dagegen, dagegen, der zukunft entgegen

dage­gen, dage­gen, der zukunft entgegen

wir schrei­ben das jahr zweitausendzehn
man­che haben schon die zukunft gesehn
es soll wohl immer so wei­ter gehn
wenn sie es sind, die wei­ter drehn

wir dage­gen sind dagegen
dage­gen, dage­gen, der zukunft entgegen

der vor­be­hal­te gibt es viele,
schon wie­der wer­den sie genannt,
fort­schritts­fein­de! heißt es -
wehrt euch, leis­tet widerstand

wir dage­gen sind dagegen
dage­gen, dage­gen, der zukunft entgegen

ihr mor­gen bleibt doch alter tand
dafür! – so rufen sie, und meinen
letzt­lich immer nur den glei­chen stand:
alles soll beim alten bleiben

wir dage­gen sind dagegen
dage­gen, dage­gen, der zukunft entgegen

als rich­tung reicht’s doch nicht
nur drauf zu schau­en, was man zahlt
für uns zählt, was sich ändert
drum gilt:
wer uns wählt, ahnt die qual der wahl
und den­noch: hoff­nungs­froh dagegen,
denn das heißt, was ande­res wollen

wir dage­gen sind dagegen
dage­gen, dage­gen, der zukunft entgegen

wir ste­hen dazu, wir nehmen’s ernst
wenn’s mor­gen bes­ser wer­den soll als heute
dann reicht es nicht, dafür zu sein
es muss auch klar sein, was man wollte

wir dage­gen sind dagegen
dage­gen, immer nur dage­gen, end­lich der zukunft entgegen

und die wird grün

Ist ein biß­chen kin­disch, aber mir ging die­ser Refrain nicht mehr aus dem Kopf, und dann woll­te ich halt was drauß machen. Viel­leicht ist’s auch ein Kom­men­tar zur aktu­el­len Lage. Gesun­gen vor­zu­stel­len, Stil nach Belieben.

Windup Girl und Peak oil, oder: Nach der Globalisierung

Red tomatoes I

Ein inter­es­san­ter Aspekt von Pao­lo Baci­g­alu­pis neu­em Sci­ence-Fic­tion-Werk „The Win­dup Girl“ – übri­gens zurecht als zeit­ge­nös­si­sches Gegen­stück zu Wil­liam Gib­sons Neu­ro­man­cer-Tri­lo­gie gehan­delt und in einem Atem­zug mit Ian McDo­nald genannt – ist die Tat­sa­che, dass Baci­g­alu­pi sei­ne Erzäh­lung in einer Zukunft statt­fin­den lässt, die nach der Glo­ba­li­sie­rung ange­sie­delt ist. Für „The Win­dup Girl“ ist das mehr oder weni­ger nur der sze­ni­sche Hin­ter­grund einer Geschich­te, in der sich die fins­te­ren Pro­phe­zei­un­gen unkon­trol­lier­ba­rer Gen­ma­ni­pu­la­ti­on, agro­in­dus­tri­el­ler Nah­rungs­mit­tel­mo­no­po­le und der Kli­ma­ka­ta­stro­phe erfüllt haben. Trotz­dem möch­te ich „The Win­dup Girl“ zum Anlass neh­men, die­se Zukunft in den Blick zu nehmen.
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Grüne Positionen zur Raumfahrt

Ach­tung: Die­ser Blog­post ist aus dem Jahr 2009!

Das Blog Astro­dic­ti­um sim­plex hat­te Mit­te August nach den Posi­tio­nen der Par­tei­en zur Raum­fahrt gefragt – und von den Grü­nen schein­bar kei­ne Ant­wort erhal­ten. Mich hat das irri­tiert, wes­we­gen ich als Spre­cher der BAG Wis­sen­schaft, Hoch­schu­le, Tech­no­lo­gie­po­li­tik noch ein­mal nach­ge­hakt habe. Dabei hat sich her­aus­ge­stellt, dass die Fra­gen zur Raum­fahrt­po­li­tik durch Peter Hett­lich MdB beant­wor­tet wur­den (am 3.9.2009) – nur hat die­se Ant­wort­mail wohl Flo­ri­an Frei­stet­ter von Astro­dic­ti­um sim­plex nicht erreicht. Wie dem auch sei – hier sind nun (ohne Kom­men­tie­rung mei­ner­seits und ohne sie mir in jedem Punkt zu eigen zu machen) die grü­nen Ant­wor­ten auf Flo­ri­ans Fra­gen zur Raumfahrtpolitik:

