Altes aus Xanga, Teil IX

Satur­day, March 22, 2003

20032003: Demobilder und Deutschland


20.03.03 – Kund­ge­bung vor dem Stadt­thea­ter Freiburg


20.03.03 – Trans­pa­ren­te und Schil­der des u‑asta

Am Tag X (20.03.2003) gab es in Frei­burg eine gro­ße Schü­le­rIn­nen­de­mo mit­tags und eine Demo am nachmittag/abend, von der die Bil­der hier sind. Fotos von bei­den Demos gibt es unter indy­me­dia ger­ma­ny | Tag X in Frei­burg – Tau­sen­de auf der Stra­ße [Bil­der] | 20.03.2003 22:24 im Netz.

Auch am 22.03. fand wie­der eine gro­ße Demons­tra­ti­on statt (ca. 5.000) Leu­te. Lei­der habe ich davon noch kei­ne Bil­der im Netz gese­hen; wenn ich wel­che fin­de, lin­ke ich hier viel­leicht auch drauf.

Bemer­kens­wert bei der heu­ti­gen Demo: eine kur­ze Unter­bre­chung am Sie­ges­denk­mal und eine – ich wür­de sagen – Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la-Akti­on, die in der For­de­rung ende­te, das Denk­mal (für den deut­schen Sieg über Frank­reich irgend­wann) inner­halb der nächs­ten 48 Stun­den abzu­rei­ßen. Da und auch an vie­len ande­ren Stel­len der Demo war eine anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche, anti­staat­li­che Stim­mung deut­lich spür­ba­re. Und auch: Rot/grün wird nicht abge­nom­men, dass die Frie­dens­po­li­tik der letz­ten Wochen ernst gemeint war. Es wird nicht genug getan, eigent­lich müss­te jetzt der NATO-Aus­tritt folgen. 

Ins­be­son­de­re aus dem Umfeld von KTS und Attac Frei­burg kommt immer wie­der die For­de­rung, die Kri­tik am Irak-Krieg mit einer all­ge­mei­nen Kri­tik an kapi­ta­lis­ti­schen Demo­kra­tien zu ver­bin­den – die wür­den eben immer Krie­ge füh­ren, und das sei auch ganz klar, und gar nicht inner­halb des Sys­tems zu verhindern. 

Ich weiss noch nicht so genau, was ich davon hal­ten soll – dass kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tien jed­we­der Art mit einem rie­si­gen Geflecht tat­säch­li­cher oder ein­ge­bil­de­ter Sach­zwän­ge ein­her­ge­hen, ist mir auch klar. Auf der ande­ren Sei­te glau­be ich, dass eine kapi­ta­lis­ti­sche Demo­kra­tie doch irgend­wie eini­ger­ma­ßen glo­bal ver­träg­lich, sozi­al, öko­lo­gisch und dau­er­haft fried­lich sein kön­nen müss­te. Refor­mis­ti­scher Irr­glau­be, Blind­heit oder eine prag­ma­tisch über­form­te Hoffnung?


Fri­day, March 21, 2003

Theater on the news

Mei­ne Lieb­lings­news­grup­pe („news­froup“) alt.fan.douglas-adams ist zur Zeit dabei, etwas ziem­lich neu­ar­ti­ges zu tun: anläss­lich des 25-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der ers­ten Aus­strah­lung der Radio­fas­sung des Hitch­hi­ker gui­des to the gala­xy wird das Radio­script auf­ge­führt – und zwar im Inter­net-Dis­kus­si­ons­fo­rum. Der Link unten ver­weist auf den Beginn des Threads – afda proud­ly pres­ents The Hitchhikers’s Gui­de to the Gala­xy (the newsfroup)

> Goog­le-Suche:

P.S.: Ein gänz­lich damit unzu­sam­men­hän­gen­des The­ma ist natür­lich der inzwi­schen offen aus­ge­bro­chen drit­te Golf­krieg – auf den Frie­dens­de­mos ges­tern in Frei­burg waren unglaub­lich vie­le Leu­te (10.000 Schü­le­rIn­nen blo­ckier­ten mit­tags die Stra­ße, ca. 6.000 bis 8.000 Leu­te stan­den ges­tern abend auf dem Rott­eck­ring und hör­ten sich eine etwas lang­wie­ri­ge Kund­ge­bung an), und ich hof­fe, die vie­len Pro­tes­te welt­weit und auch im Netz machen den Kriegs­füh­ren­den zumin­dest deut­lich, dass weder das Völ­ker­recht noch die Bevöl­ke­rung die­ses Pla­ne­ten auf ihrer Sei­te sind.


Fri­day, March 07, 2003

Der Staat, der nie war

Eigent­li­ches ist es eine abgrund­tief trau­ri­ge Geschich­te, die hin­ter Good Bye, Lenin! steckt. Alex‘ Mut­ter wacht nach einem Herz­in­farkt und vier Mona­ten aus dem Koma auf, jede Auf­re­gung soll ver­mie­den wer­den, das könn­te ihrer Gesund­heit scha­den. Dum­mer­wei­se wacht sie in auf­re­gen­de Zei­ten hin­ein auf: die letz­ten Mona­te der DDR als eigen­stän­di­gem Staat, kurz vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Sohn Alex beschließt, alles zu tun, um jede Auf­re­gung zu ver­mei­den und holt sie aus dem Kran­ken­haus in ihr Schlaf­zim­mer in der Plat­ten­bau­woh­nung. Dort ist noch alles so, wie es frü­her mal war. „Hier hat sich ja gar nichts verändert.“ 

Dass das auch so bleibt, ist eine immer umfang­rei­cher wer­den­de Auf­ga­be für Alex. Krach mit sei­ner Schwes­ter (liiert mit einem Bur­ger-King-Bra­ter) und sei­ner Freun­din, der Kran­ken­schwes­ter Lara, die er am Kran­ken­bett sei­ner Mut­ter ken­nen­ge­lernt hat, ist vor­pro­gram­miert. Alex jagt nach Gur­ken­glä­sern und insze­niert FDJ-Geburts­tags­ständ­chen und Besu­che der Par­tei­lei­tung mit Ori­gnal-Prä­sent­korb. Als sei­ner Mut­ter lang­wei­lig wird, und sie fern­se­hen will (den aus ihr Zim­mer zu ver­las­sen, ist ihr streng ver­bo­ten) greift er auf die Unter­stüt­zung sei­nes neu­en Kol­le­gen Den­nis zurück, der sich als Film­ma­cher pro­fi­lie­ren möch­te. Die Aktu­el­le Kame­ra erklärt, wie­so ein Coca-Cola-Trans­pa­rent am Hoch­haus neben an zu sehen ist.

Aber es pas­siert in die­ser freund­li­chen, nie­mals bös­ar­ti­gen Komö­die noch mehr. Der Wes­ten dringt unauf­halt­sam in den All­tag ein. Immer abstru­ser wer­den die Erklä­run­gen. Aber immer mehr wird damit das durch das Fern­se­hen und die von Alex erfun­de­nen Kar­ten­häu­ser ver­mit­tel­te Bild der DDR zu dem eines Staa­tes, der nie exis­tiert hat, den sich Alex‘ Mut­ter aber immer gewünscht hat. Eine DDR, die auf die Ein­ga­ben ihrer Bür­ge­rIn­nen reagiert. Die so attrak­tiv ist, dass sie die Gren­zen für West­ler öff­net. In der Leis­tungs­druck und Kon­kur­renz drau­ßen bleiben.

