Altes aus Xanga, Teil VII

Mon­day, Decem­ber 23, 2002

Google Doodle

Goog­le ist nicht nur der (un)umstrittene Such­ma­schi­nen­markt­füh­rer, son­dern hat auch einen Sinn für Humor. Unter bewuss­ter Miß­ach­tung der eige­nen Cor­po­ra­te Iden­ti­ty ändert sich das Goog­le-Logo regel­mäs­sig zu Fest­ta­gen und beson­de­ren Anläs­sen. Eini­ge Bei­spie­le sind hier verlinkt …

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2001)

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2002)

Kino: Son de Mar

Was pas­siert, wenn anti­ke Mytho­lo­gie moder­ni­siert und ver­filmt wird? Dann kommt ein Film wie Son de Mar her­aus – eigent­lich eine ein­fa­che Drei­ecks­ge­schich­te, aber sym­bol­haft auf­ge­la­den. Als Film-an-sich fand ich Son de Mar packend, aber fast zu sehr mit Kitsch und Ner­ven­kit­zel voll­ge­la­den. Als ver­film­te Mytho­lo­gie – ich muss­te an Chris­toph Rans­mayrs Letz­te Welt den­ken –, als eine gro­ße Anspie­lung auf die Odys­see, als Ant­wort auf die Fra­ge danach, wie die Lie­bes­ge­schich­te eines Uli­ses heu­te aus­se­hen kann, hat­te der Film durch­aus etwas. Dazu gehört gewi­ßer­ma­ßen auch das tra­gi­schen Ende, das mir eben­falls bes­ser in der grie­chi­schen Klas­sik als im Film auf­ge­ho­ben schien, und das ich viel­leicht lie­ber gele­sen als betrach­tet hätte. 

> ~~~~~son de mar~~~~~


Tues­day, Decem­ber 10, 2002

Das Ergebnis stimmt

Als Dele­gier­ter für den grü­nen Bun­des­par­tei­tag in Han­no­ver gehö­re ich zu denen, die mit ihrer Stim­me dazu bei­getra­gen haben, dass die Zwei­drit­tel­mehr­heit für die Aus­set­zung der Tren­nung von Amt und Man­dat nicht erreicht wur­de. Ich bin nicht ganz glück­lich mit dem Weg (d.h. mit einer knap­pen Sperr­mi­no­ri­tät bei einer sehr kon­tro­ver­sen Fra­ge statt mit Ein­sicht bei Fritz Kuhn und Clau­dia Roth), wohl aber mit dem Ergeb­nis: Im Früh­jahr 2003 kann jetzt über die Fort­füh­rung oder Auf­he­bung der Tren­nung von Amt und Man­dat urab­ge­stimmt wer­den, ohne dass die­se Fra­ge der inner­par­tei­li­chen Demo­kra­tie mit einer bestimm­ten Per­so­nal­ent­schei­dung ver­quickt wäre. Im Gegen­satz zu eini­gen ande­ren Mit­glie­dern der Grü­nen glau­be ich näm­lich nicht, dass jeg­li­che Sat­zungs­re­ge­lun­gen voll­kom­men sinn­los ist und es am bes­ten wäre, alles der frei­en Ent­schei­dung der jewei­li­gen Dele­gier­ten zu über­las­sen. Demo­kra­tie tut manch­mal weh, gera­de, wenn es dar­um geht, die Eta­blie­rung von Macht­zirk­len ein­zu­schrän­ken. Und Ent­schei­dun­gen, die weh­tun, wer­den im Rausch des Augen­blicks häu­fig nicht ger­ne gefällt. Da ist es also sinn­voll, wenn eine Sat­zung – die dann aber auch akzep­tiert wer­den muss – Din­ge erzwingt.

Natür­lich gibt es auch mit Sat­zungs­re­ge­lun­gen Macht­zu­sam­men­bal­lun­gen usw. – etwas ande­res anzu­neh­men, wäre höchst naiv und wür­de viel zu viel von dem demo­kra­ti­schen Tool Sat­zung ver­lan­gen. Aber das Stück, das eine Sat­zung zu gere­gel­ten Macht­struk­tu­ren bei­tra­gen kann, das soll eine Sat­zung auch dazu bei­tra­gen, fin­de ich.

Zurück zum Par­tei­tag: Das Ergeb­nis fin­de ich gut, und hof­fe, dass der neue Vor­stand jetzt eben nicht als geun­ke­rufter Ãœber­gangs­vor­stand behan­delt wird, son­dern sich in die Rei­he erfolg­rei­cher grü­ner Bun­des­vor­stän­de ein­reiht. Und dazu hof­fe ich, wer­den nicht nur Büti­ko­fer und Beer, son­dern auch Men­schen wie die Bei­sit­ze­rIn­nen Kat­ja Husen und Omid Nou­ri­pour bei­tra­gen – die übri­gens bei­de für den von Josch­ka Fischer ange­mahn­ten Gene­ra­ti­ons­wech­sel in der Par­tei stehen.

Und noch ein letz­tes Wort zum Par­tei­tag: Scha­de war es, dass über die Sat­zungs­fra­gen – und auch wol­kig und mehr als Schau­lau­fen über die poli­ti­sche Lage – sehr lan­ge dis­ku­tiert wur­de, und dar­über vie­le vie­le Anträ­ge aus den Kreis­ver­bän­den schlicht und ein­fach ver­tagt wur­den, was oft gleich­be­deu­tend mit igno­riert wer­den ist. Dazu gehört auch ein Antrag aus Frei­burg, in dem die Bei­be­hal­tung einer 50%-BahnCard von der Bahn AG gefor­dert wird. Hier wäre ein grü­nes Signal schön gewesen.


