob der Main­stream sich umlei­ten lässt.

Ober­fläch­lich ging’s in der Debat­te um sozia­le Netz­wer­ke. Unab­hän­gig davon kann ich dazu emp­feh­len, was Dejan Miha­j­lo­vić heu­te mor­gen zu sozia­len Netz­wer­ken zwi­schen Demo­kra­tie und Dienst­leis­tung geschrie­ben hat. Das hat aller­dings nur tan­gen­ti­al mit dem zu tun, um was es mir geht. Näm­lich um die Fra­ge, wie im wei­tes­ten Sin­ne „lin­ke“ Netz­werk­pro­jek­te mit Inklu­si­on und Exklu­si­on umge­hen. Und die­se Fra­ge geht weit über sozia­le Netz­wer­ke und Open-Source-Digi­tal­pro­jek­te hinaus.

Mir scheint es hier zwei Her­an­ge­hens­wei­sen zu geben, die – zumin­dest in ihren Extre­men gedacht – nicht, zumin­dest nur schlecht mit­ein­an­der zu ver­ein­ba­ren sind. Und ich bin mir nicht sicher, ob allen immer klar ist, in wel­chem die­ser Modi sie gera­de unter­wegs sind. „Pro­jek­te und die Mit­te“ weiterlesen

Zur Kategorie ‚Umgang mit Natur‘

Manch­mal haben auch zwölf Jah­re alte Tex­te noch eine gewis­se Rele­vanz. Heu­te erreich­te mich eine Mail, ob ich denn wohl zu einem 2005 gehal­te­nen Vor­trag ein Manu­skript hät­te. Habe ich, und das zum Anlass genom­men, die­ses Manu­skript mit einer gewis­sen Ver­spä­tung heu­te in mein Blog zu stel­len. Es han­delt sich dabei um den Vor­trag Zur Kate­go­rie ‚Umgang mit Natur’. Wie kann Pra­xis­theo­rie zum Ver­ständ­nis des Natur/­Ge­sell­schafts-Ver­hält­nis­ses bei­tra­gen?, den ich auf der 2. Tagung der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie in Düs­sel­dorf vom 7.–9. April 2005 gehal­ten habe. Die damals ange­dach­te Ver­öf­fent­li­chung wur­de nicht wei­ter­ver­folgt, und auch die Funk­ti­on, Denk­an­stoß, Stein­bruch und Mate­ri­al für das eige­ne Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben dar­zu­stel­len, hat sich mit dem Abbruch des­sel­ben erledigt. 

Inso­fern: wer wis­sen möch­te, wel­che Gedan­ken ich mir 2005 zum Ver­hält­nis von Pra­xis­theo­rie, Umwelt und Natur gemacht habe, fin­det nun hier das Manuskript 

„Zur Kate­go­rie ‚Umgang mit Natur’. Wie kann Pra­xis­theo­rie zum Ver­ständ­nis des Natur/­Ge­sell­schafts-Ver­hält­nis­ses bei­tra­gen?“.

Bes­ser als auf der Fest­plat­te zu ver­stau­ben, ist das allemal … 

Kurz: Brauchen wir ein Nachhaltigkeitsministerium?

Nur so ein Neben­bei­ge­dan­ke, aber durch­aus blogbar:

Teil 1: In sei­nem Schluss­vor­trag auf dem 2nd Ger­man Envi­ron­men­tal Socio­lo­gy Sum­mit in Leip­zig zeich­ne­te Hell­muth Lan­ge unter ande­rem die Ent­wick­lung der rea­len Umwelt­po­li­tik im Nor­den von „Natur­schutz“ (schö­ne Tie­re ret­ten) im 19. Jahr­hun­dert über „Umwelt­schutz“ (Gesund­heit, Abwas­ser, …) seit den 1960er Jah­ren des 20. Jahr­hun­derts bis zur heu­ti­gen (letzt­lich 1972 begon­nen) real­po­li­ti­schen Debat­te über „nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung“ in einem sys­te­mi­schen und umfas­sen­den Sinn nach. 