Good Bye, Lenin! über­zeugt auf bei­den Ebe­nen. Als Komö­die, die nie nur auf die Lacher aus ist, und die mit ihrem Per­so­nal mit­fühlt, die auch Wei­nen zulässt. Aber auch als lei­se Uto­pie einer DDR, wie sie viel­leicht 1989 hät­te ent­ste­hen kön­nen: Sozia­lis­mus mit freund­li­chem Ant­litz. Auch im Film kommt der 3. Okto­ber 1990 vor. Aber zumin­dest für Alex‘ Mut­ter hat das Feu­er­werk eine ganz ande­re Bedeu­tung, ein wie­der­ver­ei­nig­tes Deutsch­land jen­seits der kapi­ta­lis­ti­schen Zwän­ge. Was wäre, wenn? Auch hier sind Trä­nen viel­leicht ange­bracht, wer weiß.

Nicht zuletzt soll­te viel­leicht erwähnt wer­den, dass die Bil­der teil­wei­se ziem­lich gran­di­os sind und die Stim­mung der Wen­de­zeit gut ein­fan­gen. Fas­zi­niert – das muss ich unbe­dingt noch sagen – hat mich auch der Vor­spann, der die schöns­te Ani­ma­ti­on häß­li­cher real­so­zia­lis­ti­scher Post­kar­ten ent­hält, die ich je gese­hen habe.

> GOOD BYE, LENIN! – Ein Film von Wolf­gang Becker (lei­der etwas überfrachtet!)


Sun­day, March 02, 2003

NO WAR

Wer wis­sen will, was ich am Sams­tag gemacht habe: mit vier- bis fünf­tau­send ande­ren auf er Euro­pa­brü­cke zwi­schen Kehl und Straß­burg rum­ge­stan­den, Luft­bal­lons mit Frie­dens­tau­ben zum Hori­zont geschickt und Leu­ten wie Kon­stan­tin Wecker, Franz Alt, einem Sän­ger aus San Fran­cis­co und einer Sän­ge­rin aus Bra­si­li­en zugehört. 

Was war nett an der Demo? Doch ziem­lich vie­le Leu­te, ab und zu auch mal Son­nen­schein, eine bun­te Mischung. Inter­es­sant: Mer­chan­di­sing-Stän­de am Rand …

Was war nicht so toll? Die gerin­ge Prä­senz von Grü­nen (Les Verts waren gut sicht­bar mit vie­len Fähn­chen, aus Baden-Würt­tem­berg waren zwar auch eine gan­ze Men­ge Grü­ne auf der Demo, aber wer die nicht kann­te, wuss­te das nicht. Die Tat­sa­che, dass sich das Pro­gramm doch ziem­lich in die Län­ge zog (unge­fähr vier Schluss­wor­te hin­ter­ein­an­der, danach dann noch Ter­min­hin­wei­se). Und viel­leicht auch das Miss­ver­hält­nis zwi­schen dem eher jun­gen bis mitt­le­ren Durch­schnitts­al­ter der Demons­trie­ren­den und der Demo­folk­lo­re des offi­zi­el­len Programms. 

> Yahoo! Nach­rich­ten – Sad­dam Hus­sein und der Irak-Kon­flikt – Deutsch-fran­zö­si­scher Pro­test gegen Irak-Krieg


Wed­nes­day, Febru­ary 19, 2003

Wie realistisch sind Science-Fiction-Filme?

Dem neu­en Z‑Punkt-News­let­ter habe ich den Hin­weis auf den unten­ste­hen­den Link zu Josh Cal­ders Futu­rist Movies Web­site ent­nom­men. Und die hat es in sich – ein ein­drucks­vol­les, inter­ak­ti­ves Essay, in dem sich Cal­der meh­re­ren Dut­zend neue­ren und älte­ren Sci­ence-Fic­tion-Fil­men annimmt (u.a. Gat­ta­ca, Fifth Ele­ment, Star Trek und Star Wars, Mino­ri­ty Report, Inde­pen­dence Day, …) und die­se aus Sicht eines Zukunfts­for­schers bewer­tet: Wie wahr­schein­lich ist die dort dar­ge­stell­te Zukunft, wann könn­te sie erwar­tet wer­den, was lässt sich über ein­zel­ne Tech­no­lo­gien sagen, wo macht der Film Kom­pro­mis­se um der Sto­ry oder der Ver­markt­bar­keit Wil­len? Eini­ge The­men (Außer­ir­di­sche, künst­li­che Intel­li­genz, Klo­nen) wer­den dar­über hin­aus im Rah­men eigen­stän­di­ger „Notes“ diskutiert.

Wenn eine mei­ner Lieb­lings­the­sen stimmt, dass Sci­ence Fic­tion näm­lich ein Gen­re ist, das qua­si lite­ra­ri­sche Tech­nik­fol­gen­ab­schät­zung betreibt und in einer engen Wech­sel­wir­kung damit steht, was Wis­sen­schaft­le­rIn­nen für mach­bar hal­ten – Wech­sel­wir­kung meint dabei: bei­de Rich­tun­gen! –, dann ist Cal­ders Web­site eine nicht zu unter­schät­zen­de Res­sour­ce für Men­schen, die pri­vat oder beruf­lich Tech­nik­dis­kur­se unter­su­chen. Denn mehr noch als Sci­ence-Fic­tion-Roma­ne sind Sci­ence-Fic­tion-Fil­me – mit all den dar­aus resul­tie­ren­den Kon­se­quen­zen – in den letz­ten 30 Jah­ren im gesell­schaft­li­chen Main­stream ange­kom­men. Futu­rist­Mo­vies bie­tet eine mit schar­fem Auge vor­ge­nom­me­ne Ana­ly­se die­ses gesell­schaft­li­chen Diskurses.

> Pro­jec­tions: a futu­rist at the movies

Altes aus Xanga, Teil VII

Mon­day, Decem­ber 23, 2002

Google Doodle

Goog­le ist nicht nur der (un)umstrittene Such­ma­schi­nen­markt­füh­rer, son­dern hat auch einen Sinn für Humor. Unter bewuss­ter Miß­ach­tung der eige­nen Cor­po­ra­te Iden­ti­ty ändert sich das Goog­le-Logo regel­mäs­sig zu Fest­ta­gen und beson­de­ren Anläs­sen. Eini­ge Bei­spie­le sind hier verlinkt …

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2001)

> Goog­le Holi­day Logos (Weih­nach­ten 2002)

Kino: Son de Mar

Was pas­siert, wenn anti­ke Mytho­lo­gie moder­ni­siert und ver­filmt wird? Dann kommt ein Film wie Son de Mar her­aus – eigent­lich eine ein­fa­che Drei­ecks­ge­schich­te, aber sym­bol­haft auf­ge­la­den. Als Film-an-sich fand ich Son de Mar packend, aber fast zu sehr mit Kitsch und Ner­ven­kit­zel voll­ge­la­den. Als ver­film­te Mytho­lo­gie – ich muss­te an Chris­toph Rans­mayrs Letz­te Welt den­ken –, als eine gro­ße Anspie­lung auf die Odys­see, als Ant­wort auf die Fra­ge danach, wie die Lie­bes­ge­schich­te eines Uli­ses heu­te aus­se­hen kann, hat­te der Film durch­aus etwas. Dazu gehört gewi­ßer­ma­ßen auch das tra­gi­schen Ende, das mir eben­falls bes­ser in der grie­chi­schen Klas­sik als im Film auf­ge­ho­ben schien, und das ich viel­leicht lie­ber gele­sen als betrach­tet hätte. 