Sun­day, Novem­ber 10, 2002

Was wäre, wenn …?

Ham­mer­schmitt, Mar­cus (2002): Poly­Play. Ham­burg / Ber­lin: Argu­ment. 187 Sei­ten, 12 Euro.

Ein Buch, zu dem sich lei­der nicht all­zu­viel sagen lässt. Nicht, weil es nicht von Inter­es­se wäre, son­dern weil es zuviel vor­weg­neh­men wür­de. Auf den ers­ten Blick ist das Buch harm­los – so harm­los, dass die Fra­ge auf­kommt, ob es nicht etwas unter dem Niveau von Ham­mer­schmitt ange­sie­delt ist. Eine Alter­na­tiv­welt­ge­schich­te, in der im Set­ting »DDR hat die BRD nach der Wen­de über­nom­men« Kom­mis­sar – nein, Ober­leut­nant – Kra­mer in einem Mord­fall ermit­telt, bei dem Jugend­sze­nen und Auto­ma­ten­spiel­ge­rä­te plötz­lich in Ver­bin­dung mit einer Sta­si-Ver­schwö­rung geraten.

Die Alter­na­tiv­welt-DDR sieht plau­si­bel aus, fast schon put­zig, und auch die ab und zu hin­ein­schnei­en­den Lehr­stun­den über die Geschich­te (im Schul­un­ter­richt, beim Zap­pen durchs Fern­seh­pro­gramm) wir­ken erst ein­mal so, als wür­de es hier dar­um gehen, sich vor­zu­stel­len, wie es denn hät­te gewe­sen sein kön­nen, wenn im Jahr 2000 in einer grö­ße­ren und für die Welt wirt­schaft­lich und poli­tisch extrem wich­ti­gen DDR statt­ge­fun­den hät­te. Ob da Rekla­me hängt, wie die Wes­sis sich auf­füh­ren, etc. War­um soll­te es so gewe­sen sein? Ham­mer­schmitts Erklä­rung erweckt den Anschein, plau­si­bel zu sein: wirt­schaft­li­che Pro­ble­me im Wes­ten, eine Abschot­tungs­po­li­tik in Ost­asi­en, inter­ne Strei­tig­kei­ten in den USA, und die – hand­ge­we­del­te – Ent­de­ckung einer omi­nö­sen neu­en Tech­no­lo­gie (der »Mül­ler-Loh­mann-Pro­zess«), die die DDR bald füh­rend auf dem Gebiet der Mikro­elek­tro­nik macht: Flach­bild­schir­me, Mobil­funk­te­le­fo­ne (»Mobis«), und wirt­schaft­li­cher Erfolg. Das Leben im plu­ra­lis­ti­schen Sozia­lis­mus sieht gar nicht mal so übel aus – und auch die klei­nen Fies­hei­ten (Josch­ka Fischer als Außen­mi­nis­ter der DDR und Kron­prinz des Staats­rats­vor­sit­zen­den, auch die Tages­zei­tung gibt’s wei­ter­hin) tra­gen eigent­lich nur dazu bei, dass Bild abzu­run­den. Dane­ben dann noch ein zwei­ter Hand­lungs­strang auf einer See­fes­tung, hat auch irgend­was mit Daten und Com­pu­ter­kri­mi­na­li­tät zu tun.

Soweit, so gut. Aber irgend­wann wird dann deut­lich, dass Ham­mer­schmitt den Leser oder die Lese­rin über etwas ganz ande­res beleh­ren möch­te: über die Unmög­lich­keit, in Sci­ence Fic­tion nicht nur plau­si­ble, son­dern tat­säch­lich funk­ti­ons­fä­hi­ge Alter­na­tiv­wel­ten durch­zu­spie­len, über die Fähig­keit des Men­schen, über­all Mus­ter und Gestal­ten zu erken­nen, und Wider­sprü­che hin­zu­neh­men. Das Ende ist über­ra­schend, und wer zu lan­ge mit­spielt, mag es auch scho­ckie­rend emp­fin­den. Denn das Ziel des Expe­ri­ments stellt sich als ein ganz ande­res her­aus – über das mehr zu sagen das Lesen des Romans doch beein­träch­ti­gen wür­de. Und damit ist schon fast zuviel verraten.


Satur­day, Novem­ber 02, 2002

Internet ist keine Einbahnstraße

Jeden­falls fän­de ich Kom­men­ta­re zu mei­nen Kom­men­ta­ren ganz nett. Direk­te Reak­tio­nen zu den Tex­ten funk­tio­nie­ren lei­der nur, wenn mensch sich selbst bei XANGA anmel­det, was ja nun nicht unbe­dingt sein muss – aber wer möch­te, kann sich auch in mei­nen „guest book“ ver­ewi­gen. (Und irgend­wann in fer­ner Zukunft ist das gan­ze hier viel­leicht auch mal ein Wiki statt ein Blog, dann wär’s noch eine gan­ze Spur interaktiver …).

