Kurz: Badische Zeitung und die Realname-Debatte

Die Badi­sche Zei­tung ändert ihre Neti­quet­te und ver­öf­fent­licht in Zukunft nur noch Kom­men­ta­re unter Real­na­me. Unter den Pseud­onym-Stamm­kom­men­ta­to­rIn­nen gibt das gra­de einen Auf­schrei, der aller­dings in sei­nen laut­star­ken Rufen nach spur­lo­ser Account-Löschung usw. eher einem Esels­ge­schrei ähnelt (sie­he die Kom­men­ta­re zum Link oben). Ich fin­de die Maß­nah­me ers­tens rich­tig (auch wenn sie natür­lich wei­ter­hin umgan­gen wer­den kann – auch die Badi­sche Zei­tung kann nicht kon­trol­lie­ren, ob jemand, der dort einen Account eröff­net wirk­lich ganz echt sei­nen oder ihren rich­ti­gen Namen ange­ge­ben hat) und bin zwei­tens gespannt, ob sie zur erhoff­ten Hebung des Niveaus bei­trägt. Ande­re – z.B. die Frei­bur­ger Pira­ten sehen dage­gen schon die freie Mei­nungs­äu­ße­rung und so wei­ter in Gefahr.

War­um fin­de ich die Maß­nah­me rich­tig? Ganz ein­fach: die Debat­ten über Arti­kel in der hie­si­gen Tages­zei­tung, die für bestimm­te Berei­che – Lokal­po­li­tik z.B. – fast eine Mono­pol­stel­lung ein­nimmt, sind wich­tig. Sie könn­ten eine poli­ti­sche Funk­ti­on ein­neh­men, im Sin­ne einer Reflek­ti­on der öffent­li­chen Mei­nungs­bil­dung. Arti­kel wer­den kor­ri­giert, indem auf Feh­ler hin­ge­wie­sen wird. Kon­tro­ver­se poli­ti­sche Kom­men­ta­re wer­den durch ande­re Ein­schät­zun­gen ergänzt. 

All das funk­tio­niert m.E. aber bes­ser, wenn die Akteu­re mit offe­nem Visier antre­ten. Wer unter Pseud­onym kom­men­tiert, kann das gan­ze auch als Spiel neh­men, kann Extrem­po­si­tio­nen raus­hän­gen las­sen – bis hin zum Gue­ril­la-Mar­ke­ting im Sin­ne eines bewuss­ten Ver­dre­hens von Tat­sa­chen. Mir ist die loka­le öffent­li­che Mei­nung, die sich am ört­li­chen Mono­pol­blatt ent­zün­det und reibt, dort jeden­falls einen Fokus fin­det, zu wich­tig, als dass sie so einem Spiel über­las­sen wird. Ich glau­be, dass ein poli­ti­scher Dia­log an Ernst­haf­tig­keit gewinnt, wenn Mei­nun­gen tat­säch­li­chen Per­so­nen zurech­nen­bar sind. Eine Real­na­me­pflicht kann hier ein Gewinn sein (es gibt ande­re Berei­che des Net­zes – z.B. Selbst­hil­fe­fo­ren -, wo das anders aus­sieht). Und auch das Argu­ment, dass ja eigent­lich eben des­sen Kraft zäh­len soll­te, und nicht die Per­son, hal­te ich nicht für stich­hal­tig – erst in der Zuord­nung von Argu­men­ten zu Per­so­nen mit ihren viel­fäl­ti­gen Ver­flech­tun­gen und Inter­es­sen gewin­nen die­se in einer poli­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung (und die sehe ich hier eben) an Kraft. 

Dar­um: ein span­nen­des Expe­ri­ment, von dem die BZ sich auch durch das jet­zi­ge Groß­ge­schrei nicht abschre­cken las­sen sollte.

46 Antworten auf „Kurz: Badische Zeitung und die Realname-Debatte“

  1. Wären wir in einem Staat wie Iran oder Chi­na, wür­de ich mit den Anonym­be­für­wor­tern mit­schrei­en. So emp­fin­de ich es aber auch sinn­voll, wenn man hin­ter sei­ner Mei­nung auch mit sei­nem Namen steht.
    Des­we­gen gebe ich grund­sätz­lich mei­ne Kom­men­ta­re mit mei­ner URL ab. Das genügt fin­de ich.
    Umge­hen kann man das gan­ze natür­lich, wenn man sich nicht einen abso­lut doo­fen Namen aus­sucht kann kei­ner die Rich­tig­keit überprüfen.

  2. das ist mir dann doch etwas zu kurz gesprun­gen. du stellst sehr schön dar, wie es sein /sollte/, näm­lich daß das antre­ten mit offe­nem visier zu einem aus­ge­wo­ge­nen mei­nungs­bild füh­re und gleich­zei­tig fal­sche und extrem­po­si­tio­nen aus­ge­blen­det würden.

    es wäre wirk­lich schön, wenn es so wäre, und ich tei­le die­ses wunsch­bild. das pro­blem ist nur, wie so oft: wir leben in der rea­li­tät. der offe­ne und aus­ge­wo­ge­ne dia­log den wir uns wün­schen ist nur unter glei­chen mög­lich. zwar herr­schen für alle die glei­chen bedin­gun­gen, wenn alle unter ihrem klar­na­men schrei­ben müs­sen, aber lei­der lei­der kön­nen sich nicht alle gleich frei unter ihrem klar­na­men äußern. in den kom­men­ta­ren zur regel­än­de­rung fin­den sich genug tref­fen­de bei­spie­le wie etwa jenes des salo­mon­kri­ti­schen grü­nen oder des abhän­gig beschäf­tig­ten oder so eini­ge ande­re. mei­nungs­äu­ße­rung nur unter klar­na­men ist kei­ne freie mei­nungs­äu­ße­rung, son­dern ein pri­vi­leg, das man sich leis­ten kön­nen muß. es fin­det also kein dia­log unter glei­chen statt.

    ins­be­son­de­re vor der anste­hen­den wahl ist die beschrän­kung, die die BZ wohl durch­drü­cken wird, im grun­de genom­men ein skan­dal. es gibt zwei kan­di­da­tu­ren von oben und eine von unten. wes­sen anhän­ger wer­den es sich da wohl zwei­mal über­le­gen, ob sie sich die luft­ho­heit in den kom­men­ta­ren wie einst beim stadt­bau-bür­ger­ent­scheid auch unter klar­na­men erkämp­fen wol­len. ich will gar nicht sagen, daß man die sache mit den klar­na­men nicht mal aus­pro­bie­ren könn­te, aber doch bit­te nicht vor der wahl!

    freie mei­nungs­äu­ße­rung bedeu­tet auch, sei­ne mei­nung anonym oder unter pseud­onym zu äußern, wenn es aus wel­chen grün­den auch immer gebo­ten erscheint. die von dir als spiel bezeich­ne­ten extre­m­er­schei­nun­gen sind da das gerin­ge­re übel, wenn sie nicht sogar dazu­ge­hö­ren. wie frei ist eine mei­nungs­äu­ße­rung, die man anders for­mu­lie­ren und inhalt­lich gestal­ten muß, weil der eige­ne name dar­über ste­hen muß?

