Nexus 7 – Googles Vektor für die schöne neue Medienwelt

image Als das iPad her­aus­kam, habe ich sinn­ge­mäß geschrie­ben, dass so ein Tablet ja durch­aus reiz­voll ist, dass ich aber kei­ne Lust auf den ummau­er­ten Obst­gar­ten von Apple habe.

In der Zwi­schen­zeit tauch­ten eini­ge Android-Tablets auf. Die wirk­ten aber ent­we­der bil­lig oder waren teu­er (oder bei­des). Inso­fern blieb ich erst ein­mal tablet­los, und dach­te, ein Smart­phone sei ja fast so etwas. Seit ges­tern ist nun alles anders: Goog­le hat sein (bzw. das für Goog­le von Asus gene­ral­un­ter­nom­me­ne) Nexus 7 auf den euro­päi­schen Markt gebracht. Für 200 Euro in der 8‑GB-Vari­an­te, für 50 Euro mehr auch mit 16 GB.

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Kurz: Google Kafka

Dar­an, dass die Face­book-App jedes zwei­te Mal, wenn ich sie öff­ne, irgend­wel­che Ände­run­gen am User Inter­face durch­ge­macht hat, habe ich mich ja schon gewöhnt. Trotz­dem: Es bleibt irgend­wie unheim­lich, die­ser Kon­troll­ver­lust. Nicht in dem Sin­ne, wie mspr0 das Wort ver­wen­det – also als Ver­lust der Kon­trol­le über das Nach­le­ben von Äuße­run­gen und Daten – son­dern als Ver­lust der Kon­trol­le über unse­re Rech­ner. Nicht nur in App­les wal­led gar­den, son­dern eben­so in der offe­nen Android-Umge­bung lau­fen im Hin­ter­grund stän­dig Updates. Und dann kann es pas­sie­ren, mor­gens auf­zu­wa­chen und fest­zu­stel­len, dass der ‚Android Mar­ket‘ – die App, um Apps zu instal­lie­ren – sich in einen Käfer ver­wan­delt hat und jetzt ‚Goog­le Play‘ heißt, neu aus­sieht und eine neue AGB mit­bringt. Oder dass die Such­leis­te plötz­lich anders aussieht.

Ich wür­de mich nicht wun­dern, obwohl es mich sehr irri­tie­ren wür­de, wenn eines Nachts das Betriebs­sys­tem auf Android 4.0 geup­dated wur­de und dann alles anders aussieht. 

War­um emp­fin­de ich das als Kon­troll­ver­lust, als klei­ne Ohn­macht? Weil PCs und auch Tele­fo­ne bis­her die­se schein­ba­re Eigen­in­itia­ti­ve nicht gezeigt haben. (Fir­men­netz­wer­ke las­se ich mal außen vor). Und weil ein Smart­phone ein sehr per­sön­li­cher Gegen­stand ist, lie­be­voll per­so­na­li­siert. Aber einem eben dann doch nicht ganz gehört, was in sol­chen Momen­ten deut­lich wird.

P.S.: Alter­na­ti­ver Titel: das un/heimliche Smartphone

P.P.S.: In der taz sehe ich gera­de ein pas­sen­des Inter­view zur Free-Android-Kampagne.

Kurz: A young lady’s primer

Ich muss vom Smart­phone blog­gen – Z. blo­ckiert den Com­pu­ter. Sie schreibt Buch­sta­be für Buch­sta­be Buch­ti­tel ab (und ist mäch­tig stolz dar­auf). Alle paar Minu­ten fragt sie mich, weil sie einen bestimm­ten Buch­sta­ben nicht fin­det. Noch fehlt auch eine Ver­bin­dung zwi­schen den For­men und dem, was die­se Buch­sta­ben jeweils laut­lich bedeuten.

Hier wür­de ich ihr ger­ne mein Smart­phone (oder bes­ser noch ein Tablet) in die Hand drü­cken. Ich glau­be, ihre aktu­el­le Neu­gier­de auf Buch­sta­ben und Wör­ter wür­de sie dazu brin­gen, sehr schnell von sym­bo­li­schen For­men zu Laut­re­prä­sen­ta­tio­nen zu kom­men. Gera­de, um die­se arbi­trä­ren Ver­bin­dun­gen her­zu­stel­len, wäre die prin­zi­pi­ell kin­der­leich­te und mul­ti­me­dia­le Ober­flä­che eines Smart­phones das idea­le Medium. 