Altes aus Xanga, Teil VI

Satur­day, Novem­ber 02, 2002

Zusammen bahnfahren

Ich glau­be zwar immer noch dar­an, dass sich auch poli­tisch noch etwas am neu­en Bahn­preis­sys­tem ändern las­sen könn­te – bei­spiels­wei­se die Bei­be­hal­tung der „alten“ 50%-BahnCard, ent­we­der als Ange­bot spe­zi­ell für Men­schen in Aus­bil­dung (und damit in der ‚for­ma­ti­ven‘ Pha­se des Bahn­fah­rens), oder aber als all­ge­mei­nes Ange­bot, das dann eben in der Anschaf­fung teu­rer ist und sich nicht mit den neu­en Rabat­ten kom­bi­nie­ren lässt. Des­we­gen ste­he ich auch unter einem ent­spre­chen­den Antrag für den nächs­ten Par­tei­tag von Bünd­nis 90/Die Grünen.

Soll­te die Bahn sich aber tat­säch­lich nicht erwei­chen las­sen und kom­pro­miss­los bei ihrem Sys­tem blei­ben, gibt’s immer­hin einen Licht­blick (und zwar schon in min­des­tens drei Inkar­na­tio­nen) – näm­lich inter­net­ba­sier­te Mit­rei­se­zen­tra­len für Bahn­rei­sen­de. Neben kom­mer­zi­el­len Ange­bo­ten bie­tet auch der alter­na­ti­ve Ver­kehrs­club Deutsch­land unter der URL www.ticket-teilen.de inzwi­schen ein Bahn-Sha­ring-Por­tal. Gute Idee, und viel­leicht lässt sich so – über den Umweg, ähm, zivil­ge­sell­schaft­li­chen Enga­ge­ments – doch eini­ges an neu­en Instru­men­ten in das ganz schnell unbe­weg­li­che neue Bahn­preis­sys­tem ein­bau­en. Inno­va­ti­on nennt sich sowas, oder?

P.S.: Auf mei­nen Brief hat die Bahn bis­her noch nicht geant­wor­tet. Und wer sein bis­he­ri­ges eige­nes Bahn­preis­sys­tem für so kom­pli­ziert erklärt, dass noch nicht mal Ein­stein es ver­steht (wie aktu­ell in der Wer­bung zu sehen, und wie heu­te zu recht in der taz kri­ti­siert), der muss irgend­wie ein ziem­lich komi­sches Bild sei­ner Mit­ar­bei­te­rIn­nen und Kun­dIn­nen haben. Aber was soll mensch auch von einem Bahn­chef Meh­dorn erwar­ten, der öffent­lich zugibt, es nicht län­ger als vier Stun­den in sei­nen eige­nen Zügen aus­zu­hal­ten? Und der – klar – erst­mal von sich auf ande­re schließt?


Thurs­day, Octo­ber 24, 2002

Ein USA-Deutschland-Vergleich

Nicht nur ange­sichts der mehr oder weni­ger aktu­el­len Kli­ma­ab­küh­lun­gen zwi­schen den bei­den Regie­run­gen (inkl. angeb­lich dann doch nicht exis­tie­ren­den For­de­run­gen) fin­de ich fol­gen­den Text ziem­lich span­nend – ein seit eini­gen Jah­ren in den USA leben­der Deut­scher beschreibt sei­ne Sicht der Unter­schie­de zwi­schen bei­den Kulturen.

> Com­pa­ri­son USA-Germany


Satur­day, Octo­ber 19, 2002

Kick it like Beckham

„Foot­ball vs. Indi­an coo­king.“ (The four word film review: Phoe­be, Aus­tra­lia)

Vor­ne­weg soll­te ich viel­leicht sagen, dass ich eher unsport­lich bin. Dass ich Fuß­ball mehr oder weni­ger für etwas schreck­li­ches hal­te, besten­sfalls für ein sozi­al­wis­sen­schaft­lich ana­ly­sier­ba­res Mas­sen­phä­no­men. Dass mei­ne Freun­din da ande­rer Mei­nung ist. Und dass mir „Kick it like Beck­ham“ (Bend it like Beck­ham) trotz­dem wirk­lich gut gefal­len hat. 

Der Film ist ein Mär­chen­film, soviel ist schon mal klar. Es ist ganz offen­sicht­lich, dass eini­ges an der Sto­ry mit dem Hap­py-End unrea­lis­tisch ist. Oder stimmt es wirk­lich, dass Fuß­ball­spie­le­rIn­nen ganz ohne Trai­ning in den Wochen davor und has­tig ohne Auf­wär­men ein­ge­wech­selt sofort von Talent­scouts ent­deckt wer­den? Aber das macht nichts; der Film ist trotz­dem (oder viel­leicht auch gera­de des­we­gen) toll. Und für eine Komö­die erstaun­lich ernsthaft.

Kurz zur Sto­ry: Jess, eigent­lich Jes­min­der, so aber nur von ihrer Mut­ter genannt, ist eine typi­sche indi­sche Bri­tin, macht gera­de ihr Abitur und hat eine gro­ße Lei­den­schaft: Fuß­ball. Sie spielt fan­tas­tisch und träumt davon, Fuß­bal­le­rin zu wer­den – bis­her spielt sie nur im Park mit ein paar Jungs aus der Gegend. Dort beob­ach­tet Jules sie, und nimmt sie mit zum Trai­ning der Frau­en­fuß­ball­mann­schaft. Cool – nur lei­der wis­sen Jess‘ Eltern nichts davon, und wenn sie was wüss­ten, wäre das gar nicht gut. Und natür­lich kommt es, wie’s kom­men muss: alle Tar­nung hilft nichts, Jess spielt ein­fach zu gut, als dass es ihre Eltern nicht mit­krie­gen wür­den. Und das Unglück mit Hap­py-End nimmt sei­nen Lauf. 