    1. @Konstantin: Klar hängt die Fra­ge damit zusam­men, wer sich Mei­nungs­äu­ße­run­gen leis­ten kann. Ich habe aber den Ein­druck, dass vie­le, die den Mund hal­ten bzw. sich nur pseud­onym äußern, Kon­se­quen­zen dar­stel­len und befürch­ten, die es fak­tisch nicht gibt. Ich wün­sche mir eine Gesell­schaft, in der ech­te Mei­nungs­frei­heit kein Pri­vi­leg ist – und ich glau­be, dass wir da nicht hin­kom­men, wenn alle, die etwas kon­tro­ver­ses sagen, sich lie­ber ver­ste­cken. Ich glau­be nicht, dass die Kon­se­quen­zen, in die Öffent­lich­keit zu tre­ten, so harsch sind, wie eini­ge das befürch­ten. Viel­leicht führt die Real­na­me­pflicht dazu, dass eini­ges vor­sich­ti­ger for­mu­liert wird (und Belei­di­gun­gen eben nicht geäu­ßert wer­den). Aber selbst mit Real­na­me­pflicht gibt es Mög­lich­kei­ten, sich anonym zu Wort zu mel­den. Außer­halb der BZ-Kom­men­tar­spal­te. Oder in die­ser, aber mit Umwe­gen über Drit­te („Kon­stan­tin Gör­lich schreibt: Mit­ar­bei­te­rIn­nen der Stadt­ver­wal­tung, die sich aus Angst vor Kon­se­quen­zen hier nicht äußern wol­len, haben mir zuge­tra­gen, dass …“).

    1. @et cete­ra: das ist so das typi­sche Bei­spiel des schnell dahin­ge­pfusch­ten anony­men Kom­men­tars, wenn ich das mal so sagen darf.

      1. unge­nau: Wes­ter­mann – nö, müss­te Wes­ter­may­er hei­ßen. Und wer „ihr“ ist, weiss ich nicht … ich blog­ge hier als Per­son, nicht als Par­tei, Inter­es­sen­ver­band usw.

      2. kei­ne Argu­men­te, nur die Stim­me der omni­po­ten­ten Anonym­i­ni­tät: „Holz­weg … wisst Ihr auch“.

      3. ger­ne auch mal ’ne klei­ne Belei­di­gung mit rein­pa­cken – nur für mich sicht­bar ist die eMail-Adres­se lma@. Könn­te jetzt natür­lich ein­fach die Abkür­zung des Namens sein – zusam­men mit dem Stil inter­pre­tie­re ich das aber eher als Goe­the/­Mo­zart-Zitat. Na denn.

  3. „Ich glau­be nicht, dass die Kon­se­quen­zen, in die Öffent­lich­keit zu tre­ten, so harsch sind, wie eini­ge das befürchten.“

    Ist es nicht völ­lig egal ob das Gefühl nach blog­ein­trä­gen von Kon­se­quen­zen bedroht zu wer­den real oder nicht real ist? Wenn einer die­ses Gefühl hat, wird er/sie sich eben gar nicht mehr Äußern.

    „Oder in die­ser, aber mit Umwe­gen über Drit­te (»Kon­stan­tin Gör­lich schreibt: Mit­ar­bei­te­rIn­nen der Stadt­ver­wal­tung, die sich aus Angst vor Kon­se­quen­zen hier nicht äußern wol­len, haben mir zuge­tra­gen, dass …«).“

    Ist das nicht noch viel übler? Dann doch lie­ber das anony­me „Lies­chen Mül­ler“ das sagt „ich bin Mit­ar­bei­ter in der Stadt­ver­wal­tung und äuße­re mich aus Angst vor Kon­se­quen­zen nur unter Pseudonym“

    Ich den­ke, dass die bis­her recht kurz­wei­lig und kon­tro­vers geführ­ten Dis­kus­sio­nen in der BZ‑O dem­nächst ver­san­den und von eini­gen weni­gen getra­gen wer­den. Soll­te dazu noch sagen, dass ich dort nicht zu den Autoren gehö­re, aber ab und an ger­ne die Kom­men­ta­re lese (gele­sen habe)

  4. @Mike: Da ist natür­lich schon was dran. An allen drei Argumenten. 

    Auch ich habe die BZ-Kom­men­ta­re bis­her v.a. lesend rezi­piert. Es gibt durch­aus Wort­schlach­ten, die amü­sant sind. Aber die Gren­ze zwi­schen Kurz­weil und vor­her­seh­ba­rem Thea­ter fin­de ich im bis­he­ri­gen BZ-Kom­men­tar­teil eher dünn. 

    Zur Fra­ge, ob „Lies­chen Mül­ler“ oder der Weg über drit­te bes­ser ist, wür­den mich durch­aus auch wei­te­re Ein­schät­zun­gen inter­es­sie­ren. Wenn ich das rich­tig ver­ste­he, was die BZ machen will, wird es aber ver­mut­lich auch in Zukunft mög­lich sein, sich unter z.B. dem Namen „Lies­chen Mül­ler“ zu regis­trie­ren und dann unter die­sem zu pos­ten. Ins­ge­samt sehe ich das gar nicht so sehr als Kom­plett­schwenk, son­dern eher als eine Erhö­hung der Kos­ten fürs Anonym-Blei­ben/Pseud­onym-Blei­ben. Über Umwe­ge, mit höhe­rem Auf­wand, geht’s wei­ter­hin. Das Default ist aber erst­mal der Realname.