Nur: Zumin­dest ein ers­tes Durch­blät­tern des Android-Mar­ket lässt mich nichts der­glei­chen fin­den, schon gar nicht in Deutsch. In Neal Ste­phen­sons Dia­mond Age taucht so ein – wir wür­den heu­te wohl Tablet dazu sagen – auf: eine ver­netz­te Künst­li­che Intel­li­genz im hand­li­chen For­mat, die der kind­li­chen Hel­din des Buchs Welt­wis­sen und Kul­tur­tech­ni­ken ver­mit­telt (und mit dem Kind wächst). Fürs ers­te wür­de mir ja sowas wie eine freund­lich „anlau­ten­de“ vir­tu­el­le Tas­ta­tur rei­chen. Gibt es aber nicht, oder?

Zukunfts-Apps

Die Zukunft ist da, sie ist nur ungleich ver­teilt – so unge­fähr hat der Autor Wil­liam Gib­son das mal aus­ge­drückt. Und auch wenn das Zitat schon ein paar Jah­re alt ist, hat er immer noch und umso mehr recht. (Neben­bei: Netzpolitik.org weist dar­auf hin, dass dar­über abge­stimmt wer­den kann, wel­che Teil der Zukunft wann (und wo?) auf­tau­chen sol­len …). Bei mir ist mit mei­nem neu­en Smart­phone (ich hat­te dar­über berich­tet …) ein gehö­ri­ges Stück Zukunft ange­kom­men. Die Kom­bi­na­ti­on aus orts- und bewe­gungs­sen­si­blem Gerät, Video­ka­me­ra und schnel­lem Pro­zes­sor macht in der Tat eini­ge Din­ge mög­lich, die sich noch sehr nach Sci­ence Fic­tion anfühlen. 

Und ich rede dabei jetzt nicht über Inter­net, Fern­se­hen und Land­kar­ten „in der Hand“, son­dern über Apps, die Mobil­te­le­fon und Umge­bung ver­knüp­fen. Dass das ein gro­ßer Trend ist, war mir theo­re­tisch klar – samt schö­ner Stich­wor­te wie „Aug­men­ted Rea­li­ty“ oder „ubi­qui­tous com­pu­ting“. Aber es fühlt sich halt, wenn die­se Din­ge in der Hand lie­gen, doch noch ein­mal ganz anders an.

Drei (kos­ten­lo­se, d.h. zumeist wer­be­fi­nan­zier­te) Bei­spie­le für sol­che Zukunfts-Apps:

1. Geo­Goog­le ist ein Tool, das die Magnet­da­ten, GPS-Daten und Nei­gungs­da­ten des Han­dys aus­wer­tet und über eine Live­auf­nah­me der Umge­bung drü­ber­legt. Kurz: Geo­Goog­le macht Him­mels­rich­tun­gen und geo­gra­phi­sche Koor­di­na­ten inter­ak­tiv sicht­bar und blen­det die­se in die Welt ein. (Ähn­lich übri­gens auch der Navi-Modus von Goog­le Maps)

2. Aug­men­ted Pia­no Rea­li­ty ist eher eine Spie­le­rei, zeigt aber als Kon­zept, was noch mög­lich ist. Eine auf Papier auf­ge­mal­te Kla­via­tur wird von der Kame­ra des Smart­phones auf­ge­nom­men, und nach­dem die­ses eini­ger­ma­ßen fixiert ist, und das Papier rich­tig liegt, klappt dann das klei­ne Wun­der: Die auf­ge­mal­ten Tas­ten las­sen sich spie­len – auto­ma­gisch ertönt die ent­spre­chen­de Note.

3. bar­coo ist ein Bar­code-Scan­ner. Davon gibt es eini­ge. Was die­sen hier beson­ders macht, ist die gelun­ge­ne Ver­knüp­fung mit einer Pro­dukt- und Bewer­tungs­da­ten­bank, die bar­coo tat­säch­lich zu einem „Nach­hal­tig­keits­tool“ machen, wie ich das mal genannt habe: Ein­fach mit dem Smart­phone einen Bar­code ein­scan­nen, und kurz dar­auf erschei­nen Pro­dukt­na­me, übli­cher Preis, Öko-Bewer­tun­gen aus ver­schie­de­nen Daten­ban­ken sowie Kom­men­ta­re von Nut­ze­rIn­nen, die sich dann eben­falls auf dem Smart­phone ein­tra­gen und ergän­zen lassen.

War­um blog­ge ich das? Weil’s noch ein biss­chen „wow“ für mich ist. Und auch wenn ich mir noch nicht so sicher bin, was ich mit Apps wie die­sen tat­säch­lich anfan­ge, machen sie auf jeden Fall auf sehr hand­fes­te Wei­se begreif­lich, dass ein Smart­phone in nahe­zu idea­ler Wei­se eine Schnitt­stel­le zwi­schen „Real­raum“ und Netz dar­stellt. Und das fin­de ich auf ganz unter­schied­li­chen Ebe­nen spannend.