Teil 2: Die Auf­re­gung um den Fall des Ent­wick­lungs­hil­fe­mi­nis­te­ri­ums an die FDP, die das ja erst abschaf­fen woll­te, hat mir noch mal vor Augen geführt, dass die Res­sort­schnitts letzt­lich kon­tin­gent sind, also auch anders sein könn­ten. Auch die Künast’sche Stär­kung des Ver­brau­cher­schut­zes (aus BMELF wird BMVEL) und die erneu­te Schwä­chung in der gro­ßen Koali­ti­on (BMVEL wird BMELV) macht dies deutlich.

Bei­des zusam­men­ge­dacht: war­um nicht das 1986 gegrün­de­te Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Umwelt, Natur­schutz und Reak­tor­si­cher­heit mit sei­nen etwa 800 Mit­ar­bei­te­rIn­nen fusio­nie­ren mit dem seit 1961 bestehen­den Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung mit ca. 600 Mit­ar­bei­te­rIn­nen im Minis­te­ri­um. Das Ergeb­nis wäre dann ein deut­lich gestärk­tes Bun­des­mi­nis­te­ri­um für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung und glo­ba­le Umwelt­fra­gen (BMNEU) mit einem zeit­ge­mäs­sen Zuschnitt. Gute Idee?

Kurz: Zweimal zwei Beiträge

Ein biß­chen Wer­bung für das „Green-Renaissance“-Blog-Projekt. Da gibt es näm­lich zwei­mal was zum The­ma Weihnachten …

… und zwei­mal was zur neu­en Stu­die „Umwelt­be­wusst­sein 2008«, die als groß ange­leg­te Reprä­sen­ta­tiv­erhe­bung die­ses Jahr auch sozia­le Milieus berück­sich­tigt hat …

Nur, falls das hier jemand interessiert.

Kaffeefragebogen, ausgefüllt

Cafe LatteBlogs las­sen sich nicht nur als Kolum­ne mit inte­grier­ter Leser­brief­funk­ti­on ver­wen­den, son­dern auch im Sin­ne sozia­ler Netz­wer­ke. Da sind man­cher­lei Spie­le­rei­en denk­bar, z.B. die „Blog­pa­ra­de“, d.h. in einem bestimm­ten Zeit­raum schrei­ben vie­le Blogs was zum sel­ben The­ma. Fin­de ich meis­tens nicht so sinn­voll, den „Kaf­fee­fra­ge­bo­gen“ hier muss­te ich dann aber doch ausfüllen.

Wie berei­test Du Dir Dei­nen Lieb­lings­kaf­fee zu und was muss für Dich in einen „per­fek­ten“ Kaf­fee rein: nix, Milch(schaum), Zucker, Sirup …?

Wenn ich ihn selbst zube­rei­te: Per Per­co­la­tor (also das ita­lie­ni­sche Alu-Espres­so­känn­chen für die Herd­plat­te), mit Espres­so-Pul­ver. Dazu dann Milch­schaum (mit dem hand­be­trie­be­nen Glas­milch­schäu­mer zube­rei­tet); genau­er gesagt: erst (viel) Milch­schaum, dann Espres­so in die Tas­se, oben­drauf je nach­dem noch Zucker und/oder Kakao.

Ansons­ten trifft kom­mer­zi­ell erhält­li­cher „Milch­kaf­fee“ ohne wei­te­re Extras meist mei­nen Geschmack.

Kaf­fee ohne Milch trin­ke ich sehr ungern, und wenn, dann mit Zucker. Schwar­zen Kaf­fee ohne Zucker nur, wenn’s gar nicht anders geht.

Ach­test Du beim Kaf­fee­kauf auf bestimm­te Sie­gel (Bio, Trans­fair, UTZ Cer­ti­fied, Rain­fo­rest Alli­ance)? Wenn ja, warum?