    Dann das wich­tigs­te Argu­ment: wich­tig sind nicht die rea­len Kon­se­quen­zen, son­dern die für real gehal­te­nen bzw. befürch­te­ten Kon­se­quen­zen (vgl. Tho­mas-Theo­rem der Sozio­lo­gie). Stimmt. Ich möch­te aber eine Gesell­schaft, in der die rea­len und die befürch­te­ten Kon­se­quen­zen der frei­en Mei­nungs­äu­ße­rung sin­ken. Und habe die Hoff­nung, dass das BZ-Expe­ri­ment ein klei­ner Bei­trag dazu ist.

  5. Mal ganz ket­ze­risch, aber viel­leicht hängt die Umstel­lung auf Klar­na­men ja weni­ger mit der OB-Wahl als viel­mehr mit dem bevor­ste­hen­den Abstieg des SC und den hier dro­hen­den Dis­kus­sio­nen zusam­men. Immer­hin hat die Rasch­ke-Hof­mann-Con­nec­tion (Man erin­ne­re sich, 14 The­sen, die könn­te man übri­gens naht­los wie­der pos­ten, es ist eigent­lich nur schlim­mer gewor­den) damals ja durch­aus zur feind­li­chen Über­nah­me des SC durch das Münch­ner Löwen­plei­te-Estab­lish­ments beigetragen.

    Das The­ma hat, wie zuletzt bei dem Fin­ke-Raus­wurf und den dann insze­nier­ten Schlamm­schlach­ten und struk­tu­rel­len Ände­run­gen im Ver­ein, lei­der deut­lich mehr Men­schen bewegt als die Fra­ge, ob ein schein-grü­ner OB, der im gemein­sa­men Fil­zen und Strip­pen­zie­hen mit Bau­trä­gern und ande­rem Klün­gel sei­nem Vor­gän­ger in nichts nach­steht, lei­der wie­der­ge­wählt wird oder nicht.

    Zu der Grund­fra­ge: An rea­len Orten mit rea­len Men­schen, zie­he ich offe­ne Dis­kus­si­on vor, auf Augen­hö­he – und sage auch nichts, was ich nicht schrei­ben wür­de und umge­kehrt. Das Pro­blem im Netz ist, dass auch in loka­len Zusam­men­hän­gen der Preis zu hoch ist, weil der eine dadurch sei­nen Arbeits­platz bedroht, die zwei­te fürch­ten muss, Auf­trä­ge zu ver­lie­ren, der drit­te Jah­re spä­ter kon­fron­tiert wird mit etwas, was sie (angeb­lich, viel­leicht, tat­säch­lich) mal im Netz irgend­wo gesagt haben könn­te. Das Netz ver­stärkt hier rea­le und struk­tu­rel­le Unfrei­hei­ten eher, als sie auf­zu­he­ben, wenn Daten und Pro­fi­le mit­ein­an­der ver­knüpft werden.

  6. „Stimmt. Ich möch­te aber eine Gesell­schaft, in der die rea­len und die befürch­te­ten Kon­se­quen­zen der frei­en Mei­nungs­äu­ße­rung sin­ken. Und habe die Hoff­nung, dass das BZ-Expe­ri­ment ein klei­ner Bei­trag dazu ist.“

    Nun gut, wenn Du die Hoff­nung hast – die stirbt bekannt­lich als Letz­te. Ich befürch­te eher das Gegen­teil. Ich kenn sol­che Situa­tio­nen aus eige­ner Erfah­rung. Wer nicht den Ärger sei­nes Chefs, sei­ner Auf­trag­ge­ber sei­ner Kol­le­gen auf sich zie­hen möch­te schreibt halt nicht mehr, das war´s dann mit der Pluralität.

    „Ins­ge­samt sehe ich das gar nicht so sehr als Kom­plett­schwenk, son­dern eher als eine Erhö­hung der Kos­ten fürs Anonym-Blei­ben/Pseud­onym-Blei­ben. Über Umwe­ge, mit höhe­rem Auf­wand, geht’s wei­ter­hin. Das Default ist aber erst­mal der Realname.“

    Na ja, wenn den alles wei­ter­hin mög­lich ist, wie­so dann der Aufwand?

    @och ne

    wenn ich das rich­tig beob­ach­te, ist der SC-blog bis­her noch nicht betrof­fen – wenn das kommt, nei­ge ich dei­ner Argu­men­ta­ti­on zu. Fra­ge: was hat der Hoff­mann denn mit dem 14-The­sen Raff­ke zu tun?

  7. @Och nee: mal abge­se­hen davon, dass ich es lus­tig fän­de, wenn hier eine Fuss­ball­dis­kus­si­on aus­bricht (ist so ganz und gar nicht mein The­ma) fin­de ich die auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen span­nend. Ich hat­te gra­de auch ein biß­chen aus­führ­li­cher was dazu geschrie­ben, dass hat das auf mei­nem Schoss sit­zen­de Klein­kind aber mit einem gewag­ten Griff zur Tas­ta­tur gelöscht. Also noch­mal, die drei Punkte:

    1. Ich gehe davon aus, dass der heu­te noch so klar erschei­nen­de Bruch zwi­schen real­räum­li­chen und vir­tu­el­len Orten in Zukunft an Bedeu­tung ver­liert. Heu­te schon kann es auch in der offe­nen Dis­kus­si­on mit rea­len Men­schen an rea­len Orten pas­sie­ren, dass X dar­über twit­tert und Z das in ihr Blog schreibt. Mein Fazit dar­aus: wir müs­sen uns dar­an gewöh­nen, dass auch das Netz ein rea­ler Ort ist.

    2. Die Argu­men­ta­ti­on von dir, Och Nee, läuft dar­auf hin­aus, das Pseud­onym zum funk­tio­na­len Äqui­va­lent für die Geschlos­sen­heit und Ver­gäng­lich­keit real­räum­li­cher Inter­ak­tio­nen zu machen. Ich glau­be nicht, dass das eine lang­fris­tig trag­ba­re Lösung des Pro­blems des digi­ta­len (Nicht-)Vergessens ist. Je län­ger jemand z.B. mit einem durch­gän­gig genut­zem Pseud­onym an Dis­kus­sio­nen teil­nimmt (z.B. „Jos Fritz“ bei BZ und Fud­der), des­to kla­rer wird unse­re Vor­stel­lung der Per­son, die dahin­ter steht. Irgend­wann rei­chen Klei­nig­kei­ten (oder klei­ne Bös­wil­lig­kei­ten, oder eine Straf­an­zei­ge bei der Poli­zei samt Nach­ver­fol­gen der IP beim Pro­vi­der) zur Ent­tar­nung aus – dann fällt die Netz­per­son mit einer rea­len Per­son zusam­men. Samt aller Din­ge, die letz­te­re nicht gesagt hät­te, wenn sie nicht pseud­onym gewe­sen wäre.