Neben­bei spie­len dann noch die Hoch­zeit ihrer Schwes­ter Pin­ky, die gro­ße Bedeu­tung des Zube­rei­ten­kön­nens eines ech­ten indi­schen Mahls für ihre Mut­ter und das Cri­cket-Team, in der Jess‘ Vater nicht spie­len durf­te, wich­ti­ge Rol­len. Mehr zu sagen wäre wahr­schein­lich zuviel ver­ra­ten. Nur soviel: Tony steht auf Beck­ham, Jess auf Joe, und Jules ist nicht les­bisch, auch wenn das in man­chen Zei­tungs­be­rich­ten anders klang und ihre Mut­ter davon über­zeugt ist.

Abge­se­hen von den mär­chen­haf­ten Zufäl­len ist Kick it like Beck­ham glau­be ich ein Film, der ziem­lich gut das Leben in einer hybri­den Gesell­schaft mit all sei­nen Chan­cen, Dop­pel­deu­tig­kei­ten und Pro­ble­men deut­lich macht. Und dabei gleich­zei­tig ziem­lich unter­halt­sam ist.

> Offi­zi­el­le Web­site des Films

> Rezen­si­on auf Programmkino.de


Fri­day, Octo­ber 11, 2002

Koalitionsverhandlungen

Nur ein klei­ner Hin­weis auf einen Stim­mungs­be­richt über die Koal­ti­ons­ver­hand­lun­gen in Spie­gel Online: 

> Tage der bit­te­ren Wahr­heit: War­te nur ein Weil­chen… – Poli­tik – SPIEGEL ONLINE


Wed­nes­day, Octo­ber 09, 2002

Koalitions… ja, was eigentlich?

Zur Zeit wird dar­über ent­schie­den, was im Koali­ti­ons­ver­trag von SPD und Grü­nen ste­hen wird. Neu­en Pres­se­be­rich­ten ist zu ent­neh­men, dass die SPD inzwi­schen wie­der zu ihrem alten Dog­ma zurück­ge­fun­den hat: Das, was wir wol­len, ist rich­tig, alles ande­re ein gro­ßes Zuge­ständ­nis. Aber auch klei­ne­re Indi­zi­en wei­sen dar­auf hin, dass die lau­fen­den Aus­ein­an­der­set­zun­gen von den bei­den Par­tei­en ganz unter­schied­lich gewer­tet wer­den. So ist auf der Web­site von Bünd­nis 90/Die Grü­nen die Rede davon, dass hier die Ver­hand­lun­gen für die Koali­ti­on ’02-’06 stattfinden:

Grüne: Die Verhandlungen

Bei der SPD dage­gen ist von Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen nichts zu sehen. Hier sind es schlicht (ganz in rot gehal­te­ne) Koali­ti­ons­ge­sprä­che:

Gespräche

Das lässt als Indiz für das Ver­hand­lungs­kli­ma und die Bewer­tung und Umset­zung der Ergeb­nis­se nichts gutes ahnen. Sind doch Gesprä­che eher etwas unver­bind­li­ches, die SPD hört sich mal an, was denn die Grü­nen zu ihren Plä­nen sagen. Ver­hand­lun­gen signa­li­sie­ren dage­gen: wir haben die glei­che Augen­hö­he, wir han­deln gemein­sam etwas aus, zu dem wir dann bei­de stehen. 

Nicht jedes unglück­li­che Omen muss sich letzt­lich als sol­ches erwei­sen. Die letz­ten Tage hel­fem einem aber nicht gera­de, dar­an zu glau­ben, dass das SPD-Team (übri­gens: sechs Män­ner und eine Frau; bei den Grü­nen steht’s 4:3) irgend­ei­nen Zwei­fel dar­an lässt, dass das ver­än­der­te Grö­ßen­ver­hält­nis am bes­ten kom­plett igno­riert wer­den soll­te. Hof­fen wir, dass es nicht dabei bleibt.

> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bundespartei

> SPD

Altes aus Xanga, Teil III

Satur­day, August 24, 2002

Börse und Politik ist eh das gleiche …

So unge­fähr seit der letz­ten Bun­des­tags­wahl gibt es den Ver­such, das Wahl­er­geb­nis nicht poli­tisch durch Mei­nungs­um­fra­gen, son­dern öko­no­misch durch eine Bör­se vor­her­zu­sa­gen. Die Idee dahin­ter ist, dass Men­schen Ent­schei­dun­gen, die für sie mit rea­len Geld­ge­win­nen oder Ver­lus­ten ver­bun­den sind, sehr viel ernst­haf­ter und rea­lis­ti­scher tref­fen als blo­ße Mei­nungs­äu­ße­run­gen. Auch wer die CDU und die FDP nicht lei­den kann, aber glaubt, dass sie gewin­nen wer­den, wird deren Akti­en kaufen.

Die Wahl­bör­se („Wahl$treet“) läuft dies­mal in Koope­ra­ti­on mit diver­sen Zeit­schrif­ten-Web­sites, die aber unter­ein­an­der ein und den sel­ben Markt ver­wen­den. Unten ist der Link auf das Ange­bot der ZEIT ange­ge­ben, weil die am schicks­ten aus­se­hen (wer’s mehr bör­sia­ne­risch haben will, kann sich ja mal das Han­dels­blatt anse­hen; die sind auch beteiligt).