> ~~~~~son de mar~~~~~


Tues­day, Decem­ber 10, 2002

Das Ergebnis stimmt

Als Dele­gier­ter für den grü­nen Bun­des­par­tei­tag in Han­no­ver gehö­re ich zu denen, die mit ihrer Stim­me dazu bei­getra­gen haben, dass die Zwei­drit­tel­mehr­heit für die Aus­set­zung der Tren­nung von Amt und Man­dat nicht erreicht wur­de. Ich bin nicht ganz glück­lich mit dem Weg (d.h. mit einer knap­pen Sperr­mi­no­ri­tät bei einer sehr kon­tro­ver­sen Fra­ge statt mit Ein­sicht bei Fritz Kuhn und Clau­dia Roth), wohl aber mit dem Ergeb­nis: Im Früh­jahr 2003 kann jetzt über die Fort­füh­rung oder Auf­he­bung der Tren­nung von Amt und Man­dat urab­ge­stimmt wer­den, ohne dass die­se Fra­ge der inner­par­tei­li­chen Demo­kra­tie mit einer bestimm­ten Per­so­nal­ent­schei­dung ver­quickt wäre. Im Gegen­satz zu eini­gen ande­ren Mit­glie­dern der Grü­nen glau­be ich näm­lich nicht, dass jeg­li­che Sat­zungs­re­ge­lun­gen voll­kom­men sinn­los ist und es am bes­ten wäre, alles der frei­en Ent­schei­dung der jewei­li­gen Dele­gier­ten zu über­las­sen. Demo­kra­tie tut manch­mal weh, gera­de, wenn es dar­um geht, die Eta­blie­rung von Macht­zirk­len ein­zu­schrän­ken. Und Ent­schei­dun­gen, die weh­tun, wer­den im Rausch des Augen­blicks häu­fig nicht ger­ne gefällt. Da ist es also sinn­voll, wenn eine Sat­zung – die dann aber auch akzep­tiert wer­den muss – Din­ge erzwingt.

Natür­lich gibt es auch mit Sat­zungs­re­ge­lun­gen Macht­zu­sam­men­bal­lun­gen usw. – etwas ande­res anzu­neh­men, wäre höchst naiv und wür­de viel zu viel von dem demo­kra­ti­schen Tool Sat­zung ver­lan­gen. Aber das Stück, das eine Sat­zung zu gere­gel­ten Macht­struk­tu­ren bei­tra­gen kann, das soll eine Sat­zung auch dazu bei­tra­gen, fin­de ich.

Zurück zum Par­tei­tag: Das Ergeb­nis fin­de ich gut, und hof­fe, dass der neue Vor­stand jetzt eben nicht als geun­ke­rufter Ãœber­gangs­vor­stand behan­delt wird, son­dern sich in die Rei­he erfolg­rei­cher grü­ner Bun­des­vor­stän­de ein­reiht. Und dazu hof­fe ich, wer­den nicht nur Büti­ko­fer und Beer, son­dern auch Men­schen wie die Bei­sit­ze­rIn­nen Kat­ja Husen und Omid Nou­ri­pour bei­tra­gen – die übri­gens bei­de für den von Josch­ka Fischer ange­mahn­ten Gene­ra­ti­ons­wech­sel in der Par­tei stehen.

Und noch ein letz­tes Wort zum Par­tei­tag: Scha­de war es, dass über die Sat­zungs­fra­gen – und auch wol­kig und mehr als Schau­lau­fen über die poli­ti­sche Lage – sehr lan­ge dis­ku­tiert wur­de, und dar­über vie­le vie­le Anträ­ge aus den Kreis­ver­bän­den schlicht und ein­fach ver­tagt wur­den, was oft gleich­be­deu­tend mit igno­riert wer­den ist. Dazu gehört auch ein Antrag aus Frei­burg, in dem die Bei­be­hal­tung einer 50%-BahnCard von der Bahn AG gefor­dert wird. Hier wäre ein grü­nes Signal schön gewesen.


Sun­day, Novem­ber 10, 2002

Was wäre, wenn …?

Ham­mer­schmitt, Mar­cus (2002): Poly­Play. Ham­burg / Ber­lin: Argu­ment. 187 Sei­ten, 12 Euro.

Ein Buch, zu dem sich lei­der nicht all­zu­viel sagen lässt. Nicht, weil es nicht von Inter­es­se wäre, son­dern weil es zuviel vor­weg­neh­men wür­de. Auf den ers­ten Blick ist das Buch harm­los – so harm­los, dass die Fra­ge auf­kommt, ob es nicht etwas unter dem Niveau von Ham­mer­schmitt ange­sie­delt ist. Eine Alter­na­tiv­welt­ge­schich­te, in der im Set­ting »DDR hat die BRD nach der Wen­de über­nom­men« Kom­mis­sar – nein, Ober­leut­nant – Kra­mer in einem Mord­fall ermit­telt, bei dem Jugend­sze­nen und Auto­ma­ten­spiel­ge­rä­te plötz­lich in Ver­bin­dung mit einer Sta­si-Ver­schwö­rung geraten.

Die Alter­na­tiv­welt-DDR sieht plau­si­bel aus, fast schon put­zig, und auch die ab und zu hin­ein­schnei­en­den Lehr­stun­den über die Geschich­te (im Schul­un­ter­richt, beim Zap­pen durchs Fern­seh­pro­gramm) wir­ken erst ein­mal so, als wür­de es hier dar­um gehen, sich vor­zu­stel­len, wie es denn hät­te gewe­sen sein kön­nen, wenn im Jahr 2000 in einer grö­ße­ren und für die Welt wirt­schaft­lich und poli­tisch extrem wich­ti­gen DDR statt­ge­fun­den hät­te. Ob da Rekla­me hängt, wie die Wes­sis sich auf­füh­ren, etc. War­um soll­te es so gewe­sen sein? Ham­mer­schmitts Erklä­rung erweckt den Anschein, plau­si­bel zu sein: wirt­schaft­li­che Pro­ble­me im Wes­ten, eine Abschot­tungs­po­li­tik in Ost­asi­en, inter­ne Strei­tig­kei­ten in den USA, und die – hand­ge­we­del­te – Ent­de­ckung einer omi­nö­sen neu­en Tech­no­lo­gie (der »Mül­ler-Loh­mann-Pro­zess«), die die DDR bald füh­rend auf dem Gebiet der Mikro­elek­tro­nik macht: Flach­bild­schir­me, Mobil­funk­te­le­fo­ne (»Mobis«), und wirt­schaft­li­cher Erfolg. Das Leben im plu­ra­lis­ti­schen Sozia­lis­mus sieht gar nicht mal so übel aus – und auch die klei­nen Fies­hei­ten (Josch­ka Fischer als Außen­mi­nis­ter der DDR und Kron­prinz des Staats­rats­vor­sit­zen­den, auch die Tages­zei­tung gibt’s wei­ter­hin) tra­gen eigent­lich nur dazu bei, dass Bild abzu­run­den. Dane­ben dann noch ein zwei­ter Hand­lungs­strang auf einer See­fes­tung, hat auch irgend­was mit Daten und Com­pu­ter­kri­mi­na­li­tät zu tun.