    Anders wäre es mit der Nut­zung einer ech­ten Anony­mi­täts­in­fra­struk­tur, z.B. TOR oder so. Oder jedes­mal neu erfolg­ten Zufalls­na­men. Dann kann so gut wie kei­ne Zurech­nung auf eine Per­son erfol­gen – was aber kaum jemand macht. Die Fra­ge nach dem War­um ist hier glau­be ich ganz aufschlussreich.

    3. Wenn es stimmt, dass das Netz längst zum rea­len Ort gewor­den ist, dass der Medi­en­bruch zwi­schen der real­räum­li­chen und der vir­tu­el­len Dis­kus­si­on klei­ner wird, dass es das Pro­blem des digi­ta­len Ver­ges­sens gibt, dass Pseud­ony­me fra­gil sind und dass jede Äuße­rung im Netz (jeden­falls in unse­rer der­zei­ti­gen For­ma­ti­on, könn­te tech­nisch immer auch anders sein) unter der Gefahr steht, wie­der­ge­fun­den und zuge­rech­net zu wer­den: dann bleibt m.E. nur die Mög­lich­keit, unse­ren Umgang mit Mei­nungs­äu­ße­run­gen zu ändern (im Sin­ne des­sen, was ich oben zu einer Gesell­schaft, die Mei­nungs­äu­ße­rung nicht bestraft, gesagt habe). Dazu gehört eine Kul­tur, auch kon­tro­ver­se Posi­tio­nen hin­zu­neh­men, und dazu gehört vor allem auch das Akzep­tie­ren von Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten. Das wäre die Visi­on, dass zwar (im Netz) doku­men­tiert ist, was X vor zehn Jah­ren gesagt und getan hat, aber ihm oder ihr heu­te dass heu­te nicht auto­ma­tisch zuge­rech­net, son­dern es akzep­tiert wird, dass X‘ eine Per­son sein kann, die sich in eini­gen Posi­tio­nen und Stand­punk­ten deut­lich von X unterscheidet.

  8. Wenn Du, lie­ber Till, unter Dei­nem Klar­na­men blog­gen willst, weil Du glaubst, es Dir erlau­ben zu kön­nen, ist das Dei­ne Angelegenheit.

    Mit­bür­ger, die das aber aus beruf­li­chen oder pri­va­ten Grün­den nicht kön­nen oder wol­len, für Esel zu hal­ten, indi­ziert Beschränkt­heit, Arro­ganz und Igno­ranz des Autors.

    Ger­ne kön­nen wir uns auch mal tref­fen, dann erklä­re ich Dir das auch unter mei­nem Klarnamen.

    Mit bes­ten Grüßen
    JosFritz

  9. Zitat: „Ich glau­be, dass ein poli­ti­scher Dia­log an Ernst­haf­tig­keit gewinnt, wenn Mei­nun­gen tat­säch­li­chen Per­so­nen zurech­nen­bar sind.“

    Genau das ist der sprin­gen­de Punkt und der zeigt sich dar­an, dass die Leser­brie­fe der BZ (die auch online ver­füg­bar sind) sehr, sehr oft inter­es­san­te Bei­trä­ge lie­fern. Die mag es in den Kom­men­ta­ren auch geben, nur gehen sie dort im all­ge­mei­nen Geblub­ber unter.

    Ich jeden­falls unter­stüt­ze die­se Initiative.

  10. @Till
    Du schreibst: „Ich wün­sche mir eine Gesell­schaft, in der ech­te Mei­nungs­frei­heit kein Pri­vi­leg ist – und ich glau­be, dass wir da nicht hin­kom­men, wenn alle, die etwas kon­tro­ver­ses sagen, sich lie­ber verstecken.“

    Fin­dest Du es bes­ser, wenn aus Angst vor Kon­se­quen­zen die eige­ne Mei­nung lie­ber ver­schwie­gen wird? Ich stim­me mit mei­nen Vor­red­nern über­ein, dass freie Mei­nungs­äu­ße­rung auch beinhal­tet, dass ich mei­ne Mei­nung anonym kund­tun darf.
    Was meinst Du wohl, wie lan­ge es dau­ern kann, bis jemand mit einer bren­nen­den Fackel bei mir vor dem Haus steht, wenn ich „etwas fal­sches“ unter mei­nem ech­ten Namen ver­öf­fent­li­che? Hat­ten wir das nicht schon mal in der Vergangenheit?
    Der Inter­net­be­nut­zer an sich ist schon glä­sern genug, auch ohne dass man sei­nen Namen in die gan­ze Welt hinausposaunt.

    Die gan­zen Que­ru­lan­ten, die die Anony­mi­tät dazu nut­zen, zu stän­kern und Unfrie­den zu ver­brei­ten, las­sen sich durch Grup­pen­dy­na­mik ganz ein­fach ver­trei­ben, wenn die Tech­no­lo­gie ent­spre­chend ange­paßt wird. Lei­der ist die Foren­funk­ti­on der BZ mei­len­weit von Web 2.0‑Standards entfernt.

  11. @JosFritz: Habe ich gesagt, dass ich pseud­onym Kom­men­tie­ren­de für Esel hal­te? Nein. Ich habe geschrie­ben, dass mir das „Gebrüll“, dass die BZ-Ankün­di­gung aus­ge­löst hat, für Esels­ge­schrei hal­te. Ist nicht per­so­nen­be­zo­gen gemeint, son­dern auf das Ergeb­nis – die Online-Dis­kus­si­on als Gesamt­heit – bezogen.

    War­um es not­wen­dig sein soll­te, sich in per­so­na zu tref­fen, um dar­über zu reden, dass es Fäl­le gibt, in denen ein Klar­na­me unan­ge­bracht ist, leuch­tet mir nicht so ganz ein.