Egal, was mensch davon hal­ten mag, getreu neo­li­be­ra­ler/ra­tio­nal-choice-Ideo­lo­gie auch poli­ti­sche Wahl­hand­lun­gen öko­no­misch zu simu­lie­ren – inter­es­sant ist es auf jeden Fall, und ein biß­chen Wahr­heit scheint auch hin­ter der dahin­ter­ste­hen­den Theo­rie zu ste­cken – jeden­falls war der Gesamt­feh­ler bei der letz­ten Bun­des­tags­wahl klei­ner als der Feh­ler der meis­ten Umfra­gen. Und mei­nen Ein­satz habe ich in der letz­ten Woche auch schon um 25 Cent erhö­hen können

Klei­ner Nach­trag: Ins­ge­samt habe ich – sage und schrei­be! – einen Gewinn von 36 Cent oder so machen kön­nen. Und mich damit auf Platz 1400 oder so platziert …


Satur­day, August 17, 2002

Mecklenburg

Auch wenn hier auch sonst nicht so viel los ist: die letz­ten Wochen war noch weni­ger los, weil ich Urlaub in Meck­len­burg gemacht habe: Bei der Som­mer­schu­le des fzs und dann noch ein paar Tage an der Ost­see. Inkl. Regen, Erkäl­tung, Son­nen­schein und Sonnenbrand.

Noch ein Film: Hundstage

Wer die­sen Film gese­hen hat, wird ihn nicht mehr ver­ges­sen, gleich, ob er ihn geliebt oder gehasst hat. Cor­rie­re del­la Sera (laut Website)

Erst hat­ten wir ja gedacht, dass Hunds­ta­ge – viel mit Vor­feld­lor­bee­ren bedacht etc., benannt nach dem Wet­ter im August – ein pas­sen­des Gegen­stück zum rea­len August­wet­ter (Regen) sein könn­te. Weil aber net­te klei­ne Pro­gramm­ki­nos eben ins­be­son­de­re auch klein ist, wur­de das erst­mal nichts. Aus­ver­kauft. Am nächs­ten Tag war das Wet­ter dann bes­ser, wir sind aber trotz­dem in den Film rein­ge­gan­gen, übri­gens wie­der ausverkauft.

Kurz zusam­men­ge­fasst: es ist heiß in Öster­reichs Vor­or­ten. Selt­sa­me und wahr­schein­lich doch lei­der ziem­lich nor­ma­le Men­schen tun selt­sa­me Din­ge, sind gewalt­tä­tig, haben Sex, oder bei­des, oder keins von bei­dem, oder ner­ven ein­fach nur. Angeb­lich suchen sie nach Lie­be. Und das gan­ze zieht sich ziem­lich lan­ge (zwei Stun­den), beginnt mit einem ziem­lich abrup­ten Anfang und endet eben­falls sehr abrupt. Einen Plot im klas­si­schen Sin­ne – gibt’s eher nicht, oder? Anna und der Alarm­an­la­gen­ver­tre­ter, das könn­te viel­leicht ein Plot sein. Trotz­dem pas­siert viel: All das all­täg­lich-schlim­me Ver­hal­ten, das eben auch im wirk­li­chen Leben vor allem nervt. Mich jedenfalls.

Pas­send zum öster­rei­chi­schen O‑Ton und zum Titel (der ist unstrit­tig gelun­gen) könn­te der Film viel­leicht noch knap­per zusam­men­ge­fasst wer­den: Er macht einen narrisch.

Soll hei­ßen: Es ist qual­voll, ihn anzu­schau­en. An eini­gen Stel­len war ich kurz davor, raus­zu­ge­hen. Jeden­falls hoff­te ich zumin­dest, dass die­se Stel­len bald vor­bei sind, was sie meis­tens nicht waren.

Das alles muss nicht hei­ßen, dass Hunds­ta­ge schlecht ist. Nur sehr anstren­gend eben, zu doku­men­ta­risch, um Kunst zu sein, und zu schlimm, um nur doku­men­ta­risch zu sein. Nah dran, und damit – und nicht so sehr durch die sicht­ba­re­ren Tabu­brü­che – im ech­ten Wort­sinn scho­ckie­rend. Jeden­falls kei­ne Unter­hal­tung, auch wenn eini­ge der unter­halt­sa­me­ren Stel­len in ihrer Lachen-im-Hals-Ste­cken­blei­ben-Komik an Deix erin­ner­ten. Letzt­lich also ein etwas unschlüs­si­ges: Was ist die­ser Film dann?

Der Cor­rie­re del­la Sera hat wohl recht: Den Film ver­gisst nie­mand so leicht. Aller­dings bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn nicht lie­ber doch manch­mal ver­ges­sen wür­de. Ver­drän­gung? The­ra­pie? Wenn der All­tag wirk­lich so ist, dann ist er jeden­falls schlim­mer, als ich mir das bis­her meis­tens vor­ge­stellt habe.

> Web­site


Wed­nes­day, July 17, 2002

Neulichs im Kino: Lilo & Stitch

Die Bot­schaft, dass Fami­li­en zusam­men­hal­ten müs­sen und für ein­an­der ein­ste­hen sol­len, kann leicht als typisch Dis­ney abge­tan wer­den, auch in ihrer ima­gi­när-hawai­ia­ni­schen Ver­pa­ckung, spon­so­red by the tou­rist aut­ho­ri­ty of Hawai’i.

