Meine Ur-Ur-Großeltern, Teil I

Ich beschäf­ti­ge mich seit eini­ger Zeit – neu auf­ge­flammt durch ein Geschichts­pro­jekt aus dem Unter­richt mei­ner Toch­ter – mit dem, was sich Genea­lo­gie nennt. Vor etwa einem Jahr hat­te ich einen kur­zen Text zu Georg May­er­hof­fer geschrie­ben. Die Idee, zu den unter­schied­li­chen Her­kunfts­fa­mi­li­en und ‑zwei­gen etwas zu schrei­ben, geis­tert eben­so lan­ge durch mei­nen Kopf. Aber einer­seits ist das nicht ganz so ein­fach, weil das mathe­ma­tisch schnell unan­ge­nehm viel wird (2^x), ins­be­son­de­re wenn’s nicht um patri­ar­cha­le Väter und Vor­vä­ter geht, von Hete­ro­nor­ma­ti­vi­tät gar nicht erst zu reden -, ande­rer­seits rückt die Beschäf­ti­gung mit den eige­nen Vor­fah­ren schnell in ein selt­sam hei­mat­tü­meln­des Licht. Ich fin­de den Blick auf die eige­nen Vor­fah­ren gar nicht so sehr span­nend im Sin­ne eines „seht, ich stam­me ab von …“ (18 19, 20 Gene­ra­tio­nen zurück dann Augs­bur­ger Fug­ger und irgend­wel­che Adels­fa­mi­li­en, die rest­li­chen 2^20 = 524.288 Vor­fah­ren, die nicht ade­lig waren, sind halt nicht mehr doku­men­tiert …), son­dern letzt­lich als Brenn­glas auf (Sozial-)Geschichte und his­to­ri­sche Lebenswelten.

Dar­über zu schrei­ben, das hat­te ich mir zwar vor­ge­nom­men, es aber bis­her nicht in die Tat umge­setzt. Bis mir heu­te die Idee kam, nicht ein­zel­ne Fami­li­en­zwei­ge beschrei­ben zu wol­len, son­dern erst ein­mal mit einem Quer­schnitt anzu­fan­gen. Und auch nicht mit dem 15. Jahr­hun­dert, son­dern – weit genug weg, damit es nicht zu nah ist, aber nah genug, damit es nicht zu vie­le sind – mit mei­nem Ur-Ur-Groß­el­tern. 16 Per­so­nen – das ist noch halb­wegs überschaubar. 

Als ers­ten Auf­schlag gibt es also eine klei­ne Ahnen­rei­he aus der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts. Ich fan­ge in die­sem Bei­trag mit den vier Ur-Ur-Groß­el­tern­paa­ren väter­li­cher­seits an, die im All­gäu bzw. in der Nähe des ost­würt­tem­ber­gi­schen Ipfs lebten. 


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Johan­nes Wes­ter­may­er (1830–1887)
Anna Maria Wes­ter­may­er (geb. Met­ze­l­er) (1839–1907)
Johan­nes Wes­ter­may­er leb­te und starb in Leut­kirch im All­gäu. Er war – wie auch schon sein Vater und sein Groß­va­ter – Bier­brau­er und Wirt der Trau­be (im Link S. 72) in Leut­kirch. Anna Maria Met­ze­l­er wur­de in Mem­min­gen gebo­ren. Im Alter von 23 Jah­ren hei­ra­te­te sie Johan­nes in Leut­kirch. Die Fami­lie hat­te drei Kin­der. Anna Maria über­leb­te Johan­nes um 20 Jah­re. Johan­nes’ Mut­ter stamm­te aus der alt­eing­es­se­nen Leut­kir­cher Fami­lie Weix­ler, Anna Mari­as Mut­ter aus der eben­so alt­eing­es­se­nen Leut­kir­cher Fami­lie Wagen­seil (die dann nach Mem­min­gen heiratete). 