    Auch @JoGa kann ich hier nicht zustim­men. Aber viel­leicht bin ich da auch sozi­al­kon­struk­ti­vis­tisch ver­dor­ben: sei­ne Mei­nung nicht nicht-anonym äußern zu kön­nen aus Angst davor, dass „jemand mit einer bren­nen­den Fackel bei mir vor dem Haus steht“, heißt doch, die mit den meta­pho­ri­schen Fackeln stär­ker zu machen. 

    Zum Zusam­men­hang von Tech­nik und Grup­pen­dy­na­mik: ich habe den Ein­druck, dass die BZ-Kom­men­tar­funk­ti­on unge­fähr dem ent­spricht, was ein nor­ma­les Blog auch hat. Also Web 2.0‑Standard ;-) Ernst­haft: gibt es wirk­lich einen Zusam­men­hang zwi­schen „Tech­no­lo­gie“ und Qua­li­tät der Dis­kus­si­on? Ich bin da skeptisch.

  12. @Till: Dann schau Dir doch mal an, wie vie­le „Esels­schreie“ es gibt (über 270) und wie vie­le Kom­men­ta­re ande­re Arti­kel bekom­men haben – und lies Dir die­se (nicht viel Arbeit, meis­tens weni­ger als fünf) mal auf Qua­li­tät hin durch.
    Der „Vor­teil“ eines per­sön­li­chen Tref­fens wäre, dass ich Dir, ohne auf die von Dir beschrie­be­ne Art „ent­tarnt“ zu wer­den Gefahr lie­fe, an mei­nem per­sön­li­chen Bei­spiel unschwer erklä­ren könn­te, war­um ich mei­ne Mei­nung nicht unter mei­nem Klar­na­men schrei­ben kann – und trotz­dem mein Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung in der Frei­bur­ger Mono­pol-Pres­se wahr­neh­men will.

  13. @JosFritz (16): Till schreibt „… eher einem Esels­ge­schrei ähnelt“ und nicht, dass es dort „über 270 Esels­schreie“ gibt. Und wenn ich mir anschaue, wie dort gera­de fröh­lich gefak­te Klar­na­men gegoo­gelt wer­den, dann fin­de ich den Ter­mi­nus „Esels­ge­schreie“ bei­na­he noch schmeichelhaft.

  14. @konstantin
    „in den kom­men­ta­ren zur regel­än­de­rung fin­den sich genug tref­fen­de bei­spie­le wie etwa jenes des salo­mon­kri­ti­schen grü­nen oder des abhän­gig beschäf­tig­ten oder so eini­ge andere.“

    also das bei­spiel mit dem abhän­gig beschäf­tig­ten kann ich ja noch nach­voll­zie­hen, das mit dem salo­mon­kri­ti­schen grü­nen nicht. war­um soll­te die­ser nicht mit sei­nem namen auf­tre­ten können?

  15. Na was, Till? So „Aug in Aug“ möch­test Du dann doch nicht mit der Rea­li­tät ver­knüpft wer­den? Ich lade Dich hier­mit herz­lich auf ein Bier ein. Beat­bar? Hase? Salat-Bar?

    Bes­te Grü­ße, hoffnungfroh,

    Jos­Fritz

  16. @Tim: „also das bei­spiel mit dem abhän­gig beschäf­tig­ten kann ich ja noch nach­voll­zie­hen, das mit dem salo­mon­kri­ti­schen grü­nen nicht. war­um soll­te die­ser nicht mit sei­nem namen auf­tre­ten können?“

    Tim? Ist das Zynis­mus? Oder wit­zig? Oder weißt Du es nicht besser?

    Auch an Dich die herz­li­che Ein­la­dung zu einem per­sön­li­chen Tref­fen. (Nein, kei­ne Sor­ge, frei­es Geleit wird garantiert ;) )

    Grü­ße,
    JosFritz

  17. @JosFritz: na, ers­tens sehe ich immer noch nicht, war­um das nicht genau­so gut medi­al gehen soll (fin­de f2f über­be­wer­tet …), und zwei­tens habe ich da gewis­se Lebens­sti­lin­kom­pa­ti­bi­li­tä­ten, um das mal so zu nen­nen (soll hei­ßen: mal abge­se­hen davon, dass ich kei­nen Alko­hol trin­ke, aber eine Ein­la­dung zu einer Limo anneh­men wür­de, fehlt mir als Vater zwei­er klei­ner Kin­der gera­de auch mas­siv die Zeit, ganz beson­ders abends …). Aber trotz­dem bes­ten Dank!

  18. Ob die Maß­nah­me „rich­tig“ ist, dar­über kann man strei­ten. Man kann sicher auch Argu­men­te gegen eine Real­na­mens­pflicht fin­den. Das wich­tigs­te Argu­ment dage­gen ist für mich in der Tat die nicht mög­li­che Über­prüf­bar­keit. Auf der ande­ren Sei­te ver­ste­he ich gra­de auf­grund des­sen die Reak­tio­nen der Geg­ner nicht. Wer unter einem fal­schen „Real­na­men“ schrei­ben will, kann das nach wie vor tun. Des­we­gen ist die Rege­lung auch nicht wirk­lich sinn­voll. Den­noch fin­de ich die Maß­nah­me aus den von dir genann­ten Grün­den legitim.

  19. @Schestag: Wenn die Akti­on ins Lee­re geht, weil sich ja auch wei­ter­hin jeder mit „fal­schem“ Namen anmel­den kann, dann ist sie, wie die Juris­ten so schön for­mu­lie­ren, nicht „geeig­net“. Damit ver­liert sie aber voll­ends ihre Berech­ti­gung und ver­kommt zur blo­ßen Schikane.

  20. Ihre Argu­men­ta­ti­on ist das alte „wer nichts zu ver­ber­gen hat…“-Argument in grün. Und es wird nicht ein­mal etwas brin­gen. Wer Inter­es­se an Anony­mi­tät hat, wird sich ein­fach einen fal­schen Aller­welts­na­men aus­den­ken. Robert Mül­ler, Jens Wag­ner, Peter Rich­ter. Die Rege­lung ist eine Farce.