Soweit, so gut. Aber irgend­wann wird dann deut­lich, dass Ham­mer­schmitt den Leser oder die Lese­rin über etwas ganz ande­res beleh­ren möch­te: über die Unmög­lich­keit, in Sci­ence Fic­tion nicht nur plau­si­ble, son­dern tat­säch­lich funk­ti­ons­fä­hi­ge Alter­na­tiv­wel­ten durch­zu­spie­len, über die Fähig­keit des Men­schen, über­all Mus­ter und Gestal­ten zu erken­nen, und Wider­sprü­che hin­zu­neh­men. Das Ende ist über­ra­schend, und wer zu lan­ge mit­spielt, mag es auch scho­ckie­rend emp­fin­den. Denn das Ziel des Expe­ri­ments stellt sich als ein ganz ande­res her­aus – über das mehr zu sagen das Lesen des Romans doch beein­träch­ti­gen wür­de. Und damit ist schon fast zuviel verraten.


Satur­day, Novem­ber 02, 2002

Internet ist keine Einbahnstraße

Jeden­falls fän­de ich Kom­men­ta­re zu mei­nen Kom­men­ta­ren ganz nett. Direk­te Reak­tio­nen zu den Tex­ten funk­tio­nie­ren lei­der nur, wenn mensch sich selbst bei XANGA anmel­det, was ja nun nicht unbe­dingt sein muss – aber wer möch­te, kann sich auch in mei­nen „guest book“ ver­ewi­gen. (Und irgend­wann in fer­ner Zukunft ist das gan­ze hier viel­leicht auch mal ein Wiki statt ein Blog, dann wär’s noch eine gan­ze Spur interaktiver …).

Altes aus Xanga, Teil V

Mon­day, Octo­ber 07, 2002

Bahn nicht nett

In der taz von heu­te (07.10.2002) war ein halb­sei­ti­ge Farb­an­zei­ge der Deut­schen Bahn AG geschal­tet, in der für das neue Preis­sys­tem gewor­ben wird. Die hat mich zu fol­gen­dem Brief an die Bahn animiert …

Sehr geehr­te Damen und Herren,

in der taz (die tages­zei­tung) von heu­te haben Sie auf S. 9 eine Anzei­ge mit dem Slo­gan „Seit Jah­ren kri­ti­sie­ren Sie unse­re Prei­se. War­um machen Sie Ihre Prei­se nicht selbst?“ geschal­tet. Net­te Idee – aller­dings fin­de ich die Anzei­ge dann doch ziem­lich frech und möch­te Ihnen auch ger­ne erklä­ren, war­um. Kurz gesagt: Ich mache mir schon jetzt mei­ne Prei­se selbst und bin mit dem alten Preis­sys­tem samt sei­ner Fle­xi­bi­li­tät ziem­lich zufrie­den. Wie das geht? Als Besit­zer einer Bahn­Card sen­ke ich mir die Prei­se gleich mal um 50%. Und wenn ich eine län­ge­re Rei­se pla­ne (meis­tens bin ich nur für ein oder zwei Tage weg, lei­der genau die Ziel­grup­pe, die Ihr neu­es Sys­tem nicht vor­sieht), dann nut­ze ich z.B. den Supersparpreis. 

Sie neh­men mir also die Frei­heit, mir mei­ne Prei­se „selbst zu machen“. Indem Sie die für mich beson­ders wich­ti­ge Fle­xi­bi­li­tät aus dem Bahn­preis­sys­tem neh­men, und indem Sie die Bahn­Card auf 25% Ermäs­si­gung redu­zie­ren. Fin­de ich nicht nett, und so zu tun, als sei­en die Kun­den bis­her dumm gewe­sen, fin­de ich auch nicht nett.

Schö­ne Grüsse,

Till Wes­ter­may­er

P.S.: Übri­gens bin ich mir ganz sicher, dass die Bahn­prei­se auch in 2003 noch hef­tig in der Kri­tik ste­hen wer­den. Denn gra­de auf kür­ze­ren Stre­cken und im fle­xi­blen Nut­zungs­be­reich sind sie kon­kur­renz­los hoch. Ich wer­de wei­ter­hin Bahn fah­ren – wäre aber sehr dank­bar für eine ande­re Preis­po­li­tik (die nicht auf Früh­früh­bu­cher und Groß­grup­pen setzt), und für eine Stra­te­gie, die erst­mal dar­auf setzt, die jet­zi­gen Kun­den zu hal­ten statt neue dazuzugewinnen.

> Pres­se-Infor­ma­ti­on Personenverkehr


Thurs­day, Octo­ber 03, 2002

Na sowas …

Ab und zu über­kommt mich das Ver­lan­gen, mich dem Ego-Sur­fen (2) hin­zu­ge­ben. Was ich dann meist auch tue. Dabei stößt mensch auf aller­hand erstaun­li­ches: Dop­pel­gän­ger! Zita­te mei­ner Haus­ar­bei­ten in ande­ren Haus­ar­bei­ten, samt ordent­li­cher Lite­ra­tur­an­ga­be! Unterschriftensammlungen!

Oder aber auch die Tat­sa­che, dass im letz­tes Jahr im Novem­ber einen Bei­trag in de.rec.sf.misc geschrie­ben habe, in dem ich mich über die Unmög­lich­keit eines Uni­ver­sal­trans­la­tors aus­ge­las­sen habe (so wie in StarT­rek) – und dass die­ser Bei­trag dann im „Net­di­gest“ auf­ge­nom­men wur­de: (Best of Net­di­gest – Monat­lich die humor­volls­ten Bei­trä­ge des Use­net). Und weil’s so nett ist, wird der Bei­trag hier­mit von mir wiederveröffentlicht 

From: till@tillwe.de (Till Wes­ter­may­er)
News­groups: de.rec.sf.misc
Sub­ject: Re: [Andro­me­da] Wer ist Trance Gemi­ni
Date: 23 Oct 2001 18:15:00 +0200
Mes­sa­ge-ID: <8BRS9iXdbzB@westermayer-74391.user.cis.dfn.de>

[23.10.01: Ochsensepp@t‑online.de]

>Man braucht z.B. nur dar­an den­ken, daß der Text, den
>ich gera­de hier tip­pe, nicht in die­ser Form zum Ser­ver
>über­tra­gen, son­dern vor­her in eine com­pu­ter­ge­rech­te
>Spra­che digi­ta­li­siert wird. Auch eine Art von
>„Trans­la­tor“. Aller­dings mit der Ein­schrän­kung, daß hier
>kein bewuß­tes Ver­ste­hen des Tex­tes not­wen­dig ist.

Argl. Nein. Du ver­wech­selst ver­schie­de­ne seman­ti­sche Ebe­nen (oder, um’s infor­ma­ti­ons­tech­nisch aus­zu­drü­cken: Pro­to­koll­schich­ten). Natür­lich hast Du recht, dass es kei­nen Unter­schied macht, ob Infor­ma­ti­on jetzt per Laser an/aus oder per Schall oder per Infra­schall oder wie auch immer über­tra­gen wird. Aber mal abge­se­hen davon, dass unser hypo­the­ti­scher Uni­ver­sal­trans­la­tor dann auch noch ein gigan­ti­sches Feld an mög­li­chen bedeu­tungs­tra­gen­den Fre­quenz­be­rei­chen im elek­tro­ma­gne­ti­schen Spek­trum abde­cken müss­te, gibt’s fol­gen­des Problem:

Ebe­ne A Inhal­te, Bedeutungen

Ebe­ne B Gram­ma­tik, Syn­tax und Mor­phe­me, Wörter

Ebe­ne C Lau­te, Pho­ne­me, Töne

Ebe­ne D Schall / Fre­quenz­be­reich
(‚bedeu­tungs­lo­se Information‘)

