WordPress als CMS-Ersatz für grünen Kreisverband – Betatest (Update 3)

Hier fin­det sich greenchameleon‑0.9.zip (Read­me insi­de). Hin­wei­se auf erfolg­rei­che und erfolg­lo­se Ein­sät­ze ger­ne als Kom­men­tar zu die­sem Ein­trag, eben­so Bugs etc.

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(19.03.2008) Für unse­rer grü­nen Kreis­ver­band bin ich seit gerau­mer Zeit auf der Suche nach einem guten CMS (Con­tent Manage­ment Sys­tem). Der Bun­des- und der Lan­des­ver­band bie­ten gegen rela­tiv hohe Kos­ten mit rela­tiv gerin­gen Spiel­räu­men Typo3-basier­te CMS für grü­ne Kreis­ver­bän­de an, dann gibt’s noch Initia­ti­ven wie die von Hart­mut Wau­er vom KV Wan­gen, die freie Alter­na­ti­ven ver­wen­den, hier Joom­la, und ein biß­chen güns­ti­ger sind. Aber irgend­wie war’s das alles nicht: für das, was ein mit­tel­gro­ßer Kreis­ver­band wie unse­rer so macht, ist ein CMS eher over­kill. Als Alter­na­ti­ve hat sich jetzt – eben­falls bei Hart­mut gehos­tet – Word­Press ange­bo­ten. Nach Ostern wer­de ich das Ergeb­nis offi­zi­ell frei­schal­ten, aber wer möch­te, kann schon mal gucken und aus­pro­bie­ren.

Update: (22.03.2008) Für alle expe­ri­men­tier­freu­di­gen Word­Press-Nut­ze­rIn­nen aus dem grü­nen Umfeld: hier fin­det sich greenchameleon‑0.9.zip (Read­me insi­de). Hin­wei­se auf erfolg­rei­che und erfolg­lo­se Ein­sät­ze ger­ne als Kom­men­tar zu die­sem Ein­trag, eben­so Bugs etc.

Update 2: (23.03.2008) Abge­se­hen von einem etwas mys­te­riö­sen (und spo­ra­di­schen) Mit­ter­nachts­fall­back auf das Default­the­ma scheint das gan­ze soweit zu lau­fen – des­we­gen habe ich die Site jetzt auch offi­zi­ell frei­ge­schal­tet und von der alten Web­site her eine Umlei­tung gelegt.

Schwarz-grün und das Fünf-Parteien-System

Heu­te im Spie­gel:

Gün­ther Oet­tin­ger (CDU) ist der ers­te füh­ren­de Uni­ons­po­li­ti­ker, der für eine schwarz-grü­ne Zusam­men­ar­beit auf Bun­des­ebe­ne schon 2009 plä­diert […] Die Grü­nen for­der­te Oet­tin­ger auf, sich zwi­schen SPD und Links­par­tei auf der einen und CDU und FDP auf der ande­ren zu entscheiden.

Genau so nicht! Ich kann mir durch­aus vor­stel­len, dass es Situa­tio­nen geben kann, in denen in einer schwarz-grü­nen Koali­ti­on sach­lich ein­fach mehr zu errei­chen ist als durch Oppo­si­ti­ons­po­li­tik, eben­so, wie ich über­zeugt davon bin, dass die sach­li­chen Über­ein­stim­mun­gen zwi­schen SPD, Grü­nen und Links­par­tei (also rot-grün-rot) meis­tens deut­lich grö­ßer sind als in einem schwarz-grü­nen Bünd­nis. Sich des­we­gen von vor­ne­her­ein auf einen „Links­block“ fest­zu­le­gen, hal­te ich jedoch genau­so falsch und vor­gest­rig wie das, was Oet­tin­ger hier for­dert: näm­lich wirk­lich zur neu­en FDP zu wer­den. Wer schwarz-grü­ne Koali­tio­nen möch­te, muss mei­ne ich ganz klar machen, dass es dabei nicht um die Wie­der­ver­ei­ni­gung des Bür­ger­tums mit sei­nen ver­lo­re­nen Söh­nen (und Töch­tern) geht, wie eini­ge – auch aus der SPD – das ger­ne dar­stel­len, son­dern um eine Zusam­men­ar­beit aus einem an Prag­ma­tis­mus und dem Wil­len zur Pro­blem­lö­sung ori­en­tier­ten Politikverständnis. 

79% III
Links: Die CDU mag Lager­wahl­kämp­fe, scheint mir. Rechts: 79 %.