  21. @Unfug: Ist das so? Das Argu­ment mit den fal­schen Real­na­mes sehe ich ja irgend­wie ein (auch wenn ich’s eher als Gra­di­ent denn als binä­re Ent­schei­dung ver­ste­he: die BZ-Real­na­me­pflicht trägt dazu bei, ech­te Namen wahr­schein­li­cher und Fakes unwahr­schein­li­cher zu machen, ohne dass letz­te­re ganz aus­ge­schlos­sen wären). Aber ist mei­ne Argu­men­ta­ti­on wirk­lich struk­tu­rell iden­tisch mit dem Anti-Pri­va­cy-Argu­ment? Ich bin mir da – ernst­haft! – nicht so sicher. Trotz­dem: ich fra­ge mich auch schon län­ger, ob Daten­schutz 2.0 nicht für bestimm­te Berei­che eher radi­ka­le Trans­pa­renz für alle als Schutz pri­va­ter Daten bedeu­ten müss­te. Zum Bei­spiel fin­de ich die schwe­di­sche(?) Rege­lung, dass jede/r die Steu­er­da­ten aller Bür­ge­rIn­nen ein­se­hen kann, gar nicht so blöd.

  22. @josfritz
    wel­che nach­tei­le einem salo­mon­kri­ti­schen grü­nen­mit­glied dar­aus erwach­sen, dass es salo­mon­kri­ti­sche mei­nun­gen auch öffent­lich ver­tritt, ver­ste­he ich nicht. bit­te erklär mir das doch mal.
    ger­ne auch ein per­sön­li­ches tref­fen, du weisst ja, wie du mich findest.

  23. Ich lese das als „wer eine Mei­nung hat, mit der sein Umfeld ihn akzep­tiert, für den ändert sich ja nichts“, was im Umkehr­schluss für mich bedeu­tet, dass wer das nicht hat sich eben anpas­sen muss. So zu tun als kön­ne die Neti­quet­te nicht ohne die­se Rege­lung durch­ge­setzt wer­den ist doch nicht rich­tig. Belei­di­gen­de Kom­men­ta­re kön­nen jetzt auch schon edi­tiert wer­den, die­se Maß­nah­me bestraft nicht Belei­di­ger in ers­ter Linie, son­dern Inha­ber unpo­pu­lä­rer Meinungen.

  24. @Till: Irgend­wie wird die Luft lang­sam dünn, oder? Jetzt ist es also schon aus­rei­chen, wenn die Wahr­schein­lich­keit steigt, dass sich auch ein paar Leu­te mit ihrem rich­ti­gen Namen anmel­den. Na ja.

    @Tim; „ger­ne auch ein per­sön­li­ches tref­fen, du weisst ja, wie du mich findest.“

    Klar weiß ich das, steht ja im Inter­net ;) Kön­nen wir gern machen.

    Zu Dei­ner Fra­ge bzgl. der poten­ti­el­len Nach­tei­le: Da braucht es natür­lich viel Phantasie,um sich vor­zu­stel­len, dass es ein Salo­mon­kri­ti­ker bei den Frei­bur­ger Bünd­nis­grü­nen nicht weit brächte…

    Übri­gens bin ich nicht ernst­haft in Sor­ge, denn die ehe­mals vor­han­de­nen inter­nen Kri­ti­ker sit­zen ja als GAF im Rat­haus. Wei­te­re Säu­be­rungs­ak­tio­nen sind da wohl nicht zu befürchten.

  25. Zur Infor­ma­ti­on die Zah­len (Quel­le: Mar­kus Hof­mann im oben zitier­ten BZ-Artikel:

    „Mar­kus Hof­mann (BZ) 26. Febru­ar 2010 – 12:29 Uhr

    @Thomas Samoht: es gab 4 Anru­fe bei unse­rem Tele­fon­team, 2 User haben die Löschung ihres Account („Mei­ne BZ“) ver­an­lasst, 57 wei­te­re haben ihr Kom­men­tar­pro­fil gelöscht. Par­al­lel dazu haben sich 20 User neu registriert.

    Ver­stoß gegen Neti­quet­te melden“

    Es schei­nen übri­gens ziem­lich vie­le Mai­ers und Mül­lers unter den 20 „Neu­en“ zu sein…

  26. Tja, das hast du davon, Till – jetzt ver­ir­ren sich eini­ge der Prot­ago­nis­ten des pein­li­chen Empö­rungs­ge­tau­mels der BZ-Kom­men­ta­to­ren auch hier her. Hof­fent­lich sen­ken die nicht auch das Niveau dei­nes von mir durch­aus geschätz­ten Blogs.

  27. @Josfritz
    Wer bei der Links­par­tei eine Pri­va­ti­sie­rung der Bahn for­dert, wird es ver­mut­lich bei den Lin­ken auch nicht weit brin­gen… Dass gewis­se inhalt­li­che Posi­tio­nie­run­gen einer Par­tei­kar­rie­re nicht för­der­lich sind, ist nun wirk­lich nichts neues.
    Nun scheint es dir dar­um ja aber nicht zu gehen, son­dern um die stei­le the­se, man dürf­te bei den frei­bur­ger grü­nen nichts gegen den OB sagen. natür­lich darf man das. wie immer in der poli­tik gilt: man muss gute grün­de haben. übri­gens: die mit­glie­der­ver­samm­lung der frei­bur­ger grü­nen hat mich trotz deut­li­cher kri­tik an einer gan­zen rei­he kom­mu­nal­po­li­ti­scher ent­schei­dun­gen, z.B. dem alko­hol­ver­bot, statt einem amtie­ren­den stadt­rat auf den platz acht der kom­mu­nal­wahl­lis­te gewählt und seit rund einem jahr bin ich auch in den kreis­vor­stand gewählt wor­den. nach der ver­que­ren logik, dass kri­tik an die­ter salo­mon ein aus­schluß­kri­te­ri­um dar­stellt, hät­te das ja nicht pas­sie­ren dür­fen, oder?

  28. Ich hal­te Dei­ne par­tei­in­ter­ne Kri­tik für unge­fähr so schwer­wie­gend und ernst­haft wie die „Kan­di­da­tur“ von UvK gegen sei­nen Chef, aber da kann ich mich natür­lich irren, weil mir die Innen­sicht abgeht.

    Aus­nahms­wei­se woll­te ich hier aller­dings eigent­lich gar nicht über Dei­ne Par­tei und ihren Spit­zen­mann dis­ku­tie­ren, son­dern über die gewoll­ten oder unge­woll­ten, jeden­falls aber real exis­tie­ren­den Zen­sur­me­tho­den der Badi­schen-Zei­tung. Das Bei­spiel vom bünd­nis­grü­nen Salo­mon-Kri­ti­ker ist mei­ner Mei­nung nach ein sehr abs­trak­tes Beispiel.