Die Fami­lie in die­sem Fall besteht aller­dings aus einem klei­nen Mäd­chen, das von der Welt nicht ver­stan­den wird, ihrer noch gar nicht so gro­ßen Schwes­ter, die sich um sie küm­mern muss, deren Freund und einem klei­nen außer­ir­di­schen Mons­ter. Nicht ganz so typisch, oder? Eine galak­ti­sche Prä­si­den­tin reiht sich naht­los in die Ankunft im heu­te ein. Und wenn dann – ohne zuviel vor­weg­zu­neh­men – der Mafi­a­typ vom Jugend­amt und zwei Ali­ens zu Wahl­on­kels (oder ‑tan­ten, das ist bei die­ser strich­för­mi­gen Lebens­form nicht so klar) wer­den, dann ist da zwar die süße Hap­py-End-Bot­schaft, dass es was bringt, zusam­men­zu­hal­ten – von der WASP-Mora­li­tät Dis­neys ist aber wenig übrig geblie­ben. Inso­fern ist Lilo & Stitch ganz schön zeitgemäss.

Natür­lich ist es auch mög­lich, die gan­ze Sto­ry als einen Zäh­mungs- und Domes­ti­zie­rungs­pro­zess von Kin­dern und Monster(chen) zu lesen: aus Lilos Fotos dicker Men­schen am Strand wer­den alle Sta­tio­nen eines typisch ame­ri­ka­ni­schen Fami­li­en­le­bens, aus Stitchs Wunsch, Groß­städ­te nie­der­zu­rei­ßen, wird Spaß im Haus­halt. Aber trotz­dem bleibt selbst in den letz­ten Minu­ten des Films der Ein­druck, dass hier wider­spens­ti­ge Poten­zia­le übrig sind, und außer­dem macht es ein­fach viel mehr Spaß, den Film als einen zu lesen, der davon erzählt, dass weder Mons­ter noch klei­ne Mäd­chen immer brav sein müs­sen, dass die Welt der Arbeit eine der Zwän­ge ist und so wei­ter. Mei­ne Emp­feh­lung: Angucken!

> Web­site zum Film, Flash


Satur­day, July 06, 2002

Was passiert hier eigentlich?

Nicht’s groß­ar­ti­ges, nur ein Hin­weis dar­auf, dass Mar­cus Ham­mer­schmitt im weB­LOG­ging die aktu­el­le Vari­an­te der Inter­net-Uto­pie aus­ge­macht hat. Und dazu was in Tele­po­lis geschrie­ben hat. 

> Jeder ist Chefredakteur

Altes aus Xanga, Teil I

Mon­day, April 22, 2002

Wahltag …

Wahl­tag, und zwar ein ganz selt­sa­mer. Die ers­ten Ergeb­nis­se krie­ge ich in den Radio­nach­rich­ten im Zug mit – und bin ziem­lich ent­setzt. Der Osten wird schwarz, jeden­falls deu­tet ein Ergeb­nis, bei dem FDP, SPD und PDS jeweils etwa gleich­stark abschnei­den und nur die CDU deut­lich bes­ser liegt, dar­auf hin. Schill kommt knapp nicht rein (na, glück­li­cher­wei­se), und auch wenn ich’s nicht ver­ste­he, wun­dert es mich nicht, dass Bünd­nis 90/Die Grü­nen deut­lich unter 5% blei­ben. Soweit mei­ne Gedan­ken zu Radio­nach­richt eins. Dann kommt Radio­nach­richt zwei: In Frank­reich lan­det Le Pen auf Platz zwei bei der Prä­si­den­ten­wahl – und lässt den Fran­zo­sen und Fran­zö­sin­nen damit die Wahl zwi­schen einem Rechts­kon­ser­va­ti­ven und einem Rechts­ra­di­ka­len. Na pri­ma. Irgend­wie scheint mir hier ein Pro­blem des Zwei-Gang-Wahl­sys­tems zu lie­gen, viel­leicht sähe das Ergeb­nis ganz anders aus, wenn’s ein Prä­fe­renz­wahl­sys­tem gäbe …

Lei­der fand der hes­si­sche Rund­funk im ICE kurz nach Frank­furt es nicht für not­wen­dig, über baden-würt­tem­ber­gi­sche Ober­bür­ger­meis­ter­wahl­er­geb­nis­se zu berich­ten (und die erst­mal scho­cken­de Nach­richt „Neue Bür­ger­meis­te­rin in …“ ent­pupp­te sich dann doch als irgend­wo auf dem hes­si­schen Land und nicht als Frei­bur­ger CDU-Kan­di­da­tin). Inso­fern blieb mir hier erst­mal nur die Unge­duld: schließ­lich hat­te heu­te ja auch Frei­burg gewählt.