Das heißt im übri­gen auch, dass Lager­wahl­kämp­fe dann der Ver­gan­gen­heit ange­hö­ren soll­ten – im Zwei­fels­fall heißt ein Lager-Wahl­kampf näm­lich: gro­ße Koali­ti­on. Erst recht mot­ten­kis­tig ist jedoch der Ver­such, Grü­ne ins schwar­ze Bett zu zie­hen. Dafür soll­ten wir uns als Par­tei schlicht­weg zu scha­de sein. Aus der Per­spek­ti­ve fin­de ich übri­gens auch eini­ges falsch, was gera­de in Frei­burg läuft, aber das wäre einen eige­nen Blog-Ein­trag wert.

War­um blog­ge ich das? Weil ich es falsch fin­de, schwarz-grün prin­zi­pi­ell abzu­leh­nen, aber die CDU es einem schwer macht, mög­li­che sach­ori­en­tier­te Mehr­hei­ten aus links-grü­ner Per­spek­ti­ve zu verteidigen.

Kurzeintrag: Länderrat 2008 (Update 2: Anträge)

Heu­te (28.02.) gab es die offi­zi­el­le Ein­la­dung zum nächs­ten grü­nen Län­der­rat, für den ich ja einer der „Basis­de­le­gier­ten“ für Baden-Würt­tem­berg bin. Die Sit­zung wird am 5.4. in Ber­lin statt­fin­den – mehr dazu ist aller­dings bis­her trotz offi­zi­el­ler Ein­la­dung nicht bekannt. Viel­leicht sind ja Min­der­heits­re­gie­run­gen oder schwarz-grü­ne Bünd­nis­se dann The­ma. Sobald ich nähe­res weiss, wer­de ich es hier im Blog mitteilen.

Update: (11.03.2008) Inzwi­schen liegt auch die Tages­ord­nung des Län­der­rats vor. The­men sind das Fünf-Par­tei­en-Sys­tem, das BKA-Gesetz, die Kin­der­po­li­tik, der von eini­gen vor­ge­schla­ge­ne Öko­bo­nus (wer wenig ver­braucht, kriegt was) und das Ver­fah­ren zur „per­so­nel­len Auf­stel­lung“ für die Bun­des­tags­wahl. Und ein paar klei­ne­re Reso­lu­tio­nen. Also eini­ges. Antrags­tex­te gibt es aller­dings noch kei­ne, bis 26.3. kön­nen Anträ­ge ein­ge­reicht werden.

Update: (26.03.2008) Jetzt sich auch die Anträ­ge online, ich kom­me aller­dings erst in den nächs­ten Tagen dazu, sie mir anzu­schau­en und dann viel­leicht auch das eine oder ande­re dazu zu schreiben.

Sind die sieben neuen Sünden sinnvoll? (Update)

Ich bin ja nun, wie wahr­schein­lich bekannt, über­haupt kein Freund eta­blier­ter Reli­gio­nen. Wenn dann ab und zu die rel­giö­sen Groß­or­ga­ni­sa­tio­nen sich dem Zeit­geist nicht ganz ver­schlie­ßen, ist das zumin­dest ein Grund, etwas dar­über zu schrei­ben. So hat der Vati­kan wohl neben den alten Tod­sün­den (Woll­lust, Neid, Eitel­keit usw.) sie­ben neue Sün­den in die Welt gesetzt. Näm­lich die folgenden:

1. „Bio­ethi­sche“ Über­grif­fe wie Geburtskontrolle
2. „Mora­lisch frag­wür­di­ge“ Expe­ri­men­te wie Stammzellenforschung
3. Drogenmissbrauch
4. Umweltverschmutzung
5. Bei­trä­ge zur Ver­grö­ße­rung der Dif­fe­renz zwi­schen Arm und Reich
6. Exzes­si­ver Reichtum
7. Erzeu­gung von Armut

Wer nicht genau hin­schaut, fin­det das erst­mal fort­schritt­lich: etwas gegen Umwelt­ver­schmut­zung und sozia­le Ungleich­heit zu tun, ist doch wirk­lich pri­ma (und sei es das In-Die-Welt-Set­zen eines neu­en Memes). Beim genaue­ren Hin­schau­en ist dass dann aber doch nicht so ganz neu. Kapi­ta­lis­mus­kri­ti­sche Äuße­run­gen etc. und den Wunsch nach der „Bewah­rung der Schöp­fung“ gab es aus dem Vati­kan auch schon, bevor Reich­tum jetzt in den Rang einer Sün­de erho­ben wur­den. Und so ganz anders als die alte Sün­den erscheint der exzes­si­ve Reich­tum dann auch nicht. 