Wie ist die offi­zi­el­le Posi­ti­on Ihrer Par­tei zur Raum­fahrt? Sind die Anstren­gun­gen Deutsch­lands aus­rei­chend oder zuwenig/zuviel?
Bünd­nis 90/Die Grü­nen ste­hen der Raum­fahrt grund­sätz­lich posi­tiv gegen­über, sehen aber auf lan­ge Sicht kei­ne Mög­lich­keit, den finan­zi­el­len Rah­men – wenn dies mit „Anstren­gun­gen“ gemeint ist – aus­zu­wei­ten. Wir bewer­ten dage­gen die bemann­te Raum­fahrt über­aus kri­tisch, denn ihr Nut­zen ist im Ver­gleich zu den sehr hohen Kos­ten viel zu gering und sie ver­schlingt die Mit­tel für wich­ti­ge­re Pro­jek­te der Raum­fahrt. Ein Nega­tiv­be­leg hier­für ist die inter­na­tio­na­le Raum­sta­ti­on ISS, die sowohl beim Zeit‑, Budget‑, Aus­bau- als auch beim Wis­sen­schafts­plan vie­le der gesteck­ten Zie­le ver­fehlt hat. Daher leh­nen wir auch eine deut­sche Betei­li­gung an einer geplan­ten US-ame­ri­ka­ni­schen bemann­ten Mond­mis­si­on ab.

Soll Deutsch­land ver­stärkt inter­na­tio­nal Koope­ra­tio­nen (z.B. mit NASA oder ESA) suchen oder auch allei­ne Pro­jek­te in Angriff nehmen?
Bereits heu­te ist Deutsch­land gern gese­he­ner Koope­ra­ti­ons­part­ner (z.B. bei den Mars-Rovern Spi­rit und Oppor­tu­ni­ty) oder gar wesent­li­cher Mis­si­ons­part­ner (z.B. bei Mars-EXPRESS) bei vie­len inter­na­tio­na­len Wis­sen­schafts­mis­sio­nen. Ange­sichts der hohen Kos­ten plä­die­ren wir aber ver­stärkt für inter­na­tio­na­le Koope­ra­tio­nen, dann aber nicht nur mit der NASA und der ESA son­dern auch mit Roskos­mos (Russ­land), ISRO (Indi­en), CNSA (Chi­na), JAXA (Japan) oder ande­ren Nationen.

Glau­ben Sie, dass eine Inves­ti­ti­on in die Raum­fahrt einen posi­ti­ven Effekt auf die Wirt­schaft in Deutsch­land haben kann?
Inves­ti­tio­nen in die Raum­fahrt haben bereits bewie­sen, dass sie einen posi­ti­ven Effekt auf die Wirt­schaft haben kön­nen. Bes­te Bei­spie­le sind Wetter‑, Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on- und Fern­seh­sa­tel­li­ten, ohne die ein Leben im 21. Jahr­hun­dert schwer vor­stell­bar wäre. Vie­le die­ser Satel­li­ten wer­den schon heu­te kom­mer­zi­ell betrie­ben, offen­sicht­lich schei­nen sich der­ar­ti­ge Inves­ti­tio­nen zu loh­nen. Nega­tiv­bei­spie­le sind das öko­no­misch geschei­ter­te Satel­li­ten­te­le­fon­sys­tem IRIDIUM oder aktu­ell das Desas­ter um das euro­päi­sche Satel­li­ten­na­vi­ga­ti­ons­sys­tem Gali­leo, bei der die euro­päi­schen Luft- und Raum­fahrt­un­ter­neh­men bewie­sen haben, dass es um ihre Kom­pe­tenz beson­ders bezüg­lich der Ein­hal­tung von Kos­ten- und Zeit­plä­nen nicht zum Bes­ten bestellt ist. Denn die Zeche darf hier wie­der ein­mal der euro­päi­sche Steu­er­zah­ler begleichen.