Kurz nach 23 Uhr bin ich dann end­lich in Frei­burg – und muss wei­ter unge­dul­dig blei­ben, denn weder bei der Badi­schen Zei­tung noch am Rat­haus hän­gen Ergeb­nis­se aus. Zuhau­se dann der ers­te Hin­weis auf mei­nem Anruf­be­ant­wor­ter: Ein sen­sa­tio­nal­les Ergeb­nis, meint mei­ne Mut­ter. Nähe­res hat sie dem Anruf­be­ant­wor­ter nicht ver­ra­ten. Also ins Inter­net – und weder www.freiburg.de noch www.badische-zeitung.de wol­len sich laden las­sen, über irgend­wel­che bun­des­wei­ten Nach­rich­ten­ti­cker fin­de ich erst­mal auch nichts, und www.gruene-freiburg.de ist noch auf dem Stand vier Tage vor der Wahl. Die infor­mie­ren­de Ret­tung naht in Form einer eMail auf einer der Mai­ling­lis­ten der Grü­nen Jugend – Die­ter Salo­mon von den Grü­nen hat es nicht nur unter die ers­ten zwei geschafft – ich hat­te ja mit sowas wie 35% für die CDU-Frau und knapp 30% für ihn gerech­net – son­dern belegt mit 36% den Spit­zen­platz vor Heu­te-Bluhm von der CDU. Zep­ter (SPD) ist mei­ner Mei­nung nach zurecht auf Platz drei gelan­det, mit nur weni­gen Pro­zent­punk­ten Vor­sprung von Micha­el Moos – eigent­lich hal­te ich ja nichts von Vor­ur­tei­len über blas­se Büro­kra­ten, aber hier stimmt’s ein­fach, und inso­fern geschieht’s ihm recht. Dass Micha­el Moos von der Lin­ken Lis­te deut­lich über zehn Pro­zent lan­det (und Salo­mon trotz­dem vor­ne liegt!) fin­de ich eben­falls gut. Alles in allem in Frei­burg also ein wirk­lich posi­ti­ves Ergeb­nis, das jetzt nur noch einen guten zwei­ten Wahl­gang braucht …

Dafür sieht’s außer­halb der klei­nen grü­nen Hoch­burg im Süden lei­der doch ganz anders aus. Schade.

Poli­tik – SPIEGEL ONLINE


Sun­day, April 07, 2002

Kleinräumigkeit und glückliche Zufälle

Ein Vor­teil davon, in einer Stadt wie Frei­burg zu woh­nen, deren 200.000 Ein­woh­ne­rIn­nen – zumin­dest die stu­den­ti­schen oder sonst­wie uni­ver­si­tä­ren – sich in einem rela­tiv klei­nen Teil der Innen­stadt bewe­gen, besteht dar­in, dass sich glück­li­che Zufäl­le häufen.

Anders­wo wären oft umständ­li­che Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­vor­gän­ge not­wen­dig, um zum Bei­spiel Ter­mi­ne abzu­stim­men, sich über etwas auf dem Lau­fen­den zu hal­ten, oder um ein­fach nur jemand zu tref­fen. Natür­lich ist es auch in Frei­burg nicht so, dass stän­dig jeder jeden trifft, oder jede. Aber die Wahr­schein­lich­keit dafür, bei einem Gang durch die Innen­stadt, in der Men­sa, vor der Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek oder in den Kol­le­gi­en­ge­bäu­den ganz zufäl­lig und unge­plant auf eine Per­son zu sto­ßen, die einem etwas mit­zu­tei­len hat, oder der etwas mit­zu­tei­len ist, liegt wohl deut­lich höher als in grö­ße­ren räum­li­chen Gebie­ten. Allein in den letz­ten Tagen ist es mir unge­fähr zwei­mal täg­lich pas­siert, dass ich jemand zufäl­lig getrof­fen habe, und dass so anders­wei­ti­ge Kom­mu­ni­ka­ti­ons­vor­gän­ge ersetzt wurden.

Aller­dings fehlt mir die eige­ne Erfah­rung, um beur­tei­len zu kön­nen, wie weit dies mit der spe­zi­fi­schen räum­li­chen Grö­ße und Situa­ti­on in Frei­burg zu tun hat. Trifft mensch sich in Ber­lin zufäl­lig? Und wie sieht’s beim ande­ren extrem aus, dem klein­räu­mi­gen Dorf, wo sol­che glück­li­chen Zufäl­le noch viel all­täg­li­cher sein müss­ten – oder aber viel­leicht sel­te­ner vor­kom­men, weil es weni­ger Anläs­se gibt, sich quer durch den öffent­li­chen Raum zu bewe­gen? Viel­leicht ist das gan­ze aber auch nur dadurch zu erklä­ren, dass sozia­le Netz­wer­ke und die räum­li­che Situa­ti­on zusam­men­fal­len, dass die sel­ben Leu­te, mit denen Kom­mu­ni­ka­ti­on not­wen­dig ist, sich rela­tiv oft an den sel­ben Orten auf­hal­ten. Dann könn­te die­se Art glück­li­cher Zufäl­le auch in Groß­städ­ten recht häu­fig sein, wenn nur die Orte stim­men. Dafür spricht, das bestimm­te zufäl­li­ge Begeg­nun­gen mit situa­ti­ven Ver­än­de­run­gen weg­fal­len oder neu hin­zu­kom­men: Nicht mehr HiWi im Insti­tut für Sozio­lo­gie zu sein, heißt auch, nicht mehr in den dor­ti­gen Flur­funk ein­ge­bun­den zu sein, Neu­ig­kei­ten, Ent­wick­lun­gen und Ereig­nis­se nur noch sel­ten und aus­ge­wählt zu Gesicht zu bekom­men, jeden­falls sel­te­ner anwe­send und damit poten­zi­ell ansprech­bar zu sein.

Wo der­ar­ti­ge Begeg­nun­gen mit Bekann­ten nicht vor­kom­men, dass ist der vir­tu­el­le Raum. Tref­fen sind hier viel häu­fi­ger absicht­lich, oder machen allein von der Begriff­lich­keit her kei­nen Sinn. In einem durch eMail-Kom­mu­ni­ka­ti­on kon­sti­tu­ier­ten vir­tu­el­lem Raum bei­spiels­wei­se scheint es mir kaum mög­lich zu sein, von einem Tref­fen zu spre­chen – und erst recht nicht von einem zufäl­li­gen Treffen.

