Bits und Bäume und dazwischen Zwischenräume

„Nach­hal­tig­keit“ und „Digi­ta­li­sie­rung“ sind zwei der gro­ßen The­men unse­rer Zeit. Inso­fern fand und fin­de ich es eine groß­ar­ti­ge Idee, die Schnitt­men­ge zwi­schen die­sen bei­den Ent­wick­lun­gen genau­er zu beleuch­ten, wie dies mit der Kon­fe­renz „Bits und Bäu­me“ an die­sem Wochen­en­de in Ber­lin umge­setzt wurde. 

Ich will jetzt gar kei­nen Kon­fe­renz­be­richt im übli­chen Sin­ne schrei­ben. Es gab unge­fähr 130 ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen, rund 1300über 1700 Leu­te waren da, und die TU Ber­lin ver­wan­del­te sich für zwei Tage in ein wuse­li­ges Öko-Tech-Camp. Wer ein­zel­ne der Vor­trä­ge nach­gu­cken will, kann die­se auf der Medi­en­sei­te des CCC fin­den – es lohnt sich durch­aus, vom 8‑Minuten-„Sporangium“ bis zu den gro­ßen Podi­en und Panels. Und wer ganz knapp wis­sen möch­te, war­um das mit der Digi­ta­li­sie­rung und der Nach­hal­tig­keit nicht so ein­fach ist, soll­te sich die Eröff­nungs­vor­trä­ge von Til­man Sant­a­ri­us und von Lorenz Hil­ty anschau­en. Ich ver­ra­te schon mal: Rebound-Effek­te haben eini­ges damit zu tun.

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#unteilbar, oder die Rückkehr zur Politik

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Wow! Knapp 250.000 Men­schen sind echt ziem­lich vie­le. #unteil­bar hat es geschafft, die auf die Stra­ße zu brin­gen. Oder, wie die ZEIT titelt: die Samm­lungs­be­we­gung ist da. Kei­ne Retor­ten­ge­burt a la „auf­ste­hen“ des natio­na­len Flü­gels der Links­par­tei, son­dern eine Bewe­gung, die sich aus ver­dammt vie­len Quel­len speist. #unteil­bar, für Soli­da­ri­tät und gegen Aus­gren­zung, gegen den Ver­such, Geflüch­te­te gegen Arme, Migrant*innen gegen Que­ers auszuspielen.

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Bei uns

Es ist schon eine Wei­le her, dass ich so geflasht war von einem unse­rer Par­tei­ta­ge. Dass ich mit dem posi­ti­ven Gefühl nach Hau­se fah­re, dass wir klar sind, dass wir gebraucht wer­den, und dass wir eine Par­tei sind. Und die­ses posi­ti­ve Gefühl liegt nicht am Schlaf­man­gel und auch nicht an der Son­ne, die sich nach drei Tagen Pro­gamm­de­bat­te zeig­te, son­dern an etwas anderem.

Es hat län­ger gedau­ert, als es not­wen­dig gewe­sen wäre, und es war ein schmerz­haf­ter Pro­zess – aber jetzt haben wir uns sor­tiert. Jetzt sind wir als Par­tei wie­der bei uns. 

Grün zu sein, fühlt sich end­lich wie­der stim­mig an. Gemein­sam, geschlos­sen, ent­schlos­sen – und nicht ein mut­lo­ser Hau­fen von sich unter­ein­an­der befeh­den­den Grüpp­chen. Und auch das ist ange­kom­men, wur­de wahr­ge­nom­men und wird uns in der vor­sich­tig-posi­ti­ven bis enthu­si­as­ti­schen Pres­se­be­richt­erstat­tung zurück­ge­spie­gelt. Das trägt. Ja: Wir wer­den gebraucht, und wir wis­sen genau, was wir in die­sem Land zum Posi­ti­ven ändern wollen.