Auf jeden Fall „Trans­fair“ (weil ich das Prin­zip eines gerech­te­ren Welt­han­dels von unten sinn­voll fin­de). Und wenn auch das Bio­sie­gel mit drauf ist, grei­fe ich noch lie­ber zu.

Ist Kaf­fee Dei­ner Mei­nung nach ein Pro­blem für die Umwelt? War­um (nicht)? (CO2-Ver­brauch, Anbau, Pes­ti­zid- u. Her­bi­zid­ein­satz, Ener­gie­ver­brauch etc.)

Gute Fra­ge. Und wahr­schein­lich (Pes­ti­zi­de etc.) ein Grund mehr, auf Bio­sie­gel und ähn­li­ches zu ach­ten. Und vage erin­ne­re ich mich, auch schon mal was von Boden­pro­ble­men durch (Monokultur-)Kaffeeanbau gehört zu haben. Wie bei allen Import­wa­ren hängt an Kaf­fee – wenn ich mal drü­ber nach­den­ke – natür­lich ziem­lich viel trans­port­be­ding­tes CO2. Ande­rer­seits kann das pro Tas­se oder so nicht sehr viel sein, weil dafür ja nicht sehr viel Kaf­fee­pul­ver ver­wen­det wird. 

Ein Punkt, mit dem ich in mei­nen Kaf­fee­ge­wohn­hei­ten selbst nicht so glück­lich bin, ist der Herd­plat­ten-Per­co­la­tor (neben­bei bemerkt: ist gra­de in „Öko-Krei­sen“ sehr beliebt, glau­be ich). Da bin ich mir ziem­lich sicher, dass die Ener­gie­bi­lanz nicht opti­mal ist. Gleich­zei­tig wür­de ich aller­dings ver­mu­ten, dass bei einer Gesamt­pro­dukt­be­trach­tung der Löwen­an­teil des Ener­gie­ver­brauchs (und der Kli­ma­e­mis­sio­nen) in Trock­nung und Trans­port steckt.

Neben­bei bemerkt: Kaf­fee eig­net sich gut, um über glo­ba­le Bezie­hun­gen nach­zu­den­ken. Wolf Göh­ring hat das bei oeko­nux mal gemacht. 

So. Und jetzt habe ich doch noch­mal bei Ryan/Durning (1997) nach­ge­schaut – in einem net­ten klei­nen Buch namens Stuff, in dem für die ame­ri­ka­ni­sche „Nor­thwest Envi­ron­ment Watch“ den glo­ba­len Bezie­hun­gen (unter Umwelt­ge­sichts­punk­ten) hin­ter All­tags­ge­gen­stän­den nach­ge­gan­gen wird. Ein paar Fak­ten­schnipp­sel aus die­sem Buch:

  • Bei zwei Tas­sen Kaf­fee pro Tag (das ist so etwa mein Kon­sum) liegt der Jah­res­ver­brauch bei 18 „pound“ Kaf­fee­boh­nen, das sind etwa acht kg. Dem Buch zufol­ge ent­spricht dies der Ern­te von 12 Kaffeebäumen.
  • Ertrags­star­ke Kaf­fee­plan­ta­gen (in Kolum­bi­en) sind tat­säch­lich mono­kul­tu­rell, ver­fü­gen nicht mehr über Schat­ten­bäu­me und die ent­spre­chen­de Bio­di­ver­si­tät – und wer­den häu­fig mit Pes­ti­zi­den besprüht.
  • Die von Hand geern­te­ten Kaf­fee­boh­nen wer­den maschi­nell von dem sie umge­ben­den Frucht­fleisch getrennt. Pro Kilo­gramm Kaf­fee­boh­nen fal­len damit etwa zwei Kilo­gramm Fasern an, die Stuff zufol­ge (die dem Weg kolum­bia­ni­schen Kaf­fees gefolgt sind) ein­fach in einen Fluss gekippt wer­den, was die­sem Sau­er­stoff entzieht.
  • Die son­nen­ge­trock­ne­ten Kaf­fee­boh­nen wer­den dann in Säcken zu 60 kg per Schiff wei­ter­trans­por­tiert und am Ziel­ort etwa eine Vier­tel­stun­de bei 200°C gerös­tet, ver­packt und wei­ter­trans­por­tiert (per Last­wa­gen). Mit die­sen Anga­ben lie­ße sich jetzt der direk­te CO2-Aus­stoß abschätzen.