Dann ste­cken im neu­en Sün­den­re­gis­ter ja nicht nur Nr. 4 bis 7, son­dern auch die Sün­den 1 bis 3. Weder hal­te ich Gebur­ten­kon­trol­le (und ähn­li­che „bio­ethi­sche Ver­ge­hen“) für etwas nega­ti­ves, noch möch­te ich, dass der Vati­kan dar­über ent­schei­det, wel­che For­men von For­schung mora­lisch ok sind und wel­che nicht. Und auch beim Dro­gen­miss­brauch ist es (wie beim exzes­si­ven Reich­tum) nicht weit zur alten Sün­de Völ­le­rei. Span­nend dabei auch die Fra­ge, was denn ein „Miss­brauch“ ist, wenn es um Dro­gen geht? Jeder Kon­sum, oder nur einer, der nicht vom Vati­kan frei­ge­ge­ben wur­de? Auch da ist die katho­li­sche Kir­che die fal­sche Kontrollinstanz!

Damit erschei­nen die sie­ben neu­en Sün­den doch eher als zeit­geis­ti­ge Auf­hüb­schung bereits vor­han­de­ner katho­li­scher Moral­stan­dards in all ihrer Zwiespältigkeit. 

Neben die­ser Ebe­ne der Kri­tik – sind’s die rich­ti­gen Sün­den, darf der Vati­kan da über­haupt legit­mier­wei­se was zu sagen – steht aber noch eine zwei­te Ebe­ne der Kri­tik im Raum: das gan­ze Kon­zept von Sün­de und (gött­lich legit­mier­ter) Ver­ge­bung näm­lich. Ers­tens sind „Sün­den“ ein grund­le­gen­des Ele­ment der Poli­tik der Angst (wir ver­bie­ten das, indem wir es mit Angst um das himm­li­sche Wohl­erge­hen ver­knüp­fen). Viel sinn­vol­ler erscheint es mir, Poli­tik nicht mora­lisch zu begrün­den, son­dern den ratio­na­len Hin­ter­grund die­ser „Sün­den“ dar­zu­stel­len. Das gelingt nicht bei jeder, aber bei der Umwelt­ver­schmut­zung und auch bei der sozia­len Spal­tung kann m.E. ganz pro­blem­los auch ohne reli­gi­ös-mora­li­sche Instanz argu­men­tiert wer­den, war­um es ver­nünf­ti­ger ist, sich anders zu verhalten.

Zwei­tens steckt in der Idee einer Sün­de ja – zumin­dest im Katho­li­zis­mus – bereits die Über­le­gung, dass Men­schen solan­ge dage­gen ver­sto­ßen kön­nen, solan­ge sie recht­zei­tig Abbit­te leis­ten (oder dann eben einen Teil des exzes­si­ven Reich­tums für wohl­tä­ti­ge Mis­si­ons­wer­ke aus­ge­ben). Auch das ist etwas, was mir an die­ser Kon­zep­tio­na­li­sie­rung von Nach­hal­tig­keit und gutem Leben nicht gefällt.

Fazit: mög­li­cher­wei­se mag die­se PR-Akti­on des Vati­kans dazu bei­tra­gen, dass ein paar Katho­li­kIn­nen mehr als vor­her sich um umwelt­freund­li­ches Ver­hal­ten und einen Abbau von sozia­len Spal­tun­gen bemü­hen. Im gro­ßen und gan­zen wird sich dar­an aber wohl nichts ändern. 

Via Boing­Bo­ing.

War­um blog­ge ich das? Viel­leicht, weil mein (evan­ge­lisch auf­ge­wach­se­ner) Papa den Begriff Sün­de schon seit 20 oder 30 Jah­ren ähn­lich füllt wie der Vati­kan heu­te. Und weil ich gespannt bin, wann Magnum die Eis­sor­te „Erzeu­gung von Armut“ produziert.

Update: Das Natu­re-Blog nimmt das The­ma auch auf und weist dar­auf hin, dass es bereits ers­te Schis­men (na gut, zwi­schen ver­schie­de­nen Tages­zei­tun­gen) dar­über gibt, wie das Ori­gi­nal­zi­tat eigent­lich zu ver­ste­hen ist, und ob es sich wirk­lich um sie­ben Sün­den han­delt, oder viel­leicht nur um zweieinhalb.