Sind Inves­ti­tio­nen in Raum­fahrt Luxus oder notwendig?
Nicht­kom­mer­zi­el­le Raum­fahrt wie z.B. Erd­er­kun­dungs­mis­sio­nen sind kein Luxus son­dern bereits heu­te für die Mensch­heit wich­tig, da sie wich­ti­ge Erkennt­nis­se über das Öko­sys­tem Erde gewin­nen und uns dras­tisch vor Augen füh­ren, wie sehr wir bereits an unse­rem Pla­ne­ten Raub­bau betrie­ben haben. Die­se Erkennt­nis­se sind uner­setz­lich um z.B. dem Kli­ma­wan­del und der Umwelt­zer­stö­rung begeg­nen zu kön­nen. Wis­sen­schafts­mis­sio­nen wie z.B. zu Son­ne, Mond, Klein­pla­ne­ten, Kome­ten, Pla­ne­ten oder zur Erkun­dung des Welt­alls (wie z.B. die aktu­el­len Mis­sio­nen Her­schel und Planck) sind für die Grund­la­gen­wis­sen­schaf­ten uner­läss­lich, sie gehö­ren zu einem unver­zicht­ba­ren Bestand­teil heu­ti­ger Forschung.

Sind Sie der Mei­nung, dass das Geld für die Raum­fahrt für ande­re Pro­jek­te ver­wen­det wer­den soll­te? Wenn ja, welche?
Gel­der für Raum­fahrt­mis­sio­nen soll­ten aus­schließ­lich in unbe­mann­te Mis­sio­nen inves­tiert wer­den. – Begrün­dung sie­he oben.

Hal­ten Sie die Ent­schei­dung, die deut­sche Mond­mis­si­on LEO zu strei­chen, für richtig?
Ja, in die­sem Fal­le stim­men wir der Ent­schei­dung der Bun­des­re­gie­rung vom Juli 2008 aus­drück­lich zu. Aller­dings scheint die­se Posi­ti­on nach den jüngs­ten Ver­laut­ba­run­gen des zustän­di­gen Staats­se­kre­tärs Peter Hint­ze mög­li­cher­wei­se revi­diert zu wer­den. Wir hal­ten aller­dings einen natio­na­len Allein­gang und gar einen zwei­ten „Wett­lauf“ zum Mond für über­flüs­sig und eher für eine Idee aus der Mot­ten­kis­te des Kal­ten Krie­ges. Mit der Mond­son­de SMART‑1 gab es bereits bis 2006 ein sehr erfolg­rei­ches Pro­jekt der ESA, das lei­der von der Öffent­lich­keit wenig bis gar nicht ver­folgt wur­de. Wir kön­nen daher nicht ver­ste­hen, war­um die dabei gesam­mel­ten Erfah­run­gen bis­lang nicht zu einer neu­en euro­päi­schen Mond­mis­si­on geführt haben.

Hal­ten Sie die Plä­ne für eine neue deut­sche Mond­mis­si­on für sinnvoll?
Wir hal­ten sie aus den oben beschrie­be­nen Grün­den für über­flüs­sig. Im übri­gen sei dar­auf ver­wie­sen, dass die­se Plä­ne ins­be­son­de­re vom deut­schen Qua­si-Mono­po­lis­ten EADS-Astri­um geför­dert und gefor­dert wer­den. Wir ver­wei­sen noch­mals dar­auf, daß sich auch EADS als Kon­sor­ti­al­teil­neh­mer beim Gali­leo-Desas­ter nicht mit Ruhm bekle­ckert hat, als es dar­um ging, die­ses Sys­tem pri­vat­wirt­schaft­lich als ÖPP zu rea­li­sie­ren. Es kann aber nicht sein, dass die Steu­er­zah­ler immer dann zur Kas­se gebe­ten wer­den, wenn die Raum­fahrt­in­dus­trie nicht mehr wei­ter weiß bzw. mit ihren Kos­ten­struk­tu­ren – wie z.B.
bei der Aria­ne 5 – nicht mehr klar kommt.

