Kurz zur Rektorwahl: „Die Wogen sind ja noch nicht geglättet“ (Update)

Das neu­ge­stal­te­te fud­der bringt heu­te ein recht aus­führ­li­ches Inter­view mit dem desi­gnier­ten Rek­tor Hans-Jochen Schie­wer. Ange­spro­chen wird auch die umstrit­te­ne Wahl. Hier ver­weist Schie­wer dar­auf, dass alles mit recht­lich rech­ten Din­gen zuge­gan­gen sei und das Ver­fah­ren halt lan­des­recht­lich so vor­ge­ge­ben sei, zwi­schen den Zei­len ist aber doch eini­ges an Unzu­frie­den­heit her­aus­zu­le­sen. Prof. Che­au­ré wird gelobt, aber wohl nicht Vizerektorin:

Ich den­ke aber, dass es ver­früht wäre, jetzt eine Zusam­men­ar­beit mit Frau Che­au­ré auf Rek­to­rats­ebe­ne ein­zu­schät­zen. Die Wogen, die mit der Wahl zum Rek­tor ver­bun­den waren, sind ja noch nicht geglättet. 

Ansons­ten inter­es­sant noch der Anspruch, in Sachen Ver­fass­te Stu­die­ren­den­schaft tat­säch­lich was zu unter­neh­men (lobens­wert, viel­leicht der Grund für die Stu­di-Stim­men?) und die Tat­sa­che, dass es deut­lich weni­ger Schlag­wort­fe­ti­schis­mus als bei der Rede im Senat gibt.

Update: (15.8.2008) Der heu­ti­gen BZ ist zu ent­neh­men, dass das Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um kei­nen Anlass sieht, das Ver­fah­ren in Frei­burg in Fra­ge zu stellen.

Über 6000 Seiten Soziologie – der DGS-Kongressband 2006 ist da

Die aka­de­mi­schen Publi­ka­ti­ons­müh­len mah­len lang­sam, aber recht­zei­tig vor dem nächs­ten Kon­gress der Deut­schen Gesell­schaft in Sozio­lo­gie (DGS), der im Okto­ber 2008 in Jena statt­fin­den wird, ist jetzt end­lich der DGS-Kon­gress­band 2006 „Die Umwelt der Gesell­schaft“ erschie­nen (und wur­de jetzt den Tagungs­teil­neh­me­rIn­nen zugestellt). 

Kassel university campus I

Wie auch schon beim letz­ten Mal ist der Band so auf­ge­baut, dass – dies­mal in zwei Teil­bän­den – die Tex­te zu den Mit­tags­vor­le­sun­gen und Ple­nar­sit­zun­gen in gedruck­ter Form erschie­nen sind (und zum ein­fa­che­ren Zugriff auch auf CD), die Sit­zun­gen der Sek­tio­nen, Arbeits­grup­pen und ad-hoc-Grup­pen dage­gen nur auf der CD-ROM ent­hal­ten sind.

Wer sich das anschaut, weiss ich auch nicht so genau. Die CD-ROM ent­hält dies­mal nicht nur die PDFs, son­dern auch ein klei­nes Tool, um dar­in her­um­zu­blät­tern, nach AutorIn­nen oder nach dem Inhalts­ver­zeich­nis geord­net. Außer­dem gibt es auch eine Voll­text­su­che. Das macht die Daten­flut – ins­ge­samt über 6000 Druck­sei­ten, 1350 davon auch tat­säch­lich auf Papier – etwas über­sicht­li­cher, und ermög­licht es viel­leicht tat­säch­lich, die für die eige­ne Arbeit rele­van­ten Tex­te raus­zu­su­chen (zu den dun­kel erin­ner­ten Vor­trä­gen, oder auch zu denen, bei denen es nicht mög­lich war, hinzugehen).

Ich selbst war auf dem letzt­jäh­ri­gen Kon­gress auch zwei­mal prä­sent: ein­mal als Mit­or­ga­ni­sa­tor der Ad-hoc-Grup­pe „Natur und Gesell­schaft in ein neu­es Ver­hält­nis set­zen – das Bei­spiel Wald“ und ein­mal als Refe­rent in der Ad-hoc-Grup­pe „Natur­ge­walt, Gewalt gegen Natur, hybri­de Zivi­li­sa­ti­on?“ der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie (NGU). Wit­zi­ger­wei­se scheint das DGS-Her­aus­ge­ber­team um Prof. Reh­berg das etwas durch­ein­an­der gebracht zu haben – mein umwelt­so­zio­lo­gi­scher Text „Umwelt als Pra­xis“ ist jeden­falls gleich zwei­mal auf der CD zu fin­den, ein­mal da, wo er hin­ge­hört, näm­lich in der NGU-Sit­zung, und ein­mal bei der Wald-Gruppe.

Einen Über­blick über die Abs­tracts etc. gibt es übri­gens auf der Kon­gress­web­site http://www.dgs2006.de.

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Karl-Sieg­bert Reh­berg (Hrsg.): Die Natur der Gesell­schaft. Ver­hand­lun­gen des 33. Kon­gres­ses der Deut­schen Gesell­schaft für Sozio­lo­gie in Kas­sel 2006. Frank­furt am Main/New York: Cam­pus. 2 Teil­bän­de + CD-ROM, ins­ge­samt über 6000 Sei­ten. 99 Euro. Bei ama­zon bestellen.

Wes­ter­may­er, Till (2008): »Umwelt als Pra­xis – Refle­xio­nen anläss­lich einer pra­xis­theo­re­ti­schen Ana­ly­se von Umwelt­rat­ge­bern«, in Karl-Sieg­bert Reh­berg (Hrsg.): Die Natur der Gesell­schaft. Ver­hand­lun­gen des 33. Kon­gres­ses der Deut­schen Gesell­schaft für Sozio­lo­gie in Kas­sel 2006, CD-ROM-Bei­la­ge. Frank­furt am Main, New York: Cam­pus, S. 3641–3652 (hier als PDF).