Eine letz­te Beob­ach­tung: Wer sich auf zufäl­li­ge Begeg­nun­gen ver­las­sen kann, wird laxer, wenn es dar­um geht, Ter­mi­ne abzu­spre­chen. Den oder die ande­re wird man ja ver­mut­lich doch in der nächs­ten Zeit tref­fen. Wenn zu die­ser Form der Zeit­or­ga­ni­sa­ti­on jedoch die Not­wen­dig­keit der Orga­ni­sa­ti­on eige­ner Zei­ten in einem vir­tu­el­len sozia­len Netz­werk ohne gemein­sa­me räum­li­che Basis hin­zu­tritt, dann ergibt sich ein Pro­blem: Hier sind zwei unter­schied­li­che und nicht immer kom­pa­ti­ble Her­an­ge­hens­wei­sen an Zeit­or­ga­ni­sa­ti­on zusam­men­zu­brin­gen – ein Wider­spruch, der sich viel­leicht letz­lich nur dadurch auf­lö­sen lässt, dass der vir­tu­el­le Raum in den rea­len Raum mit hin­aus­ge­tra­gen wird, über Orga­ni­zer, über in Funk­net­ze ein­ge­bun­de­ne Lap­tops, über die Kopp­lung der Ver­bind­lich­keit der wahr­schein­li­chen Anwe­sen­heit im rea­len Raum des dar­an gebun­de­nen sozia­len Netz­werks mit der Ver­bind­lich­keit der elek­tro­ni­schen Erreich­bar­keit des an die­se gebun­de­nen sozia­len Netz­werks. Inso­fern stellt sich weni­ger die Fra­ge danach, ob eMail und Han­dy die Mög­lich­keit zufäl­li­ger Begeg­nu­gen gefähr­den, son­dern die Fra­ge danach, wie die­se erhal­ten blei­ben und mit nicht­lo­ka­len sozia­len Räu­men inte­griert wer­den kön­nen. Oder?


Fri­day, April 05, 2002

Und nun?

So, einen eini­ger­ma­ßen ordent­lich aus­se­hen­den Anbie­ter von WeB­LOGs habe ich gefun­den, regis­triert bin ich dort inzwi­schen auch, d.h. ich kann jetzt auch tat­säch­lich anfan­gen, mal was zu schrei­ben. Und dabei im Kopf zu behal­ten, dass das hier kein Tage­buch ist, son­dern eher eine Kolum­ne. Ich wer­de also jetzt nichts dar­über schrei­ben, dass mei­ne Schwes­ter heu­te Geburts­tag hat­te, was ich ihr geschenkt habe und dass das Wet­ter hier son­nig ist. Ich wer­de auch nichts dar­über schrei­ben, dass ich heu­te mei­nen Arbeits­ver­trag als wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter in einem For­schungs­pro­jekt hier an der Uni Frei­burg unter­schrie­ben habe (und sehr gespannt bin, wie das Pro­jekt lau­fen wird). Und ich wer­de erst recht nichts dazu schrei­ben, dass mei­ne Freun­din gera­de an einer Haus­ar­beit sitzt, was extrem zeit­auf­wän­dig und nerv­auf­rei­bend ist, wie ich aus eige­ner Erfah­rung bestä­ti­gen kann (und was dazu führt, dass ich jetzt hier vor mei­nem Com­pu­ter sit­ze und auf komi­sche Ideen kom­me, wie die, mal aus­zu­pro­bie­ren, ob ein WeB­log nicht was net­tes wäre). Dazu woll­te ich nichts schrei­ben, habe es jetzt aber doch getan. Egal.

Wo ich schon mal dabei bin, nichts zu schrei­ben, schrei­be ich ein­fach auch nichts dazu, dass die Welt­si­tua­ti­on noch immer ähn­lich selt­sam und gefähr­lich aus­sieht wie in den letz­ten Tagen. Wäh­rend Deutsch­land sich Sor­gen dar­über macht, ob ein zusam­men­bre­chen­des Medi­en­oli­go­pol den Lieb­lings­sport Fuß­ball mit zum Ein­sturz bringt, als ob es nichts wich­ti­ge­res gäbe (und als ob es nicht wich­ti­ge­re Grün­de gäbe, war­um Medi­en­oli­go­po­le nicht so toll sind), klin­gen die Nach­rich­ten aus Isra­el und Paläs­ti­na von Tag zu Tag depri­mie­ren­der. Krieg gegen Ter­ror funk­tio­niert auch hier nicht. Oder nur zu gut.

So, fast fer­tig mit mei­nem ers­ten öffent­li­chen Ein­trag. Was habe ich dabei gelernt? Wenn es nicht nur ran­ting wer­den soll, macht es Sinn, sich ein The­ma zu set­zen, und auch tat­säch­lich was dazu zu schrei­ben. Und auch wenn es rhe­to­risch ein fei­ner Trick ist, etwas zu sagen, indem gesagt wird, dass es nicht gesagt wird, so wird damit trotz­dem was gesagt – eine Grat­wan­de­rung zwi­schen öffent­lich und pri­vat … Ich bin gespannt, was und wann ich das nächs­te Mal was schrei­be – dann viel­leicht tat­säch­lich auf ein The­ma bezo­gen, und nicht ein­fach mal so blau vom Him­mel her geredet.