Wel­che Zie­le sol­len in der Raum­fahrt künf­tig ver­folgt werden?
Anstatt Gel­der sinn­los in Pres­ti­ge­pro­jek­te wie bemann­te Mis­sio­nen zur ISS oder zum Mond zu ste­cken, soll­ten wei­ter­hin unbe­mann­te Mis­sio­nen z.B. zu den inne­ren und äuße­ren Pla­ne­ten, zur Son­ne und vor allem zu Mond und zur Erkun­dung des Welt­alls ver­folgt wer­den. Wir brau­chen auf­grund der lan­gen Pla­nungs- und Aus­füh­rungs­vor­läu­fe von z.T. 10 Jah­ren und mehr, eine grö­ße­re Ver­läss­lich­keit bei poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen, damit For­schung und Wis­sen­schaft dar­auf auf­bau­en kön­nen. Nega­tiv­bei­spiel ist wie­der­um die NASA, die nach der Vor­ent­schei­dung der Bush-Admi­nis­tra­ti­on für eine bemann­te Mond­mis­si­on vie­le lang geplan­te Wis­sen­schafts­mis­sio­nen strei­chen mußte.

Braucht Euro­pa einen eige­nen bemann­ten Zugang zum All – zum Bei­spiel in Form einer für bemann­ten Flü­ge aus­ge­bau­ten Aria­ne-Rake­te und eines erwei­ter­ten ATV?
Wir brau­chen kei­nen eige­nen bemann­ten Zugang zum All. Im 21. Jahr­hun­dert ist Koope­ra­ti­on mit den bei­den Natio­nen ange­sagt, die die­se Tech­no­lo­gie mehr oder weni­ger gut beherr­schen. Ruß­land ver­fügt zwar über das mit Abstand zuver­läs­sigs­te und preis­wer­tes­te Sys­tem, aber es ist wenig kom­for­ta­bel und hat eine rela­tiv gerin­ge Reich­wei­te. Die USA müs­sen sich dem­nächst vom Space Shut­tle ver­ab­schie­den und wis­sen trotz ihrer hohen Kom­pe­tenz noch nicht, wann und zu wel­chen Kos­ten ihr Nach­fol­ge­sys­tem start­klar sein wird. Wie­so soll­te sich Euro­pa mit sei­nen deut­lich gerin­ge­ren Kennt­nis­sen in einen absur­den Wett­lauf um einen eige­nen bemann­ten Zugang zum All begeben?

Hal­ten Sie bemann­te Raum­fahrt für sinn­voll oder soll­te sich Deutsch­land nur an Bau, Ent­wick­lung und Betrieb von Raum­son­den und Satel­li­ten beteiligen?
Deutsch­land hat hohe Kom­pe­ten­zen beim Bau, bei der Ent­wick­lung und beim Betrieb von Raum­son­den und Satel­li­ten, die von inter­na­tio­na­len Part­nern ger­ne in Anspruch genom­men wer­den. Und gera­de bei die­sen Satel­li­ten­mis­sio­nen haben auch die (nur noch weni­gen) deut­schen mit­tel­stän­di­schen Raum­fahrt­un­ter­neh­men wie z.B. OHB eine Chan­ce, als Haupt­un­ter­neh­men beauf­tragt zu wer­den. Solan­ge die bemann­te Raum­fahrt ein kost­spie­li­ges, rela­tiv nutz­lo­ses und zudem hoch­ris­kan­tes Unter­fan­gen ist und solan­ge es von welt­wei­ten Qua­si-Mono­pol­struk­tu­ren sei­tens der Indus­trie domi­niert wird, darf sich Deutsch­land dar­an nicht mit Steu­er­gel­dern beteiligen.

Geeks in space – SF-Retrospektive im Kommunalen Kino Freiburg angelaufen

Posters and informationFür alle Frei­bur­ge­rin­nen und Frei­bur­ger mit Inter­es­se an a. Sci­ence Fic­tion im Film, b. den 1970er Jah­ren, c. poli­ti­schen Uto­pien, ins­be­son­de­re in der real­so­zia­lis­ti­schen Aus­prä­gung, oder d. Welt­raum­fahrt lohnt sich in den nächs­ten Tagen ein Besuch des Kom­mu­na­len Kinos in Frei­burg. Seit ges­tern läuft dort – noch bis zum 9. Okto­ber – die „Retro­spek­ti­ve in die Zukunft“. Neben Welt­raum­fil­men aus den 1960er und 1970er Jah­ren der DDR und der BRD gibt es ein umfang­rei­ches Begleit­pro­gramm und eine klei­ne Ausstellung.