So mal irgend­wie adhoc. Ein Uni­ver­sal­trans­la­tor zwi­schen einer bekann­ten und einer unbe­kann­ten Spra­che muss nun fol­gen­des leisten:

Auf Ebe­ne D erken­nen, was Infor­ma­ti­on und was ‚Rau­schen‘ ist; wel­cher Fre­quenz­be­reich zur Infor­ma­ti­ons­über­tra­gung ver­wen­det wird, wel­che Kon­fi­gu­ra­tio­nen davon über­haupt Sinn erge­ben. ((Als Bei­spiel, um’s deut­li­cher zu machen: Eine Text­sei­te, auf der ver­schie­de­nen­far­bi­ge Schnör­kel abge­druckt sind. Spie­len die Far­ben der Schnör­kel eine Rol­le oder nicht? Oder geht es nur um die Form? Oder ande­res Bei­spiel: im Chi­ne­si­schen ist auch die Ton­hö­he rele­vant, bei uns eher nicht …))

Wenn Ebe­ne D geklärt ist, kommt Ebe­ne C dran: Von wo bis wo geht ein Pho­nem („ein Buch­sta­be“), wo fan­gen neue Wör­ter an? ((Das ist für die maschi­nel­le Erken­nung mensch­li­cher gespro­che­ner Spra­che bis heu­te ein nicht ganz ein­fach zu lösen­des Pro­blem, wes­we­gen z.B. bei Dik­tier­pro­gramm rela­tiv gro­ße Pau­sen zwi­schen Wör­tern not­wen­dig sind.
Plas­ti­sches­bei­spiel­was­ge­hört­hier­zu­wel­chem­wort­da­zu­und­wo­her­weisst­du, dass der Anfang die­ses Sat­zes rich­tig „Plas­ti­sches Bei­spiel: was gehört hier …“ lau­tet und nicht „Plas Tisch Es bei Spiel­wasg! E Hört­hi­er! …“ ist?))

Wenn auch C erfolg­reich ent­schlüs­selt ist (es geht natür­lich hier­bei nicht wirk­lich immer nur in eine Rich­tung: schon bekann­tes Wis­sen auf den höhe­ren Ebe­nen kann umge­kehrt auch hel­fen, die wei­ter unten lie­gen­den Ebe­nen zu ent­schlüs­seln – wenn Du z.B. schon weisst, dass ‚Tisch‘ und ‚Es‘ kor­rek­te Wör­ter (Ebe­ne B!) sind, dann liegt die Inter­pre­ta­ti­on „Plas Tisch Es bei Spiel­wasg!“ natür­lich nahe …), wenn also C erfolg­reich ent­schlüs­selt ist, geht es um B – einer­seits um die Fra­ge, wel­che Wör­ter und Wort­bruch­tei­le exis­tie­ren, und ande­rer­seits um die Fra­ge, nach wel­chen Regeln die­se in wel­chen For­men wie anein­an­der­ge­fügt wer­den dür­fen. Wo hören Sät­ze auf, was sind Ver­ben und Nomen (oder äqui­va­len­te Kon­zep­te in ande­ren Denk­sche­ma­ta), etc. Auch dies ist ein rela­tiv kom­ple­xes Gebiet, vor allem dann, wenn die Ver­mu­tung stimmt, dass Men­schen eine gene­tisch ver­an­ker­te Uni­ver­sal­gram­ma­tik ver­wen­den, in der ver­an­kert ist, dass Din­ge wie Suf­fi­xe, Prä­fi­xe, … mög­lich sind, und kul­tu­rel­le Prä­gung nur noch dar­über ent­schei­det, wel­cher Teil der Uni­ver­sal­gram­ma­tik akti­viert und wel­cher zurück­ge­drängt wird. Also, kurz gesagt, auch hier gibt es eine gan­ze Men­ge not­wen­di­ges Wis­sen und sehr viel Rätselraten.

Und nach D, C und B bleibt immer noch Ebe­ne A. Du hast also als Uni­ver­sal­trans­la­tor erfolg­reich erkannt, dass die Ton­hö­he irrele­vant ist, die Laut­stär­ke aber sehr wich­tig und dass auch die Geschwin­dig­keit, mit der etwas gespro­chen wird (Fre­quenz­be­reich bis 140 KHz …) infor­ma­ti­ons­hal­tig ist. Die in vage Sym­bo­le über­setz­te Laut­fol­ge „Plas­ti­sches­bei­spiel­was­ge­hört­hi­er …“ hast Du eben­falls erfolg­reich in die rich­ti­gen Wort­be­stand­tei­le zer­legt und auch erkannt, was gram­ma­ti­ka­lisch was für eine Funk­ti­on hat. Als Ergeb­nis des DCB- Ana­ly­se­pro­zess stehst Du jetzt als vor fol­gen­der Information:

„Plas (Verb, Ver­gan­gen­heits­form weib­lich) Tisch (Ver­weis auf) Es (Höf­lich­keits­par­ti­kel, weib­lich) Bei (Namens­be­stand­teil) Spiel­wasg (Amts­be­zeich­nung, weib­lich)! E (Verb, Ver­gan­gen­heits­form, plu­ral) Hört­hi­er (Amts­be­zeich­nung, männlich)!“

Jetzt musst Du nur erra­ten, dass „Plas“ die Ver­gan­gen­heit eines Verbs „plut­schig“ ist, was soviel wie „grüs­sen, küs­sen, umar­men, Sex haben mit, aufs innigs­te has­sen“ bedeu­tet, dass „Tisch“ immer auf eine unter­ge­ord­ne­te Per­son bezo­gen ist, die aber trotz­dem („Es“!) höf­lich behan­delt wird, dass „Bei“ ein häu­fi­ger Vor­na­me ist und das „Spiel­wasg“ ein Amt in der Reli­gi­ons­re­gie­rungs­form die­ser Wesen ist, dass unge­fähr mit „Mätres­se der zöi­ba­t­är leben­den Hohenpriester/in“ über­setz­bar wäre, was natür­lich nichts über die immense Bedeu­tung die­ses Amtes aussagt.

Außer­dem musst Du erra­ten, dass ‚Ich‘ immer weg­ge­las­sen wer­den kann bezie­hungs­wei­se schon in der Ver­gan­gen­heits­form „Plas“ von „Plut­schig“ ent­hal­ten ist. Wenn Du dann noch errätst, dass „E“ soviel wie „Bedau­ern, Sym­pa­thie haben mit, Ver­ach­ten“ bedeu­tet (eine Form des Verbs ‚etschig‘), und dass „Hört­hi­er“ wört­lich zwar „Was­ser­trä­ger der Mätres­se“ über­setzt wäre, aber seit zwei­hun­dert Jah­ren die Bezeich­nung für einen Kreis von hohen Wür­den­trä­gern ist, die über den Umweg von pla­to­ni­schen oder auch ande­re Bezie­hun­gen mit der Mätres­se der jeweils herr­schen­den Hohenpriester/in gro­ßen Ein­fluss auf die Regie­rungs­po­li­tik haben. Außer­dem musst Du noch wis­sen, dass Gegen­über­stel­lun­gen wie „so dass“, „aber“, … meis­tens ein­fach weg­ge­las­sen wer­den – „das Gute und das Böse spricht für sich“

Sobald als die DCB-Anayl­se vor­liegt und die ein­fa­chen Rate­spie­le auf A gelöst wor­den sind (was dum­mer­wei­se z.T. tief­rei­chen­de eth­no­gra­phi­sche und sozi­al­wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en erfor­dert ), kann der Uni­ver­sal­trans­la­tor sich dran­ma­chen, und fol­gen­den Out­put generieren:

„(Ich) hat­te (den auf Haß­li­e­be auf­bau­en­den selbst­zer­stö­re­ri­schen) Sex, (der für die Arbei­ter­kas­te unse­rer Spe­zi­es typisch ist,) mit der eigent­lich ver­ach­tens­wer­ten, aber natür­lich sehr zu ehren­den Mätres­se Bei, (aber) (ich) (bin jetzt in der Lage, dar­aus die Schluss­fol­ge­rung zu zie­hen, dass) mein (mit­lei­dig-ver­ach­ten­de) Mit­ge­fühl dem Rat der Was­ser­trä­ger zu gel­ten gehabt hätte.“

((Und jetzt musst Du natür­lich noch wis­sen, dass die Dir gegen­über­ste­hen­de Per­son eigent­lich nur damit prah­len will, dass sie in einem rela­tiv nahen, aber in der poli­ti­schen Struk­tur die­se Leu­te eher unwich­ti­gen Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis mit einem der Was­ser­trä­ger steht, und dass sie das tut, weil damit tra­di­tio­nell Ver­kaufs­ge­sprä­che begon­nen wer­den. Und dass die rich­ti­ge Ant­wort wäre: „(Ich) bedaue­re (aber bin eigent­lich nei­disch) zutiefst das schreck­li­che Schick­sal des eigent­lich ver­ach­tens­wer­ten, aber natür­lich sehr zu ehren­den Mit­ge­schöp­fes, des­sen Namen zu erfah­ren ich nicht wür­dig bin (obwohl) mein eige­ner Onkel einen der Was­ser­trä­ger auf­ge­fres­sen gehabt hät­te (wenn er den jemals in der Haupt­stadt Kramsnbdta gewe­sen wäre)“))

(((Also viel Spaß dabei, die­sen Leu­ten zu erklä­ren, war­um sie sich in der nächs­ten hal­ben Stun­de der För­de­ra­ti­on anschlies­sen müs­sen, wenn sie nicht ihren Pla­ne­ten ver­lie­ren wol­len und zu elen­dig behan­del­ten Skla­ven der Kei­ne­ah­nung­wer werden)))

Fazit: Bis­her ist es der KI nicht gelun­gen, einen wirk­lich funk­ti­ons­fä­hi­gen Simul­tan­über­set­zer zwi­schen zwei bekann­ten gespro­che­nen Spra­chen, die letzt­lich auf iden­ti­schen bio­lo­gi­schen Grund­la­gen beru­hen, zu kon­stru­ie­ren. Durch frem­de und unbe­kann­te bio­lo­gi­sche und sozio­kul­tu­rel­le Grund­la­gen ohne jede Vor­ar­beit wird die­ses Pro­blem nicht wirk­lich ein­fa­cher. Es wird also noch etwas dauern …

Gruss, Till


Wed­nes­day, Octo­ber 02, 2002

Drama im Kino: Nackt

Wer bei Namen wie Doris Dör­rie oder Hei­ke Makat­sch eine Komö­die erwar­tet, dürf­te von Nackt ent­täuscht sein. Statt des­sen gibt es klas­si­sches Dra­ma, thea­ter­li­ke. Wun­der­bar ein­präg­sa­me Mono­lo­ge und toll gedrech­sel­te Wort­spie­le inklu­si­ve (habe mir lei­der keins gemerkt). Die Zahl der Dar­stel­ler ist rela­tiv begrenzt, bis auf gele­gent­li­che Wackel­vi­deo­erin­ne­rungs­rück­blen­den ist die Hand­lung ordent­lich chro­no­lo­gisch und fin­det an – Bus­hal­te­stel­le mit­ge­zählt – drei Schau­plät­zen bzw. in drei Woh­nun­gen (Hip­pie­schick mit Zelt­bett, IKEA-Bri­git­te-Bunt­heit a la jun­ge Fami­lie, nur ohne Kind, zurück­hal­tend-prot­zi­ger Palast inkl. flä­chen­de­cken­dem Flach­bild­fern­se­her und toll in Sze­ne zu set­zen­den Bunt­glas­tü­ren) statt. Sechs Freun­de mit unter­schied­li­chen und unter­schied­lich erfolg­rei­chen Ideen, dar­un­ter zwei Paa­re und ein Ex-Paar, sechs Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten von chao­tisch-lieb bis kalt­her­zig und auf­ge­dreht (und natür­lich gilt: Geld ver­dirbt den Cha­rak­ter), und eine Ein­la­dung zu einem Abend­essen, zu dem eigent­lich nie­mand will. Das Gespräch kommt auf Glück (nee, eigent­lich nicht), Lie­be und die Tat­sa­che, dass angeb­lich Part­ner die Hän­de (und Kör­per) des ande­ren blind nicht erken­nen kön­nen. Nach eini­gem Hin- und Her wird das aus­pro­biert, kriegt einen dra­ma­ti­schen Dreh und endet in mensch­li­chen Abgrün­den. Und dann doch wie­der beim Hap­py-End. Vor­der­grün­dig jedenfalls.

> Nackt


Satur­day, Sep­tem­ber 28, 2002

Wahlwerbung ist Wahlwerbung

Was lese ich heu­te in mei­ner Lieb­lings­ta­ges­zei­tung? Einen net­ten Kom­men­tar zum Phä­no­men der Wahl­wer­bung – also der Wer­bung für was auch immer mit der Bun­des­tags­wahl –, der doch eini­ge Gedan­ken auf­nimmt, die ich mir da auch schon mal drü­ber gemacht habe. Neben den im Arti­kel zitier­ten Bei­spie­len (klar, Lucky Strike lebt davon, auf aktu­el­le Ereig­nis­se ein­zu­ge­hen) fand ich beson­ders die Lexus-Wer­bung auf Spie­gel-Online faszinierend.

Wahlwerbung bei Spiegel online

Aller­dings wür­de ich dem taz-Arti­kel nicht in allen Punk­ten zustim­men. Nicht in der eher generv­ten Grund­stim­mung, und nicht in der Ana­ly­se der Sinn­lo­sig­keit einer sol­chen Wer­bung. Viel­mehr scheint mir gra­de die Tat­sa­che, dass Wer­bung Din­ge wie Fuß­ball-WMs, Bun­des­tags­wah­len etc. auf­nimmt, dafür zu spre­chen, dass Wer­bung selbst eben auch ein (etwas ver­korks­tes) Mas­sen­me­di­um ist, das nicht umhin kommt, neben län­ger­fris­ti­gen gesell­schaft­li­chen Trends und Grund­stim­mun­gen auch aktu­el­le Groß­ereig­nis­se als Roh­ma­te­ri­al für die eige­ne Auf­merk­sam­keits­ma­xi­mie­rung her­an­zu­zie­hen. Und uns damit auch etwas über unse­re Gesell­schaft zu erzählen.

> taz 28.9.02 Schwarz­kir­sche Stoiber


Tues­day, Sep­tem­ber 24, 2002

Zur Bundestagswahl

Rot-grün hat in einer Zit­ter­par­tie gesiegt – und statt mit einer klei­ne­ren Frak­ti­on wegen klei­ne­rem Bun­des­tag sind die Grü­nen sogar bes­ser als beim letz­ten Mal ver­tre­ten. Jetzt hof­fe ich nur, dass sich die­ses neue grü­ne Gewicht auch in mehr grün in der Regie­rungs­po­li­tik äußert. 