Stuff emp­fiehlt, am bes­ten auf lokal ange­bau­ten Kräu­ter­tee umzu­stei­gen. Das habe ich nicht vor – die Hin­ter­grund­in­fos bestär­ken mich aber dar­in, wenn schon Kaf­fee, dann zumin­dest bio­lo­gisch ange­bau­ten zu ver­wen­den. Was im übri­gen beim Kaf­fee­trin­ken „aus­wärts“ gar nicht so klar ist: die Kaf­fee­ma­schi­nen in der Cafe­te­ria der Uni wer­ben damit, orga­nisch ange­bau­ten Kaf­fee zu ver­wen­den. Wie das bei sons­ti­gen Loka­li­tä­ten aus­sieht, bleibt erst­mal unklar.

Fühlst Du Dich beim Kaf­fee­kauf genü­gend infor­miert (Anga­ben auf der Packung, Web­sei­te des Her­stel­lers etc.) oder wel­che Infor­ma­tio­nen vom Kaf­fee­an­bau bis zur Zube­rei­tung ver­misst Du?

Im Prin­zip fin­de ich die Labels („Trans­fair“, Bio­sie­gel) da aus­rei­chend. Was ich ver­mis­se, ist viel­mehr das gera­de eben ange­spro­che­ne: Infos über den Hin­ter­grund beim Kauf zube­rei­te­ten Kaf­fees in Restau­rants und Cafes (oder auch am Arbeits­platz – also immer da, wo der Kaf­fee­ein­kauf durch jemand ande­res erfolgt). Wäre für mich jeden­falls durch­aus ein Grund, bestimm­te Cafes zu mei­den bzw. zu bevorzugen.

Was war bis­lang Dein schöns­tes Kaf­fee-Erleb­nis (Flirt am Kaf­fee-Auto­ma­ten, Dis­kus­sio­nen in der Espres­so­bar … was auch immer)?

Poli­ti­ker­ty­pisch wei­che ich der Fra­ge mal aus und erzäh­le lie­ber, dass ich lan­ge selbst kei­nen Kaf­fee getrun­ken habe. Das regel­mä­ßi­ge Kaf­fee­trin­ken – das ja dann, typisch Sucht­mit­tel, das Nicht­trin­ken von Kaf­fee mit Ent­zugs­er­schei­nun­gen ver­bin­det, sprich: Kopf­weh – also, das regel­mä­ßi­ge Kaf­fee­trin­ken habe ich erst auf poli­ti­schen und sons­ti­gen Kon­fe­ren­zen ken­nen­ge­lernt. Und im Arbeits­all­tag des u‑asta, also im Stu­di­um. Wäh­rend mei­ner Magis­ter­ar­beit dann exzes­siv, inzwi­schen mit etwa zwei Tas­sen Kaf­fee (oder Espres­so) pro Tag in einem wie ich fin­de eini­ger­ma­ßen sinn­vol­len Rah­men. Das dann aber schon!


Ryan, John C. / Dur­ning, Alan Thein (1997): Stuff. The Secret Lives of Ever­y­day Things. Seat­tle: Nor­thwest Envi­ron­ment Watch.

War­um blog­ge ich das? Weil ich die Fra­gen inter­es­sant fin­de. Aus­gangs­punkt des Gan­zen sind übri­gens Vital­ge­nuss und Mas­kal.