Introduction IIIIch war ges­tern bei der gut besuch­ten Ver­ni­sa­ge der Retro­spek­ti­ve, und fühl­te mich gut auf­ge­ho­ben – „Geeks in space“ fiel mir als ers­tes zu Publi­kum und Set­ting – mit stil­voll zeit­ge­nös­si­schen Möbeln und Astro­nau­ten­nah­rung – ein. Timo­thy Simms und Lisa ???Lisa Ahner erläu­ter­ten das Kon­zept der Rei­he und stell­ten kurz die Aus­stel­lung vor.

Manual wikipedia like system for timelineEin inter­es­san­tes Moment der Aus­stel­lung ist die inter­ak­ti­ve Welt­raum­fahr­t/SF-Time­line. Zur Ergän­zung in Wiki­pe­dia-Manier steht ein manu­el­les Ein­ga­be­ge­rät (sie­he Bild) bereit. Die­se Mög­lich­keit wur­de bereits am Eröff­nungs­abend genutzt – die Geburts­stun­de des „Star Trek“-Imperiums fehl­te noch an der Wand.

Timeline with EOLOMEA posterNeben der inter­ak­ti­ven Time­line gehö­ren zur Aus­stel­lung wei­ter Welt­raum­fo­tos aus dem Pla­ne­ta­ri­um, Film­pla­ka­te (hier zu „Eolo­mea“ von 1972) sowie vier erläu­tern­de Pos­ter zum uto­pi­schen Film der DDR all­ge­mein und zu den drei DEFA-Fil­men „Eolo­mea“, „Signa­le“ und „Im Staub der Ster­ne“, die auch in der Film­rei­he gezeigt werden. 

Both modelsDen Mit­tel- und Höhe­punkt bil­den jedoch zwei Ori­gi­nal-DEFA-Model­le aus den Fil­men „Signa­le – Ein Welt­raum­aben­teu­er“ (1970) und „Im Staub der Ster­ne“ (1976). Am Pre­mie­ren­abend wur­de „Signa­le – Ein Welt­raum­aben­teu­er“ gezeigt, den ich mir dann auch gleich ange­se­hen habe. Er wird am 4.10. um 21.30 Uhr wiederholt.

Model No. 2 "PZ-5" from "Signale - Ein Weltraumabenteuer"In der KoKi-typi­schen Ein­füh­rung ver­wies Timo­thy Simms vor allem auf die hier ein­ge­setz­te Trick­tech­nik, und auf die opti­schen und inhalt­li­chen Anlei­hen an „2001 – Ody­see im Welt­raum“. „Signa­le“ spielt in einem durch­weg rea­lis­tisch gehal­te­nen Set­ting, soweit es die Raum­fahrt­tech­nik und die damit ver­bun­de­nen Abläu­fe, Gefah­ren und Kon­flik­te betrifft. Der Umgang mit Schwe­re­lo­sig­keit und die Dar­stel­lung der Raum­fahr­zeu­ge erin­nert in der Tat stark an „2001“; auf­fäl­lig fand ich auch die Innen­aus­stat­tung der Raum­schif­fe und der Kom­mo­do­zen­tra­le sowie die Klei­dung der (mul­ti­kul­tu­rel­len) Kos­mo­nau­tIn­nen. Neben „2001“ schien mir hier auch eine Spur „Star Trek“ erahn­bar. Unge­wohnt, aber den­noch inter­es­sant dage­gen die im wört­li­chen und über­tra­ge­nen Sin­ne zeit­wei­se an sozia­lis­ti­sche Gemein­schafts­er­ho­lun­gen erin­nern­de Grund­stim­mung des Fil­mes. Hier wie in der offen­siv ver­tre­ten­den Lehr­mei­nung, dass eine über­le­gen­de, tech­nisch fort­ge­schrit­te­ne Spe­zi­es nur fried­fer­tig und kom­mu­nis­tisch sein kann, schim­mert die spe­zi­fi­sche Deu­tung des Uto­pi­schen durch.