Was gibt’s noch zu sagen? Erstaun­lich fin­de ich, dass unter den vie­len Neu­lin­gen in der grü­nen Frak­ti­on jetzt doch eini­ge sind, die aus der Grü­nen Jugend (bzw. der Grün-Alter­na­ti­ven Jugend) kom­men. Griet­je Bet­tin und Mat­thi­as Ber­nin­ger sind ja schon län­ger dabei – aber auch Kers­tin And­reae (die hier in Frei­burg 25% der Zweit­stim­men geholt hat, das bun­des­weit bes­te Ergeb­nis, im Stadt­ge­biet sind’s sogar 28%), Alex Bonde (BaWü, Lis­ten­platz 10) und natür­lich Anna Lühr­mann (Hes­sen, Lis­ten­platz 5, 19 Jah­re) kom­men aus der Grü­nen Jugend. 

> Jun­ge Abge­ord­ne­te bei Bünd­nis 90/Die Grü­nen im Über­blick
> Zah­len zur Wahl
> Noch viel mehr Zah­len beim Bundeswahlleiter

Altes aus Xanga, Teil IV

Tues­day, Sep­tem­ber 17, 2002

15.000 BürgerInnen gegen 100 Nazis

Nur ein kur­zer Hin­weis auf einen schnell ein­ge­tipp­ten Bericht inkl. Debat­te zum Akti­ons­tag am 14.9. auf Indymedia. 

> indy­me­dia ger­ma­ny | NPD-Demo in Frei­burg: Zivil­cou­ra­ge hilft | 14.09.2002 20:38

(Ach ja: Berich­te über den Akti­ons­tag gab’s natür­lich auch anders­wo, z.B. bei Spie­gel online (inzwi­schen ohne Foto von Jan) oder auch bei der Badi­schen Zei­tung)


Thurs­day, Sep­tem­ber 12, 2002

Noch mehr Wahlspots

Scha­de, dass Bünd­nis 90/Die Grü­nen kei­ne rei­che Par­tei sind, die sich hun­der­te von Fern­seh­spots leis­ten kann. Was hier auf der Home­page an Mate­ri­al rum­liegt, ist ziem­lich cool!

> Grün wirkt (Spots, Teil 1).

> Grün wirkt (Spots, Teil 2, süss).


Sun­day, Sep­tem­ber 08, 2002

Making of …

Dass auch anschei­nend ziem­lich spon­ta­ne Ein­la­gen in Poli­tik-Wer­be­fil­men geübt und cho­reo­gra­phiert sind, lässt sich schön am Josch­ka-Wer­be­film der Grü­nen nach­voll­zie­hen. Denn net­ter­wei­se stellt die Par­tei nicht nur den 30- und den 90-Sekun­den-Clip ins Netz, son­dern auch das „Making of …“, das in sechs Minu­ten ein paar Aus­schnit­te aus den vier Stun­den Clip-Her­stel­lung zeigt. Und Josch­ka auch schon mal rat­los nach sei­nem Pro­gramm suchen lässt – „oder … oder … oder was?“. Tja, grün wirkt – und Authen­ti­zi­tät ist in.

> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Portal


Fri­day, August 30, 2002

Sciencefiction ist Philosophie. Oder Politik. Oder Soziologie.

Jeden­falls gibt es Tex­te, die das nahe­le­gen. Und weil ich sol­che Tex­te mag, und es ziem­lich schick und sinn­haft fin­de, wenn Pop­kul­tur, ins­be­son­de­re Sci­ence­fic­tion, dazu genutzt wird, über Din­ge wie Wirk­lich­keit, poli­ti­sche Ent­frem­dung oder ähn­li­ches nach­zu­den­ken, hier nur zwei kur­ze Links:

> Sci­ence Fic­tion als Pop-Epis­te­mo­lo­gie (W. Neu­hauss in Tele­po­lis über VR-Filme)

> A New Mis­si­on For Eman­ci­pa­ti­on. Noti­zen zur Social Sci­ence Fic­tion von Chris­toph Spehr (D. Kret­schmer in com.une.farce über Chris­toph Spehrs Alien-Metapherologie)


Tues­day, August 27, 2002

Dokumentarfilme sind lustig

Naja, nicht nur das. Doku­men­tar­fil­me kön­nen auch ziem­lich sozio­lo­gisch sein. Jeden­falls war Die Blu­me der Haus­frau (unter bedeck­tem Him­mel im Frei­luft­ki­no, aber glück­li­cher­wei­se ohne Regen) – eine dra­ma­ti­sche Doku­men­ta­ti­on über Staub­sauger­ver­tre­ter in Stutt­gart und Umland – nicht nur ein Film, bei dem das Publi­kum häu­fi­ger lachen muss­te (ob jetzt mit oder über die Staub­sauger­ver­tre­ter, sei hier mal dahin­ge­stellt), und der durch­aus auch sei­ne tra­gi­schen Momen­te hat­te – son­dern eben auch ein Film, der bes­ser als eini­ge Sozio­lo­gie­bü­cher deut­lich macht, wie die Lebens­welt da drau­ßen aus­sieht, und was pas­siert, wenn Ökonomie/Industrie (hier ver­tre­ten durch die Staub­sauger­ve­tre­ter von Vor­werk) ins Pri­va­te ein­dringt, um „Beu­te“ zu machen. Und manch­mal nichts ande­res vor­fin­det als Arbeit („Sau­gen sie mal hier! Und hier noch!“) und kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­dür­fi­ge Men­schen ohne Kon­tak­te, ohne Geld, aber mit Kehrwoche. 

> Die Blu­me der Hausfrau

Altes aus Xanga, Teil II

Tues­day, June 25, 2002

Fussball

Heu­te war alles das ent­schei­den­de Spiel. Süd­ko­rea / Deutsch­land, Deutsch­land hat gewon­nen. Dabei ist es wich­tig zu wis­sen, dass ich mich eigent­lich für Fuss­ball nicht inter­es­sie­re. Schön, es gehört irgend­wie zum all­ge­mei­nen Hin­ter­grund­wis­sen, mit­zu­krie­gen, dass nur noch ein Final­spiel und ein paar Tage die Nati­on von der Welt­meis­ter­schaft tren­nen. Oder so. Aber wich­tig fin­de ich das nicht.

War­um ich trotz­dem was dazu schrei­be? Weil das Spiel­ergeb­nis nicht zu über­hö­ren war. Die Frei­bur­ger Men­sa ist auf die glor­rei­che Idee gekom­men, die Spie­le live zu über­tra­gen. Die Men­sa hat ein Foy­er (das nor­ma­ler­wei­se leer steht) und einen Spei­se­raum ein Stock­werk oben drü­ber. Außer­dem lässt es sich im Som­mer drau­ßen vor der Men­sa sit­zen und essen. Heu­te war das Foy­er vol­ler Stüh­le (und einer Groß­bild­lein­wand), der Spei­se­raum leer – zumin­dest gab’s hier kei­ne Stüh­le mehr, für Leu­te, die was essen woll­ten, und auch drau­ßen auf der Men­sa­wi­e­se war deut­lich weni­ger los als sonst. Das Spiel selbst war aber gut zu hören, auch drau­ßen. Ver­hal­te­ner Jubel: Chan­ce. Lau­ter Jubel: Tor. Ver­däch­ti­ge Stil­le: Chan­ce für die Koreaner.