Gott­lieb Fried­rich Weix­ler (1848–1918)
Euph­ro­si­ne Weix­ler (geb. Zorn) (1852–1938)
Die Weix­lers tau­chen beim zwei­ten Ur-Ur-Groß­el­tern­paar erneut auf, wie es über­haupt erstaun­lich ist, wie klein noch vor hun­dert Jah­ren die Lebens­wel­ten waren*. Wenn über­haupt, gab es Umzü­ge zwi­schen nahe lie­gen­den Orten wie Leut­kirch, Isny oder Mem­min­gen; immer wie­der tau­chen die glei­chen Fami­li­en­na­men auf, die unter­ein­an­der hei­ra­te­ten. Gott­lieb Fried­rich Weix­ler jeden­falls war Rad­wirt (also der Wirt des Gast­hau­ses Zum Rad) in Leut­kirch, wo er sein gan­zes Leben ver­brach­te. Spä­ter wur­de er Kir­chen­pfle­ger (wenn ich das rich­tig ver­ste­he, so etwas wie ein Käm­me­rer oder Schatz­meis­ter der ört­li­chen – evan­ge­li­schen – Kirche).
Im Alter von 24 Jah­ren hei­ra­te­te er die 20-jäh­ri­ge Euph­ro­si­ne Zorn (die Zorns sind eine wei­te­re All­gäu­er „Tra­di­ti­ons­fa­mi­lie“). Die bei­den hat­ten sie­ben Kin­der, von denen drei sehr früh star­ben. Auch Euph­ro­si­ne ver­brach­te ihr gan­zes Leben in Leut­kirch – und auch sie über­leb­te ihren Mann um rund 20 Jah­re. Auf dem Foto sitzt Euph­ro­si­ne links vom Tisch, rechts mit statt­li­chem Bart Gott­lieb Friedrich.

Wil­helm Karl Schie­ber (1842–1912)
Chris­ti­ne Mat­hil­de Schie­ber (geb. Niet­zer) (1844–1917)
Mei­ne väter­li­chen Ur-Ur-Groß­el­tern stam­men jedoch nicht nur aus der Reichs­stadt Leut­kirch; die Vor­fah­ren mei­ner Groß­mutter väter­li­cher­seits kom­men aus der Gegend der Reichs­stadt Bopfin­gen am Ipf. Wil­helm Karl Schie­ber – wohl Karl genannt – wur­de in Ober­dorf bei Bopfin­gen gebo­ren und starb dort auch. Er war zunächst Schrei­ner­meis­ter in Bopfin­gen und spä­ter Leim­fa­bri­kant in Ober­dorf. Ver­hei­ra­tet war er mit Chris­ti­ne Mat­hil­de Niet­zer, über die wenig bekannt ist. Die bei­den hat­ten elf Kin­der; Karl Schie­ber hat­te vier­zehn Geschwis­ter, von denen neun – vier Brü­der und fünf Schwes­tern – das Kin­des­al­ter über­leb­te. Sie übten spä­ter alle Hand­wer­ke aus. 

Johann Dani­el Pfis­ter (1829–1889)
Anna Maria Bar­ba­ra Pfis­ter (geb. Bay­er­lein) (1831–1907)
Johann Dani­el Pfis­ter ist in Ober­dorf am Ipf gebo­ren. Er stammt aus einer alten Bopfinger/Oberdorfer Fami­lie. Er hei­ra­te­te Anna Maria Bar­ba­ra Bay­er­lein aus Gax­hardt (in der Nähe von Ell­wan­gen, heu­te ein Teil von Stödt­len). Die bei­den hat­ten wohl drei Töch­ter, von denen jedoch nur die zuletzt gebo­re­ne Kathe­ri­ne Pau­li­ne das Kin­des­al­ter über­leb­te. Mehr ist mir über die­se bei­den nicht bekannt. 

* Anders sah es bei den Patri­zi­ern und Groß­kauf­leu­ten aus, die schon eini­ge hun­dert Jah­re zuvor viel­fäl­tig in Euro­pa ver­netzt waren.

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