Ins­ge­samt ein inter­es­san­ter Abend. Der Besuch der Retro­spek­ti­ve kann – wie ein­gangs schon gesagt – allen in der einen oder ande­rern Wei­se an die­sen The­men Inter­es­sier­ten nur emp­foh­len werden. 

War­um blog­ge ich das? Um die ges­tern abend gemach­ten Fotos (ankli­cken, um sie bei Flickr grö­ßer zu sehen) in ein Nar­ra­tiv einzubinden.

Denial-of-Service-Attacke auf Twitter und Facebook (Update)

Circuit city III

Ges­tern nach­mit­tag war Twit­ter eini­ge Stun­den lang aus­ge­fal­len bzw. nur sehr schlecht zu errei­chen. Auch Face­book lahm­te merk­lich; immer wie­der funk­tio­nier­ten Aktua­li­sie­run­gen nicht und konn­ten Sei­ten nicht gela­den wer­den. Ges­tern abend schon wur­de dann klar, dass es sich nicht um einen tech­ni­schen Feh­ler han­del­te, son­dern um eine dis­tri­bu­ted Deni­al-of-Ser­vice-Atta­cke. Nur – wer steck­te dahinter?

Bei Clau­dia Som­mer konn­te die Spe­ku­la­ti­on gele­sen wer­den, dass das Motiv die Unter­drü­ckung von Gegen­öf­fent­lich­keit zum The­ma Iran sein könn­te. Inzwi­schen ist die über­ein­stim­men­de Deu­tung wohl die, dass die Angrif­fe auf Twit­ter, Face­book und Live­jour­nal einem ein­zi­gem Blog­ger gal­ten, dem Geor­gi­er „Cyxy­mu“ (d.h. „Suchumi“), der auf die­se Wei­se zum Schwei­gen gebracht wer­den sollte.

Unab­hän­gig davon, ob der Hin­ter­grund eher poli­tisch oder kri­mi­nell ist – oder ob sich bei­des gar nicht so ein­fach tren­nen lässt – zeigt die Atta­cke zwei­er­lei. Zum einen sind wir wie­der ein Stück wei­ter in der Zukunft ange­kom­men (wer Gib­son, Ster­ling, Stross – oder wie ich gera­de – Richard K. Mor­gans ‚Alte­red Car­bon‘ liest, wird eini­ges fin­den, was ihm oder ihr sehr bekannt vor­kommt). Zum ande­ren wird noch ein­mal deut­lich, wie anfäl­lig zen­tral orga­ni­sier­te Web‑2.0‑Dienste für der­ar­ti­ge Angrif­fe, aber auch für Zen­sur­maß­nah­men, Wech­sel in der Geschäfts­po­li­tik etc. sind – und wie abhän­gig moder­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on inzwi­schen vom Funk­tio­nie­ren die­ser Infra­struk­tur­net­ze ist.

Dem CNet-Arti­kel zufol­ge war Goog­le wohl nicht (oder weni­ger) betrof­fen – You­Tube hak­te bei mir auch – weil die dahin­ter­lie­gen­de Hard­ware und Netz­werk­ar­chi­tek­tur robus­ter war. Trotz­dem bleibt auch hier das Pro­blem letzt­lich pri­vat­wirt­schaft­li­cher Infra­struk­tur­oli­go­po­le. Dass es (theo­re­tisch) auch anders geht, zeigt Identi.ca – ein Mikro­blog­ging-Dienst, der auf ver­teil­te und offe­ne Struk­tu­ren aus­ge­legt ist. 

War­um blog­ge ich das? Nicht nur wegen der doch gru­se­li­gen Fest­stel­lung, dass man­che SF-Welt­ent­wür­fe näher sind, als das einem lieb ist (Charles Stross muss­te gera­de zum zwei­ten Mal den Plot eines sei­ner nächs­ten Roma­ne umstel­len, weil die Wirk­lich­keit ihn über­holt hat), son­dern auch, weil ich die Beob­ach­tung span­nend fin­de, wie kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­ni­sche Pfa­de sich schlie­ßen bzw. öff­nen, und wie dies mit Ein­zel­er­eig­nis­sen und Kon­tin­gen­zen zusammenhängt.

Update: (8.8.2009) Tech­crunch weist dar­auf hin, dass die Atta­cken auf Twit­ter wei­ter­ge­hen und sich noch ver­stärkt haben.