    Sehr kon­kret sind hin­ge­gen die 57 „Esel“, die sich aus Sor­ge um ihre beruf­li­che Exis­tenz wei­gern, unter ihrem rich­ti­gen Namen zu kom­men­tie­ren, und des­halb von der Wahr­neh­mung ihres Rech­tes auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung in der Frei­bur­ger Mono­pol-Pres­se aus­ge­schlos­sen werden.

  29. @Unfug: Jetzt lässt sich treff­lich dar­über strei­ten, ob zur Mei­nungs­frei­heit auch das Tra­gen von Kon­se­quen­zen der Zurech­nung der geäu­ßer­ten Mei­nung auf die eige­nen Per­son dazu­ge­hört oder nicht. Auch das sehe ich gra­du­ell – natür­lich kann es nicht ange­hen, dass jemand für eine Mei­nungs­äu­ße­rung z.B. ins Gefäng­nis kommt. Aber für eine Mei­nungs­äu­ße­rung das Risi­ko auf sich zu neh­men, sich in einer anders­den­ken­den Grup­pe unbe­liebt zu machen? Das gehört dazu, fin­de ich.

    @JosFritz: Die Luft wird nicht dünn – oben schon (in Kom­men­tar Nr. 7) habe ich gesagt, dass ich das gan­ze als Maß­nah­me sehe, die Kos­ten fürs Anonym­blei­ben zu erhö­hen. Um nichts ande­res geht es mir in der For­mu­lie­rung unten. Und ganz abge­se­hen davon: in der Dis­kus­si­on sind auch noch mal ein paar Argu­men­te gefal­len, die rea­le Pro­ble­me (vs. künst­li­cher Auf­ge­regt­heit) auf­zei­gen. Ich glau­be nicht, dass die so gra­vie­rend sind, dass die BZ von ihrem Vor­ha­ben ablas­sen soll (weil selbst wenn sie das Mono­pol­blatt ist – ein Mono­pol auf Öffent­lich­keit hat auch die Badi­sche Zei­tung nicht mehr), aber es wird doch deut­lich, unter wel­chen Bedin­gun­gen eine Real­na­me­pflicht gefähr­lich sein kann.

    @Jens: Och, ich freue mich über Kom­men­ta­re – und habe den Ein­druck, dass unter den rich­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen man­che „Pseu­dos“ durch­aus in der Lage sind, sich auf eine Dis­kus­si­on einzulassen ;-)

  30. Das war dann wohl, ein biss­chen ver­klau­su­liert, die Kapi­tu­la­ti­on vor der Realität:

    „Bernd Ser­ger (BZ) 26. Febru­ar 2010 – 16:06 Uhr

    Hal­lo wer­te User und/oder BZ-Leser,

    an dem badi­schen Wap­pen neben an könnt Ihr erken­nen, dass ich bei der BZ bin (wie übri­gens alle, die bei der BZ arbei­ten, sich in die­sem Forum kennt­lich machen müs­sen – das gehört auch zu den Regeln). Bei der BZ bin ich für die Lokal­re­dak­tio­nen zustän­dig, die ja nun einen gro­ßen Teil zu den Inhal­ten auf BZ-Online bei­steu­ern. Dies zu mei­ner Per­son. Die Dis­kus­si­on um die Echt­na­men ist – wie erwar­tet – hef­tig und kon­tro­vers. Die Beden­ken, was den Daten­schutz angeht, sind aus mei­ner Sicht ver­ständ­lich. Wer sich im Netz bewegt oder wer dort bewegt wird, hin­ter­lässt Spu­ren, das ist (lei­der) so – und ich hof­fe, ohne Inter­net-Fach­mann zu sein, auf krea­ti­ve Köp­fe, die hier doch noch Lösun­gen fin­den, durch die man, wenn man will, wie­der anonym(er) wer­den kann.“

    Erin­nert mich stark an den Umgang vie­ler Städ­te mit der Fein­staub­pla­ket­te: Als unsin­nig erkann­te Regeln blei­ben bestehen, aber man kon­trol­liert halt ein­fach nicht mehr. Aller­dings muss man den Städ­ten zugu­te hal­ten, dass sie die unsin­ni­ge Rege­lung nicht selbst zurück­neh­men kön­nen. Die BZ kann und soll­te Pseud­ony­me auch offi­zi­ell wie­der­zu­las­sen. Oder soll ich mich wirk­lich als Mül­ler-Zwo registrieren?

    „Habe ich für die­ses Miß­trau­en und ent­spre­chen­de Kon­se­quen­zen Ver­ständ­nis, so wun­de­re ich mich über das Miß­trau­en und die Aggres­si­vi­tät, die den Kol­le­gen der Online-Redak­ti­on ent­ge­gen­schla­gen. Was sie auch tun, wird erst­mal bearg­wöhnt, und wenn sie – hier im Forum – sich mal zurück­hal­ten, weil sie auch noch was ande­rers tun müs­sen. dann muss auch da eine Gemein­heit dahin­ter ste­cken. Wie die Sta­tis­ti­ken zei­gen, hat sich BZ-Online sehr gut ent­wi­ckelt – da kön­nen ja nicht nur lau­ter Igno­ran­ten und Ver­sa­ger betei­ligt sein. Die­se Forum ist ein Ange­bot – aus mei­ner Sicht ein fai­res Ange­bot. Wir hof­fen, dass mit der geän­der­ten Neti­quet­te ein Niveau der Kom­mu­ni­ka­ti­on erreicht und gehal­ten wer­den kann, das den Namen Com­mu­ni­ty bestä­tigt – etwas Gemein­sa­mes eben, das mehr ist als Miß­trau­en, Arg­wohn und Scha­den­freu­de. Zu viel verlangt?“

    Die Aggres­si­vi­tät des Dis­kur­ses liegt zum einen an den betei­lig­ten Per­sön­lich­kei­ten. Sie hat aber auch etwas damit zu tun, dass es für vie­le Benut­zer ums Gan­ze geht, weil sie von der BZ vor die Wahl gestellt wer­den – hof­fent­lich bald: wur­den – ent­we­der auf die Mög­lich­keit (und m.E. ihr gutes Recht) der frei­en und anony­men Mei­nungs­äu­ße­rung in der Frei­bur­ger Mono­pol-Pres­se zu ver­zich­ten, oder aber schwe­re beruf­li­che und pri­va­te Kon­se­quen­zen auf sich neh­men zu müssen.