Die Pro­gamm-BDK hat­te aus mei­ner Sicht drei Funk­tio­nen. Und die hat sie dies­mal – da ein gro­ßer Dank vor allem an Micha Kell­ner, an den Bun­des­vor­stand, aber auch an alle wei­te­ren Betei­lig­ten – alle drei mit Bra­vour erfüllt.

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Kurz: Adulting

Ich bin 41 Jah­re alt, habe – zumin­dest die Hälf­te jeder Woche – zwei Kin­der, seit län­ge­rem einen Uni­ab­schluss und seit eini­ger Zeit auch eine fes­te Stel­le. Ich lebe in einer eher klei­nen Miets­woh­nung, habe weder Füh­rer­schein noch Auto, und fin­de trotz dem frü­hen Auf­ste­hen, das sich durch das Pen­deln zur Arbeit bzw. das In-die-Schu­le-Schi­cken der Kin­der ergibt, ab und zu doch, dass sich mein Leben gar nicht so sehr ver­än­dert hat seit der Zeit, als ich stu­diert habe. Im eng­lisch­spra­chi­gen Raum (bzw. in dem Aus­schnitt, der bei mir via Twit­ter davon ankommt …) fin­det hin­ter dem Begriff „adul­ting“ (in etwa: „erwach­se­ne Din­ge tun“) immer mal wie­der eine Debat­te dar­über statt, was Erwach­sen­sein im 21. Jahr­hun­dert eigent­lich aus­macht. Ich lese zum Bei­spiel immer noch viel Sci­ence Fic­tion und Fan­ta­sy – machen Erwach­se­ne sowas? Lego für Erwach­se­ne, Pop­mu­sik, viel Zeit zum Ver­gnü­gen vor dem Bild­schirm, ob das jetzt – bei mir eher nicht so – der Seri­en­kon­sum via Net­flix, Com­pu­ter­spie­le oder – das doch viel – sozia­le Medi­en sind, eine nur vage Annä­he­rung an erwach­se­ne Klei­dung­s­tan­dards. Lesens­wert ist hier z.B. der Bei­trag und die dar­un­ter ste­hen­de Debat­te im Blog des SF-Autors Charles Stross unter dem Titel „Fore­ver young?“. Haben sich die Kon­ven­tio­nen geän­dert und pas­sen schlicht nicht mehr zu den in der Kind­heit gelern­ten Erwar­tun­gen? Oder hat unse­re Gesell­schaft (jedes­mal, wenn ich aus Ber­lin kom­me, den­ke ich, da viel­leicht noch mehr als anders­wo) das Erwach­sen­sein verlernt?

Kommunikativer Vertrauensverlust in verunsicherten Zeiten

Waiting I

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la pro­du­ziert immer, immer, immer Ver­un­si­che­rung. Und zer­stört damit gesell­schaft­li­ches Ver­trau­en. Das ist unaus­weich­lich. Trotz­dem kann es legi­tim sein, zu die­ser Form poli­ti­scher Akti­on zu grei­fen. Bei­spiels­wei­se dann, wenn es dar­um geht, etwas schein­bar Selbst­ver­ständ­li­ches in Fra­ge zu stel­len, an Insti­tu­tio­nen zu rüt­teln, Men­schen dazu anzu­re­gen, nach­zu­den­ken und nicht ein­fach hin­zu­neh­men, was ist. (Da hat Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la eini­ges mit Sozio­lo­gie gemein­sam, aber das ist eine ande­re Geschichte). 

Weil Kom­mu­ni­ka­ti­ons­gue­ril­la Ver­trau­en zer­stört, und weil, wenn es eines gibt, was in die­ser Gesell­schaft gera­de fehlt, Ver­trau­en ist, bin ich so ver­är­gert dar­über, dass ges­tern jemand die Geschich­te in die Welt gesetzt hat, dass auf­grund des tage­lan­gen War­tens in der Käl­te vor dem Ber­li­ner „Lage­so“ ein Flücht­ling gestor­ben ist. Ich gehö­re zu den tau­sen­den Men­schen, die die­se Geschich­te geglaubt haben, und die sie wei­ter­ge­ge­ben haben. 

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