Won­ne­ber­ger, Eva; Wes­ter­may­er, Till (2008): »War­um Wald ein gutes Bei­spiel dafür ist, das Ver­hält­nis von Natur und Gesell­schaft zu dis­ku­tie­ren – Ein­füh­ren­de The­sen«, in Karl-Sieg­bert Reh­berg (Hrsg.): Die Natur der Gesell­schaft. Ver­hand­lun­gen des 33. Kon­gres­ses der Deut­schen Gesell­schaft für Sozio­lo­gie in Kas­sel 2006, CD-ROM-Bei­la­ge. Frank­furt am Main, New York: Cam­pus, S. 3769.

War­um blog­ge ich das? Sowohl wegen mei­nes noch immer vor­han­de­nen Erstau­nens dar­über, wie schwer­fäl­lig das Medi­um Papier im aka­de­mi­schen Bereich sein kann, als auch, um auf mei­nen gleich zwei­mal auf der CD-ROM zu fin­den­den Bei­trag hinzuweisen.

Kurz: Baden-Württemberg auf dem Weg in den Überwachungsstaat?

May 1st, Vhei­se news berich­tet, dass es bezüg­lich der Novel­le des Poli­zei­ge­set­zes für Baden-Würt­tem­berg zu eini­ger Eini­gung zwi­schen den bei­den Regie­rungs­par­tei­en CDU und FDP gekom­men sei. Die­ses Poli­zei­ge­setz hat­ten u.a. die baden-würt­tem­ber­gi­schen Grü­nen hef­tig kri­ti­siert (u.a. mit der Mög­lich­keit, Pro­tes­te­mails zu ver­schi­cken; inter­es­sant auch die Doku­men­ta­ti­on der Anhö­rung der Grü­nen Land­tags­frak­ti­on (pdf, 88 Seiten)). 

Laut hei­se soll die FDP sich inso­fern durch­ge­setzt haben, dass es kei­ne Online-Durch­su­chun­gen und kein Abhö­ren von Gesprächs­in­hal­ten zu prä­ven­ti­ven Zwe­cken geben wird. Video­über­wa­chung soll je nach „Gefähr­dungs­la­ge“ mög­lich sein. Dage­gen scheint die Mas­sen­er­fas­sung von Auto­kenn­zei­chen eben­so wei­ter mög­lich zu sein wie die enge Zusam­men­ar­beit von Poli­zei und Ver­fas­sungs­schutz, zwei wei­te­re grü­ne Kritikpunkte. 

Posi­tiv zu wer­ten ist die hör­ba­re Unzu­frie­den­heit des Lan­des­po­li­zei­prä­si­den­ten. Trotz­dem kann ich mir ange­sichts des Zustands der FDP im Land kaum vor­stel­len, dass sie mehr als die zwei, drei genann­ten „Zucker­le“ her­aus­ho­len konn­te. Die Linie, der Poli­zei mehr Über­wa­chungs­kom­pe­ten­zen ein­zu­räu­men, die die CDU im Land ganz offen ver­tritt, führt jeden­falls in die fal­sche Rich­tung. Nach der Som­mer­pau­se kommt der Gesetz­ent­wurf in den Land­tag – mei­ne Pro­gno­se: aus grü­ner Sicht wird es wei­ter­hin (und zu Recht) eini­ges dar­an zu kri­ti­sie­ren geben (oder die FDP ist aus­nahms­wei­se mal bes­ser als ihr Ruf).

Kurz: Asynchrone Neuheitshorizonte

Hen­ning fragt sich, was nach Twit­ter kommt, und Bene­dikt stellt schon mal fünf Kri­te­ri­en für das „nächs­te gro­ße Ding“ auf. 

Pink chrysanthemum with spider
Was geht als nächs­tes ins Netz?

Das eine habe ich wie­der raus­ge­kramt, als ich das ande­re gele­sen haben, und bei­des zusam­men bringt mich zur Beob­ach­tung, dass das Zusam­men­wir­ken von inter­net­ty­pi­scher Tei­löf­fent­lich­keits­bil­dung mit den gene­rell beschleu­nig­ten Inno­va­tions- und Adap­ti­ons­zei­ten im IT-Bereich den inter­es­san­ten Aspekt hat, asyn­chro­ne Neu­heits­ho­ri­zon­te zu generieren. 

Damit mei­ne ich zum einen, dass die „ear­ly adop­ters“ schon längst bei Twit­ter sind, wenn die Mas­se und die Mas­sen­me­di­en gera­de mal Blogs ent­de­cken (durch­aus durch das letz­te gro­ße Ding syn­chro­ni­siert), zum ande­ren aber auch, dass es mög­li­cher­wei­se gene­rel­le „ear­ly adop­ters“ in Bezug auf Web 2.0 gar nicht mal unbe­dingt gibt. Was für A schon längst in den All­tag inte­griert ist, ist für B noch eine span­nen­de Neu­ent­de­ckung – aber umge­kehrt mag es Web2.0‑Anwendungen geben, die bei B schon als alter Hut durch sind, die A aber noch gar nicht endeckt hat. Dazu dann noch eine Pri­se Spe­zia­li­sie­rung auf unter­schied­li­che Fel­der im Sin­ne des Long-Tail-Endes, und wir haben eine mög­li­che Erklä­rung dafür, war­um Web2.0‑Blogposts so oft selbst­re­fe­ren­ti­ell sind und sich so sehr damit beschäf­ti­gen, was jetzt neu und span­nend ist. Oder span­nend sein könnte.