  31. @Till: ;), klar. Aber unter dem Pseud­onym mel­de ich mich frü­hes­tens mor­gen wie­der an – das könn­te sonst als Hohn miss­ver­stan­den wer­den, und mir geht es, auch wenn mein Stil bis­wei­len pole­misch ist, nur um die Sache.

    Trotz aller Kri­tik, das möch­te ich auch noch­mal deut­lich sagen, ist die „Badi­sche“ die bes­te mir bekann­te Lokal­zei­tung. Und das soll so bleiben.

  32. Das ist aber bei einer Lokal­zei­tung wie der BZ de fac­to ein Hin­ein­tra­gen der Poli­tik in jeden Betrieb. Die Äuße­rung im Kom­men­tar­teil ist nicht mehr unver­bind­li­che Debat­te mit Wild­frem­den, son­dern wird zum nament­lich unter­schrie­be­nen Leser­brief. Irgend­ein Stift bekommt vom Meis­ter die nächs­ten zwei Wochen nur noch die übels­te Arbeit oder wird sonst gemobbt, weil dem Meis­ter der unge­wöhn­li­che Nach­na­me des Stifts vor einem Kom­men­tar pro Hasch­le­ga­li­sie­rung oder was auch immer auf­ge­fal­len ist. Das kann im schlimms­ten Fall zur Exis­tenz­fra­ge aus­wach­sen, und nicht nur für Men­schen mit wenig main­stream­t­aug­li­chen Mei­nun­gen, son­dern auch für „ganz nor­ma­le“ Men­schen mit into­le­ran­ten Vor­ge­setz­ten. Bis­her kann ich mich im Gespräch mit dem Chef auf „Ja Chef“ und „Ok Chef“ beschrän­ken, jetzt auf ein­mal kriegt er jeden Tag mei­ne poli­ti­schen Ansich­ten ser­viert. Ich fin­de dass die Nach­tei­le die – unbe­wie­se­nen – Vor­tei­le über­wie­gen. Und das gilt nicht nur für Lin­ke, in den Kom­men­ta­ren ist auch ein FDP-Anhän­ger und Bur­schen­schaf­ter, der sich nicht mehr äußern will, weil er kei­ne Lust hat, sein Auto abge­fa­ckelt zu bekommen. 

    Hier wird ohne guten Grund eines der weni­gen über­haupt exis­tie­ren­den Foren für offe­ne und angst­freie poli­ti­sche Dis­kus­si­on mit Anders­den­ken­den über ideo­lo­gi­sche und Sozio­top­gren­zen hin­weg für vie­le Nut­zer unbrauch­bar gemacht.

  33. Offe­ner Brief an die BZ:

    **************************************

    27. Febru­ar 2010 – 10:25 Uhr Hal­lo BZ,

    ich habe soeben mein im Dezem­ber wg. der Preis­er­hö­hung und des Salo­mon-Enga­ge­ments Ihres Ver­le­gers gekün­dig­tes Online-Abo erneu­ert. Natür­lich wird der ent­spre­chen­de Betrag nicht von Joseph Fried­richs Kon­to abge­bucht – der hat lei­der keins – son­dern vom Kon­to eines guten Kumpels.

    Bit­te betrach­ten Sie das als klei­ne Ges­te zur Unter­strei­chung mei­nes guten Wil­lens, als Leser/Benutzer mit mei­ner ein­zi­gen loka­len Zei­tung fried­lich und für bei­de Sei­ten gewinn­brin­gend zu koexistieren.

    Ich for­de­re hier­mit auch die ande­ren Benut­zer, die sich abge­mel­det und/oder ihr Abo stor­niert haben, auf, die­sen Schritt rück­gän­gig zu machen und sich unter ihrem wie auch immer lau­ten­den „Klar­na­men“ wie­der zu registrieren.

    Uns geht es schließ­lich um die Sache: Wir wol­len hier unse­re Mei­nung – gera­de vor den Wah­len zum Ober­bür­ger­meis­ter – auch wei­ter­hin offen sagen kön­nen, ohne Repres­sa­li­en befürch­ten zu müssen.

    Der oben schon von mir zitier­te Kom­men­tar von Bernd Ser­ger bedeu­tet für mich, dass die Badi­sche Zei­tung Pseud­ony­me auch wei­ter­hin still­schwei­gend tole­rie­ren wird. Damit kön­nen wir als Benut­zer, den­ke ich, leben.

    Und wir soll­ten nie ver­ges­sen: Bei der BZ sit­zen Men­schen aus Fleisch und Blut an den Redak­ti­ons­com­pu­tern, vor denen wir Respekt haben soll­ten, wenn wir von ihnen Respekt erwarten.

    In der Hoff­nung auf ein gedeih­li­ches Mit­ein­an­der und mit bes­ten Grüßen
    Joseph Friedrich

    1. @Willi: im Prin­zip ja, aber … ich weiss nur, dass bei den Ein­trä­gen hier eine wohl vali­de e‑Mail-Adres­se ange­ge­ben ist. Aller­dings ist es nicht an mir, die weiterzugeben.

  34. Hal­lo Willi,

    wenn Du mir plau­si­bel erklärst, war­um Du mir schrei­ben willst, bekommst Du gern mei­ne Email-Adres­se; noch ein­fa­cher kannst Du mich – nach Anmel­dung – über fudder.de und mein dor­ti­ges Pro­fil per PN erreichen.

    Grü­ße
    JF

  35. Ganz klar für Klar­na­men – Der Frei­bur­ger Poli­zei­prä­si­dent (oder sein Namens­vet­ter) gibt sich die Ehre:

    Bern­hard Rot­zin­ger 19. März 2010 – 21:07 Uhr

    Die auf­ge­reg­te Reak­ti­on all der bis­he­ri­gen „Hecken­schüt­zen“ zeigt, dass die BZ abso­lut auf dem rich­ti­gen Weg ist! Vie­len Dank dafür.
    Wenn die Mei­nung von rea­len Bür­gern kom­mu­ni­ziert wird, die mit ihrem Namen zu ihrer Mei­nung ste­hen, ist es auch wie­der erträg­lich – wie bei Leser­brie­fen – die­se Mei­nung zur Kennt­nis zu nehmen.
    (Zitat Ende)

    http://www.badische-zeitung.de/kommentieren-sie-unter-ihrem-richtigen-namen (ca. Kom­men­tar #460)

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