Wäh­rend des Spiels war es aber eigent­lich noch ganz okay, drau­ßen auf der Men­sa­wi­e­se zu lie­gen und die Son­ne zu genie­ßen. Schwie­rig wur­de es, als das Spiel anfing, zu enden. Da wur­de es dann wirk­lich laut, und es war ganz klar, dass Deutsch­land gewon­nen haben muss­te. Neu­gie­rig gewor­den, fiel der Blick von mir und mei­ner Freun­din dann auf die an der Men­sa vor­bei­füh­ren­de Stra­ße. Erst gab’s nur ver­ein­zelt hupen­de Wagen und Deutsch­land­fah­nen. Inzwi­schen, so eine Stun­de spä­ter, ist nur noch ein unun­ter­bro­che­nes Hup­kon­zert zu hören (auch hier an mei­nem Arbeits­platz, ein gutes Stück von der Stra­ße weg). Ich weiss gar nicht, wo die gan­zen Fah­nen (Oder heißt das Flag­gen? Ich ver­wech­sel das immer) her­kom­men. Jeden­falls hat jetzt jedes zwei­te Auto eine dabei, um sie zu schwen­ken. Hupen tun alle. Und die Poli­zei regelt den Verkehr.

Soweit aktu­el­les zum Halb­fi­na­le aus Frei­burg. End­spiel­sieg oder Gene­ral­streik dürf­te dann unge­fähr die glei­chen Fol­gen haben. Und lau­schi­ge Plät­ze weit ent­fernt von öffent­li­chen Stra­ßen gesucht wer­den. Sonst bleibt einem kei­ne Chan­ce, den Fuss­ball zu ignorieren.

P.S.: So etwa eine wei­te­re Stun­de spä­ter ist das Hupen lei­ser gewor­den, dafür gibt es jetzt rhyth­mi­sches Trom­meln und ab und zu „Finale“-Gesänge. Frei­burg, von der Badi­schen Zei­tung gra­de noch der Maß­voll­heit bezich­tigt, scheint sich mäch­tig zu freu­en. Nur – wor­über eigentlich?


Mon­day, June 03, 2002

Out of this world 2

Ein Ver­such, ver­schie­de­ne Gala­xien mit­ein­an­der tele­fo­nie­ren zu lassen

Nur ein ganz kur­zer Hin­weis drauf, dass ich die­ses Wochen­en­de in Bre­men beim Out-of-this-world-Kon­gress war, ziem­lich beein­druckt davon war, dort mit ziem­lich vie­len ziem­lich inter­es­san­ten Men­schen über uto­pi­sche Öko­no­mien, über den Platz von Uto­pie in der Sci­ence Fic­tion, über The Dis­pos­s­es­sed und über Star Trek dis­ku­tiert habe, wit­zi­ge poli­ti­sche Video­col­la­gen gese­hen habe und letzt­lich zum Schluss gekom­men bin: Will ich auch haben!. In ande­ren Wor­ten: Der oben zitier­te Ver­such, ver­schie­de­ne Gala­xien mit­ein­an­der tele­fo­nie­ren zu las­sen, der eines der Mot­ti auf der Kon­gress­home­page ist, hat geklappt. Für mich jedenfalls.

> Out of this world 2


Sun­day, May 12, 2002

Monsoon Wedding

Ges­tern „Mon­so­on Wed­ding“ im Fried­richs­bau ange­schaut (und natür­lich hat es pas­send zum Film danach gereg­net). Der Film hat mir nicht nur des­we­gen gefal­len, weil er wie erwar­tet far­ben­froh und wit­zig-roman­tisch war, son­dern auch des­we­gen, weil er ziem­lich genau das Bild von Delhi rüber­ge­bracht hat, dass ich selbst hat­te, als ich im Okto­ber 2000 dort eine Woche lang war: die Kon­tras­te zwi­schen arm und reich, eine Gesell­schaft, die von einer nicht-christ­li­chen Reli­gi­on (oder so) geprägt ist, unglaub­lich voll­ge­stopf­te Stra­ßen mit allem vom Hand­kar­ren bis zum indi­schen SUV, Hek­tik und Gelas­sen­heit, Gelas­sen­heit und Hek­tik … naja, der Film hat jeden­falls eine gan­ze Men­ge Erin­ne­run­gen an Delhi im Herbst 2000 geweckt, und auch den Wunsch, mal wie­der dort zu sein. Und ist auch des­halb empfehlenswert.

> www.monsoonwedding.de


Satur­day, May 11, 2002

Nochmal Bürgermeisterwahl

Zeit ist eine knap­pe Res­sour­ce – und es ist jetzt schon wie­der fast eine Woche her, dass in Frei­burg der Grü­ne Die­ter Salo­mon zum „ers­ten grü­nen OB einer deut­schen Groß­stadt“ gewählt wur­de. (Und zwar mit einem Traum­er­geb­nis von 64,4% – herz­li­chen Glück­wunsch auch von die­ser Stelle).

Jetzt aber geht’s um die wun­der­ba­re For­mu­lie­rung: „ers­ter grü­ner OB einer deut­schen Groß­stadt“. Die ist so umständ­lich und for­mel­haft, weil er näm­lich ers­tens nicht der ers­te grü­ne Ober­bür­ger­meis­ter ist – da gibt’s auch schon wel­che in Kon­stanz und Mühl­acker, um nur zwei zu nen­nen, weil er zwei­tens nicht der ers­te grü­ne Groß­stadt-OB ist (Rut­el­li regier­te mal Rom), und weil drit­tens auch völ­lig unklar ist, wo eigent­lich die Groß­stadt­gren­ze liegt (und war­um Frei­burg mit 200.000 Ein­woh­ne­rIn­nen eine Groß­stadt ist, und irgend­wel­che Bezirks­bür­ger­meis­ter Ber­li­ner Bezir­ke mit genau­so­viel Ein­woh­ne­rIn­nen nicht als Groß­stadt zählen).

So toll das Ergeb­nis für Die­ter, für Frei­burg und für die Grü­nen ist – zumin­dest, was die Super­la­ti­ve angeht, muss der nächs­te oder die nächs­te sich was ande­res aus­den­ken. „Ers­te grü­ne Bür­ger­meis­te­rin einer deut­schen Groß­stadt nörd­lich der Main­li­nie“ zum Bei­spiel. Oder so. Und alle, die jetzt mit Die­ter ein tol­les Vor­bild gefun­den haben, müs­sen auch vor­sich­tig sein – der Wunsch, eben­falls spä­ter mal ers­ter grü­ner OB einer deut­schen Groß­stadt zu wer­den, wird lei­der nicht in Erfül­lung gehen …


Mon­day, April 22, 2002

Amt für Amt voran …

Wer wis­sen will, war­um ich nicht in Frei­burg war, son­dern offen­sicht­lich mal wie­der quer durch die Repu­blik gereist bin, kann schnell eine Ant­wort krie­gen: Die­ses Wochen­en­de fand die Bun­des­ver­samm­lung des Bünd­nis­ses grün-alter­na­ti­ver Hoch­schul­grup­pen in Dres­den statt. Und weil wir zwar wich­tig, aber lei­der viel zu weni­ge sind, blieb von mei­nem guten Vor­satz, mein Enga­ge­ment dort deut­lich zu redu­zie­ren, lei­der nur wenig übrig. Statt des­sen kan­di­dier­te ich als Spre­cher und wur­de auch gewählt – und wer­de jetzt zumin­dest bis zur Mit­glie­der­ver­samm­lung im Win­ter­se­mes­ter zusam­men mit Chris­ti­ne Scholz das Bünd­nis gegen­über der Par­tei Bünd­nis 90/Die Grü­nen und nach außen hin vertreten.