Photo of the week: Panorama III

Panorama III

 
Ich ver­brin­ge ja grö­ße­re Tei­le mei­ner Zeit in Zügen und an ande­ren Orten. Umso mehr freut es mich dann, wie­der hier zu sein. Hier ist Frei­burg, hier ist aber dann vor allem auch mein Stadt­teil. Das Rie­sel­feld – da hat die Stadt­pla­nung gut funk­tio­niert und ein „Dorf in der Stadt“ geschaf­fen – hat sei­nen eige­nen Cha­rak­ter, sei­ne eige­ne Iden­ti­tät. Das ist nicht nur der Stadt­teil selbst mit den (sozi­al durch­misch­ten, z.T. räum­lich nach Milieus getrenn­ten) Bewoh­ne­rIn­nen, mit der Archi­tek­tur und der sons­ti­gen Infra­struk­tur – Läden, mit dem Glas­haus ein kom­mu­na­les Zen­trum, Schu­len, Kin­der­gär­ten, … – son­dern es ist eben auch die Natur rings her­um. Das heu­ti­ge Natur­schutz­ge­biet, in dem u.a. die­ses Foto ent­stan­den ist (hier noch ein paar mehr davon), die klei­nen Wäl­der links und rechts vom Stadt­teil, aber auch die Sicht auf Schön­berg, Schau­ins­land und Schwarz­wald – all das gehört zu „hier“ und „wir“ dazu. 

Kurz: Multiple Heimatsdimensionen

Ganz kurz, weil im Zuge des letz­ten Spie­gels etc. mal wie­der über Hei­mat etc. dis­ku­tiert wird, bis hin zur Hei­mat Inter­net: Ich glau­be, vie­les ver­wir­rend Erschei­nen­de wird kla­rer, sobald Stadt und Land, Real­raum und Inter­net etc. etc. nicht mehr als Gegen­satz­paa­re gedacht wer­den, son­dern als ortho­go­na­le Kontinuume. 

Soll hei­ßen: in der glo­ba­li­sier­ten Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft der Spät­mo­der­ne ist Hei­mat nicht ein­fach hier oder da, son­dern bei­des, oder sogar alles drei. Bedingt sowohl durch die erhöh­te phy­si­sche Mobi­li­tät als auch durch neue Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren über­la­gern sich plötz­lich meh­re­re Netz­wer­ke: Eines sozia­ler Bezie­hun­gen, in dem meh­re­re Orte (Her­kunfts­ort, Wohn­ort, Arbeits­ort, Freun­de­sor­te, Stan­dard­ur­laubs­or­te) Rol­len spie­len – je nach Ein­kom­men und Sta­tus auch trans­na­tio­nal – und eines der sozia­len Kom­mu­ni­ka­tio­nen im Netz. Cloud, Wol­ke, beschreibt bei­de sozia­le For­men ganz gut. Migra­ti­on und glo­ba­le Bil­der­strö­me (da den­ke ich an Appa­du­rai) tra­gen ein ihres zu die­sen Netz­werk­bil­dun­gen bei.

Wenn Hei­mat nicht mehr mono­gam gedacht ist, erschei­nen schein­bar gegen­läu­fi­ge Ent­wick­lun­gen plötz­lich gar nicht mehr so selt­sam: gleich­zei­tig regio­na­ler und glo­ba­ler zu wer­den, wie­der mehr Wert auf den Ort samt geni­us loci zu legen und in aller­lei gro­ße Dis­kur­se ein­ge­bun­den zu sein, sich sowohl bestimm­ten klein­tei­li­gen, viel­leicht sogar loka­len Sti­len affin zu füh­len als auch gro­ßen Iden­ti­täts­clus­tern hei­mat­lich ver­bun­den zu sein: 

All das und viel mehr ist dann denk­bar. Hei­mat der sozi­al ver­netz­ten Welt­bür­ge­rIn­nen ist dann eben nicht allei­ne, son­dern auch ein Teil des Internets.